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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sie ihn fand, nicht einfach mit einem Fingerschnippen in Flammen aufgehen lassen? Oder jetzt die Festung? Mit einem gleißenden Licht wie am Skorpionshügel – und niemand von uns wacht jemals mehr auf.«
    »Ja. Vielleicht kann er das nicht alleine. Vielleicht braucht er die Hilfe dieser drei silberäugigen Wesen und des brennenden Mannes.«
    »Selbst dann. Was gewinnen sie? Sie hätten Gollbergs Kompanie überwältigen können. Jetzt bekommen sie noch zwölf Männlein, ein Weiblein, vier Kutscher, sechzehn Pferde und vier Planwagen zusätzlich. Ist das die ganze Umständlichkeit wert?«
    »Sie kennen jetzt den direkten Weg zur Festung.«
    »Ach, als ob die Festung schwer zu finden wäre! Es gibt ja gar keinen anderen Weg nach Süden durch das Gebirge als mitten durch Carlyr hindurch!«
    »Aber was ist, wenn er hier etwas tut ? Gerade jetzt. Im Lazarett. Wenn er einen Bannzauber hinterlegt. Oder eine Art Fluch, der die Festung von innen zerstören wird.«
    »Loa, kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Ja?«
    »Schlaf endlich und hör auf, wahnsinnig zu sein!«
    »Ich bin nicht wahnsinnig!«
    »Nein, aber – wenn du solche Angst vor Magiern hast …« Fenna verstummte. Er hatte eigentlich sagen wollen, dass sich zu Beginn des Feldzuges fünfzig Magier in der Festung Carlyr aufgehalten hatten und dass damals auch kein Schaden entstanden war. Aber die Theorie von Leutnant Sells war ihm gerade wieder eingefallen: der Feldzug gegen die Affenmenschen als geplantes Magiersterben. War es da nicht durchaus vorstellbar, dass ein überlebender Magier Rache an der Königin und ihrer Armee nehmen wollte? Jetzt stemmte auch er sich auf die Ellenbogen hoch. »Vielleicht hast du ja nicht ganz unrecht. Wir sollten argwöhnisch sein. Argwohn kann nicht schaden. Aber wir sind Soldaten. Wir tun, was man uns befiehlt. Und da muss ich ganz ehrlich sagen: Bevor man uns in die Felsenwüste schickt, um irgendeinen Quatsch zu machen, finde ich eine Mission wie diese, bei der wir vielleicht sechsunddreißig Menschen das Leben retten können, ziemlich großartig. Durchführen müssen wir ohnehin alles, was man uns befiehlt. Also, warum freuen wir uns nicht darüber, dass es eine wirklich spektakuläre, wichtige Mission ist, über die man auf dem ganzen Kontinent reden wird, anstatt uns über die Unwägbarkeiten die Köpfe zu zerbrechen?«
    Gyffs ließ sich aufs Bett zurückfallen. »Stimmt schon. Wir müssen eben die Augen offen halten. Mehr können wir nicht tun.«
    »Ja, aber nicht jetzt. Jetzt schließen wir unsere Augen und ruhen uns noch einmal aus.«
    Selbstverständlich beklagte sich der frischgebackene Korporal Ellister Gilker Kindem am Morgen darüber, an dieser Mission nicht teilnehmen zu dürfen. »Wenn wir sowieso die ganze Zeit nur auf einem Wagen fahren, ist es doch gar nicht so anstrengend! Ob ich hier herumliege oder auf einer Wagenfläche – ist das nicht vollkommen egal?«
    »Korporal«, sagte Fenna geduldig, »es geht darum, dass Ihr, wenn Ihr an einer Mission teilnehmt, voll einsatzfähig sein müsst. Das heißt: nachts Wache halten, kämpfen, wenn es zum Kampf kommt, marschieren und rennen, wenn marschiert und gerannt werden muss. Das ist Euch augenblicklich noch nicht gegeben. In etwa zwölf Tagen werden wir wieder hier sein. Ich erwarte also, dass Ihr im Nebelmond in der Lage seid, Euren Korporalsposten anzutreten.«
    »Jawohl, Leutnant!«
    Fenna wechselte einen langen Blick mit Ilintu.
    »Was kannst du mir über Onjalban sagen?«, fragte er sie. »Was für einen Eindruck machte er auf dich?« Der Wärmemagier hatte das Lazarett bereits verlassen und suchte sich in Begleitung Hauptmann Gollbergs gerade ein Pferd aus. Der Haupthof der Festung dröhnte von den vier Kutschen, die angespannt wurden. Dabei war die Erste Kompanie noch gar nicht auf den Beinen, lediglich Hauptmann Gollberg überwachte den Aufbruch der Dritten.
    »Nicht viel«, antwortete die Heilerin. »Er spricht wenig, ist sehr in sich gekehrt.«
    »Feindselig?«
    »Nein. Eher schwach, ausgelaugt. Trockenheit und Unterkühlung.«
    »Hast du etwas von seiner Magie gespürt? War sein Körper ungewöhnlich … warm, oder wurde ein Gegenstand heiß, den er berührte?«
    Ilintu sah Fenna forschend in die Augen. »Nichts dergleichen.«
    »Und hast du ihn schon letztes Jahr untersucht, als der Feldzug aufbrach?«
    »Ich habe damals nur wenige Männer in meinem Lazarett gehabt. Die meisten kamen im Vollbesitz ihrer Kräfte aus irgendwelchen Garnisonen und

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