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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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widerwärtigen Gelb heraus. Hatte das Gasfeld sich vergrößert? Oder hatten sie die Richtung verloren? Dem Sonnenstand nach zu urteilen keinesfalls. Wahrscheinlich waren sie einfach bedeutend langsamer als auf dem Hinweg.
    Zehn Sandstriche nach Verstreichen der Stunde vermeinte der vorausgehende Korporal Garsid das Ende des Gasfeldes zu sehen. Keuchend rief er etwas durch sein grünlich triefendes Tuch. Alle beschleunigten ihre Schritte. Aber das vermeintliche Ende erwies sich als eine Fata Morgana innerhalb des Gases, eine Verwehung von weniger eindeutiger Farbe. Tadao Nelat verlor nun die Besinnung. Glücklicherweise saß er bereits im Wagen und stürzte gar nicht erst. Er kippte einfach zur Seite. Der neben ihm sitzende Fergran von den Holtzenauen machte sich dennoch Sorgen um Nelats Gesundheitszustand.
    Es dauerte noch eine weitere Drittelstunde, bis das Gasfeld tatsächlich durchquert war. Die meisten Infanteristen sanken in respektvoller Entfernung von den äußersten Schwaden auf die Knie und atmeten sich erst einmal die Brustkörbe frei. Alle husteten. Es fühlte sich an, als hätte man Wasser in der Lunge oder gar Blut. Fenna keuchte nur noch und versuchte dabei, ein Japsen zu unterdrücken. Gyffs war deutlich unbeschadeter durchs Gas gegangen als er.
    »Wir liegen im Zeitrahmen etwas zurück«, trieb sie ihre Männer an. »Wenn wir weiter so herumtrödeln, müssen wir die Nachtruhen verkürzen, damit wir übermorgen nicht erst mitten in der Dunkelheit die Festung erreichen.«
    Für eine Stunde zeigte diese Mahnung Wirkung. Während Tadao Nelat wieder zu sich kam, bemühte sich der Infanteristenzug um ein erhöhtes Marschtempo. Aber nach einer Stunde wurden sie umso langsamer. Die Zungen hingen ihnen aus den Mündern wie Hunden. Es war Zeit für den nächsten Wechsel: Die Infanteristen durften auf den Wagen, der Fernwaffenzug musste wieder wandern. Auch Fenna ging mit hoch unter die Plane und legte sich sofort erschöpft aufs Ohr.
    Lement notierte in seiner Kladde, dass die Dritte Kompanie die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hatte. Noch niemals zuvor waren diese Männer vier Tage am Stück marschiert. Jetzt war es einzig und allein dem mitgeführten leeren Wagen zu verdanken, dass die Kompanie nicht alle halbe Stunde eine halbe Stunde Rast einlegen musste.
    Sie fanden den süßen Fluss wieder. Auch dessen Wasser schien nun – womöglich war es eine Auswirkung des vermehrt eingeatmeten Gases – deutlich penetranter zu stinken als noch gestern früh. Tadao Nelat taumelte mehr, als dass er geradeaus ging. Ekhanner und von den Holtzenauen wirkten ebenfalls sehr angeschlagen. Vom ganzen Fernwaffenzug hielten sich nur noch Stodaert und Korporal Deleven gerade.
    Gyffs sah ein, dass es keinen Sinn mehr hatte, Geschwindigkeit einzufordern. Sie ließ zwei längere Rasten zu. Darüber hinaus kündigte sie an, die Nachtruhe schon in die Dämmerung vorzuverlegen, damit die Männer wieder nachhaltig zu Kräften kommen konnten. Es gab noch einen letzten Wechsel der Wagenpassagiere, dann senkte sich die Sonne schnell, wie ebenfalls zu Tode ermattet von diesem Tag.
    In dieser Nacht schlief die gesamte erste Wachschicht – Korporal Garsid, Nelat und Behnk – während der Wachpflicht ein. Die zweite Schicht – Gyffs, Kindem, Kertz und Stodaert – wurde also überhaupt nicht geweckt und schlief durch. Emjen Raubiel – der sich nun des Nachts zwar nicht mehr um seine Ladung, aber immer noch um sein Gespann, seinen Wagen und seine Tochter sorgen musste – wachte während der dritten Schicht auf und stellte entsetzt fest, dass das gesamte Lager vollkommen unbewacht in der Nacht lag. Er weckte die Leutnants, und nun gab es ein großes Geschrei. Leutnant Gyffs war außer sich. Da sie selbst in der zweiten Schicht eingeteilt gewesen war, aber nicht geweckt wurde, durchschaute sie sofort, wo der Fehler gelegen haben musste. »Was fällt euch denn ein?«, herrschte sie Garsid, Nelat und Behnk an. »Ist euch eigentlich klar, was ihr da angerichtet habt? Wir sind im Affenmenschenland! Die hätten sich leicht anschleichen und jedem von uns im Schlaf die Kehle durchschneiden können!«
    »Die drei sind die einzige Wachgruppe, die nur zu dritt ist«, nahm Leutnant Fenna die Sünder in Schutz. »Das war von Anfang an ein Schwachpunkt in unserer Einteilung. Vielleicht hätten wir doch Lement oder die Raubiels mit einbinden sollen, der Sicherheit zuliebe.«
    »Ach, du! Du hast Verständnis, weil du wahrscheinlich selber

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