Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
die angeblich diese Lehre befolgen. Die militanten Anhänger umstürzlerischer Propheten haben mehr Blut vergossen als irgendeine andere Gruppe in der Geschichte der Menschheit.“
„Kein Exot würde jemals Blut vergießen“, erwiderte Mondar sanft.
„Nicht unmittelbar“, versetzte Cletus. „Doch um jene Zukunft zu erbauen, von der sie träumen, sinnt er auf irgendwelche Mittel, um die Gegenwart auszulöschen, so wie wir Sie erleben. Sie können zwar behaupten, daß sich Ihr Ziel von der Revolution zur Evolution gewandelt hat, aber Ihr Vorhaben ist dennoch stets auf die Zerstörung des gegenwärtig Vorhandenen gerichtet, um für etwas anderes Raum zu schaffen. Sie arbeiten an der Zerstörung der Gegenwart – und dazu gehört eine Portion Unbarmherzigkeit, die mir nicht liegt und die ich nicht akzeptieren kann.“
Er hielt inne, Mondar jedoch schaute ihm eine Weile in die Augen.
„Cletus“, sagte Mondar schließlich, „können Sie Ihrer selbst so sicher sein?“
„Ja“, erwiderte Cletus, „ich fürchte, ich kann.“ Er wandte sich der Tür zu. Als er die Tür erreicht und die Hand auf die Klinke gelegt hatte, drehte er sich noch einmal um.
„Trotzdem vielen Dank, Mondar“, sagte er. „Vielleicht werden Sie und Ihre Exoten eines Tages meinen Weg einschlagen. Ich aber möchte nicht den Ihren gehen. Gute Nacht.“
Er öffnete die Tür.
„Cletus“, sagte Mondar hinter seinem Rücken, „wenn Sie jetzt unser Angebot ablehnen, dann tun Sie das auf eigene Gefahr. Bei dem, was Sie vorhaben, sind größere Kräfte am Werk als Sie ahnen.“
Cletus schüttelte den Kopf. „Gute Nacht“, wiederholte er und ging hinaus.
In der Halle stöberte er Arvid auf und sagte dem jungen Leutnant, daß sie aufbrechen würden. Als die beiden den Parkplatz erreichten und Cletus die Tür des Luftfahrzeugs öffnete, barst der Himmel über ihnen in einer gewaltigen Explosion von Blitz und Donner, und die Regentropfen prasselten hernieder wie Hagelkörner.
Die beiden sahen zu, daß sie ins Fahrzeug kamen. Der Regen war eiskalt, und die paar Sekunden, in denen sie dem Platzregen ausgesetzt waren, genügten, um sie bis auf die Haut naß werden zu lassen, so daß ihnen die Jacken an den Schultern klebten. Arvid startete den Wagen und lenkte ihn aus der Parklücke.
„Heute Abend ist die Hölle los“, murmelte er, während sie durch die Stadt fuhren. Dann starrte er Cletus, der neben ihm saß, verblüfft an.
„Warum habe ich das jetzt gesagt?“ fragte er. Aber Cletus gab ihm keine Antwort, und nach wenigen Sekunden wußte Arvid selbst die Antwort auf seine Frage.
„Egal“, sagte er vor sich hin. „Wie dem auch sei, es stimmt auffallend.“
7
Cletus erwachte mit dem Gefühlt, daß jemand versuchte, sein linkes Knie langsam, aber sicher zu brechen. Der dumpfe Schmerz hatte ihn aus dem Schlaf gerissen, und für einen Augenblick war er dann ganz gefangen – der Schmerz füllte sein ganzes Bewußtsein restlos aus.
Dann aber gewann sein praktischer Sinn wieder die Oberhand. Er rollte sich auf den Rücken und starrte zu der weißen Decke hinauf, die sich sieben Fuß über seinem Kopf befand. Er begann bei der Oberschenkelmuskulatur und befahl den großen Muskeln seiner Arme und Beine, sich zu entspannen. Dann kamen die Nacken- und Gesichtsmuskeln dran, schließlich die Bauchmuskulatur, bis er spürte, daß sich sein ganzer Körper entspannte.
Sein Körper fühlte sich jetzt schwer und schlaff an, die Augen waren halb geschlossen. Er lag da, unberührt von den verschiedenen leisen Geräuschen, die aus anderen Räumen der Unterkunft zu ihm drangen. Er trieb leise und leicht wie über die Oberfläche eines warmen Ozeans dahin.
Der Entspannungszustand, den er sich suggeriert hatte,
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