Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
löste allmählich die Schmerzen in seinem Knie. Langsam und vorsichtig, damit der Schmerz und die Spannung nicht zurückkamen, griff er nach dem Kissen in seinem Rücken und richtete sich im Bett auf. Halb sitzend streifte er die Decken ab und betrachtete sein linkes Bein.
Das Knie war aufgedunsen, steif und geschwollen. Es hatte sich zwar nicht verfärbt, aber es war bis zur Bewegungslosigkeit geschwollen. Er konzentrierte seinen Blick auf sein geschwollenes Knie und nahm alle seine Kräfte zusammen, um es wieder einigermaßen normal und beweglich zu machen.
Immer noch schwebend, immer noch dahintreibend in jenem fast primitiven Geisteszustand, den man allgemein als Regression bezeichnet, versuchte er, zwischen seinen Schmerzen im Knie und der Schmerzmeldung in seinem Gehirn eine Verbindung herzustellen und gleichzeitig die Meldung in ein geistiges Äquivalent jener physischen Entspannung und Ruhe umzuwandeln, die bereits seinen Körper beherrschte. Während er so dahinschwebte, merkte er, daß die Schmerzmeldung allmählich verblaßte. Sie schwand immer mehr dahin, wie eine mit unsichtbarer Tinte geschriebene Nachricht, die immer mehr verblaßte und schließlich unsichtbar wurde.
Das, was er zuvor als Schmerz empfunden hatte, war immer noch in seinem Knie vorhanden. Doch es war lediglich eine Wahrnehmung, weder Schmerz noch Druck, dennoch mit diesem wie mit jenem Gefühl verwandt. Jetzt, nachdem er den früheren Schmerz als getrennte Wahrnehmungseinheit erkannt hatte, begann er sich auf das physische Gefühl von Druck zwischen Blut und Schenkel zu konzentrieren, wo die Blutgefäße derart geschwollen waren, daß sein Bein praktisch gelähmt war.
Er versuchte sich seine Blutgefäße vorzustellen. Dann konzentrierte er sich auf die Venen und die Arterien und dachte an ihre Funktion und Reaktion. Er konnte buchstäblich sehen, wie sich die Gefäße entspannten, sich zusammenzogen und ihren flüssigen Inhalt zu jenem Röhrensystem im Bein lenkten, zu dem zahlreiche Anschlüsse führten.
Etwa zehn Minuten lang konnte er keine Reaktion aus dem Kniebereich spüren. Doch dann merkte er, wie der Druck allmählich nachließ und sich wohlige Wärme in seinem Knie ausbreitete. Nach weiteren fünf Minuten sah er, daß die Schwellung tatsächlich zurückging. Und zehn Minuten später war das Knie zwar immer noch geschwollen, aber er konnte es um gute sechzig Grad biegen. Das reichte vollauf. Er schwang sich mit beiden Beinen aus dem Bett, stand auf und begann sich anzukleiden.
Er war gerade damit beschäftigt, das Koppel um seine Dschungelkleidung zu legen, als es an seine Tür klopfte. Cletus warf einen Blick auf die Uhr neben seinem Bett. Sie zeigte acht Minuten vor fünf.
„Immer herein“, sagte er.
Arvid trat ins Zimmer.
„Sie sind aber früh auf den Beinen, Arv“, sagte Cletus, ließ sein Koppelschloß einschnappen und streckte die Hand nach der Pistole aus, die neben ihm auf der Kommode lag. Er ließ die Waffe in das Halfter gleiten, das an seinem Gürtel hing. „Haben Sie alles bekommen, was ich brauche?“
„Jawohl, Sir“, sagte Arvid. „Lautsprecher und Minen sind im Gepäck verstaut. Das Gewehr konnte ich nicht unterbringen, doch es befindet sich beim Gepäck, das am Flugesel befestigt wurde.“
„Und der Flugesel selbst?“
„Ich habe ihn im Gepäckraum eines Kurierwagens gefunden, außerhalb …“ Arvid zögerte. „Ich wollte eigentlich mitgehen, Sir, aber die Order lautete nur auf Sie, ebenso der Befehl des kommandierenden Feldoffiziers, der die Kompanie leitet. Sie haben einen Oberleutnant für Sie abgestellt, einen gewissen Bill Athyer.“
„Und dieser Bill Athyer ist nicht so gut, was?“ fragte Cletus
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