Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
freigekämpft werden muss. Den Spuren dieses ersten, schnellen Kampftrupps folgt ein zweiter, dessen Geschwindigkeit den Planwagen angepasst ist, auf denen die Überlebenden zur Festung transportiert werden sollen. Wir nehmen diesmal festungseigenes Material und Proviant. Die Raubiels werden also nicht wieder dabei sein. Zusammen mit den beiden heute angeforderten kommen wir so auf vier Wagen, was reichen muss, um sechsunddreißig Überlebende und den zweiten Trupp zu transportieren. Leutnants, wir möchten, dass die Dritte Kompanie diesen zweiten Trupp stellt. Die Mission ist beinahe dieselbe wie die, die Ihr erst vor wenigen Tagen erfolgreich zu Ende gebracht habt. Eure Kompanie verfügt deshalb über die entsprechende Erfahrung, weshalb sie uns geeigneter erscheint als Hobock & Sells. Traut Ihr Euren Männern zu, so schnell schon wieder ins Feindesland zurückzukehren?«
    »Auf jeden Fall«, antwortete Fenna bestimmt. »Korporal Kindem würde ich noch nicht mitnehmen, wegen seiner zu frischen Amputation, aber das ist kein Problem, den Infanteriezug können Leutnant Gyffs und ich leiten. Davon abgesehen sind alle Männer einsatzbereit.«
    »Leutnant Gyffs? Ihr seht nicht ganz so begeistert aus wie Leutnant Fenna?«
    »Ich … nun ja, ich …«
    »Sprecht Eure Meinung frei aus«, sagte Oberst Jenko väterlich. »Deshalb haben wir Euch beide ja hierher gebeten.«
    Leutnant Gyffs blinzelte in eine der Kerzen, die ihr ungewöhnlich grell erschien. »Ich … denke auch, dass die Dritte Kompanie schon wieder einsatzbereit ist. Zumal es uns wahrscheinlich diesmal von Anfang an gestattet wird, auf den Wagen mitzufahren.«
    »Auf jeden Fall«, nickte Hauptmann Gollberg. »Dies ist keine Übungsmission mehr. Dies ist ein Ernstfall. Da geht es nicht darum, die Soldaten zu erproben, sondern sie so gesund und leistungsfähig wie möglich zu halten.«
    »Gut, das habe ich auch so verstanden, Herr Hauptmann. Was ich aber nicht ganz verstehe, ist: Woher wissen wir, dass Onjalbans Aussagen überhaupt richtig sind? Er spricht von Affenmenschen auf Einhörnern, von schönen Wesen mit silbernen Augen, von brennenden Männern und Blinden, die sich von Schlangen ernähren. Woher wissen wir, dass er nicht ganz einfach nur den Verstand verloren hat, seit … das Ganze passiert ist?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte auch Hauptmann Gollberg. »Und wir nehmen dennoch mehr als die Hälfte der militärischen Besatzung der Festung Carlyr und setzen sie einer nicht zu unterschätzenden Gefahr aus. Das ist der Grund, weshalb wir hier sind, Leutnant Gyffs. Solange auch nur die geringste Chance gegeben ist, dass sich im Feindesland noch Menschen aufhalten, die gerne zurückmöchten in den Schoß der Krone und des Kontinents, ist es unsere von den Göttern gesegnete Pflicht, alles in unserer Macht Stehende zu unternehmen, um diese armen Teufel heimzuholen. Oder was würdet Ihr erwarten, wenn Ihr in Erfüllung Eurer Pflicht dort oben in Gefangenschaft geraten wärt? Würdet Ihr erwarten, dass wir Euch vergessen?«
    »D-diese Frage kann ich nicht so einfach beantworten, Herr Hauptmann«, sagte Gyffs eingeschüchtert.
    »Die Frage war vielleicht missverständlich gestellt. Ich wollte nicht Eure Opferbereitschaft bestätigt bekommen, Leutnant Gyffs, sondern lediglich von Euch wissen, ob Ihr nicht auch der Meinung seid, dass die Armee einen Zusammenhalt besitzt, der Opferbereitschaft nicht nur ein-, sondern auch ausschließt?«
    Leutnant Gyffs blinzelte verwirrt. Die Frage entschlüpfte ihrem Verständnis wie ein glitschiger Aal. »Ich … denke, dass … Opferbereitschaft zu den grundlegenden Tugenden eines jeden Soldaten gehört, Hauptmann«, antwortete sie ausweichend.
    Gollberg lächelte traurig und nickte dann. »Also seid Ihr mit Leutnant Fenna einer Meinung, dass die Dritte Kompanie dieser Aufgabe gewachsen ist?«
    »Selbstverständlich, Hauptmann Gollberg.«
    »Dann ist alles geklärt. Beginn der Mission Augenlicht ist morgen früh bei Einsetzen der Dämmerung. Eure Kompanie mit den vier Wagen bricht in der Dämmerung auf, und zwar in der Euch wohlbekannten Richtung der zwei Säulen. Meiner Kompanie und den Pferden gönne ich noch einen weiteren halben Tag Ruhe, was sich hinterher als entscheidender Vorteil herausstellen könnte. Wir sind ohnehin schneller als Ihr und werden Euch dann am Abend des ersten Tages einholen und passieren und jene Spur hinterlassen, der Ihr von dort an bis zum Zielpunkt zu folgen habt. Wenn die Lage am Zielpunkt als

Weitere Kostenlose Bücher