Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
kaum mehr beeindruckte als der Schatten einer Regenwolke, der auf glühendes Eisen fällt. Während er den Blick der übrigen Passagiere sorgfältig mied, wandte er sich um und verließ den Speiseraum. Der Steward hatte sich bereits während der ersten Worte deCastries verdrückt. Pater Ten setzte sich wieder auf seinen Stuhl und schaute Cletus finster an.
„Was die exotische Enklave in St. Louis betrifft“, wandte sich Cletus an Mondar – wobei er von den vorhergehenden Ereignissen wenig beeindruckt zu sein schien –, „so war man so freundlich, mir Bücher für meine Recherchen zu leihen.“
„Oh?“ Mondars Gesicht zeigte höfliches Interesse. „Sind Sie Schriftsteller, Oberst?“
„Gelehrter“, erwiderte Cletus. Seine grauen Augen hafteten jetzt auf dem Exoten. „Ich arbeite jetzt am vierten Band eines zwanzigbändigen Werkes, das ich vor drei Jahren begonnen habe – über taktische und strategische Überlegungen. Doch das ist jetzt unwichtig. Dürfte ich nun die anderen Herrschaften kennenlernen?“
Mondar nickte. „Ich bin Mondar, wie Sie wissen.“
„Oberst Eachan Khan“, fuhr er fort und wandte sich an den Dorsai zu seiner Rechten, „darf ich Ihnen Oberstleutnant Cletus Grahame von den Streitkräften der Allianz vorstellen?“
„Es ist mir eine Ehre, Oberst“, sagte Eachan Khan mit abgehacktem, altmodischen britischen Akzent.
„Ganz meinerseits, Sir“, versetzte Cletus.
„Und Oberst Khans Tochter Melissa Khan“, sagte Mondar.
„Hallo.“ Cletus lächelte ihr erneut zu.
„Angenehm“, sagte sie kühl.
„Unseren Gastgeber, Herrn Minister Dow deCastries, haben Sie bereits erkannt“, sagte Mondar. „Herr Minister – Oberst Cletus Grahame.“
„Ich fürchte, es ist bereits zu spät, Sie zum Abendessen einzuladen, Oberst“, meinte deCastries mit dunkler Stimme. „Wir alle haben bereits gegessen.“ Er winkte den Steward heran. „Darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten?“
„Und schließlich der Gentleman zur Rechten des Ministers“, sagte Mondar. „Er heißt Pater Ten und hat ein eidetisches Gedächtnis, Oberst – er ist ein wandelndes Lexikon, eine Fundgrube in jeder Beziehung.“
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Ten“, sagte Cletus. „Vielleicht läßt es sich einrichten, daß ich Sie mir anstelle von Buchmaterial bei der nächsten Gelegenheit ausborge.“
„Geben Sie sich keine Mühe!“ meinte Pater Ten unerwartet. Er hatte eine krächzende, hohe, aber überraschend tragende Stimme. „Ich habe ihre ersten drei Bände durchgesehen – nichts als wilde Theorien, untermauert von aufgewärmter Militärgeschichte. Man hätte Sie aus der Akademie hinauswerfen müssen, wenn Sie nicht vorher um Ihre Versetzung gebeten hätten. Wie dem auch sei, Sie sind draußen. Wer wird jetzt ihre Sachen lesen? Sie werden Ihr viertes Buch nie zu Ende bringen.“
„Wie ich Ihnen schon sagte“, durchbrach Mondar die Stille, die dieser verbalen Explosion folgte. Cletus schaute den kleinen Mann mit einem schwachen Lächeln an, das dem Lächeln deCastries’ von vorhin glich. „Ten ist ein wandelndes Lexikon.“
„Ich weiß, was Sie meinen“, erwiderte Cletus. „Aber Wissen und Schlußfolgerungen sind zwei Paar Schuhe. Darum werde ich alle sechzehn weiteren Bände vollenden, trotz der Zweifel von Herrn Ten. Darum bin ich nach Kultis aufgebrochen, um sicherzustellen, daß ich das Werk vollenden kann.“
„So ist’s richtig – holen Sie sich nur da draußen konkurrenzlos Ihre Lorbeeren“, krächzte Pater Ten. „Gewinnen Sie den Krieg in Bakhalla in sechs Wochen, und machen Sie sich zum Helden der Allianz.“
„Gar keine schlechte Idee“, sagte Cletus, während der Steward ein
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