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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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aber die Mission Augenlicht unterscheidet sich in mehreren wichtigen Punkten grundlegend von unserer Mission mit Vater und Tochter Raubiel. Erstens: Wir werden diesmal keiner Karte folgen, sondern einer Spur. Zweitens: Wir werden diesmal nicht marschieren, sondern von Anfang an auf den Wagen mitfahren. Drittens: Wir sind diesmal nicht allein, sondern ein zweiter, doppelt so großer Trupp wird vor uns sein und sich am Zielpunkt der Mission mit uns vereinigen. Auf diesen Trupp und seine Aktionen werden wir uns die ganze Zeit beziehen müssen. Viertens: Wir werden in für uns unbekanntes Terrain vorstoßen. Fünftens: Wir werden nicht nur in Terrain vorstoßen, das uns unbekannt ist, sondern Hauptmann Gollbergs Kompanie wird unter Onjalbans Anweisungen ebenfalls in ein Gelände vorrücken, das ihr vollkommen unbekannt ist. Wir werden also echte Pionierarbeit leisten, abseits selbst der Pfade des Feldzugs. Sechstens: Wir werden eine verlassene Behausung der Affenmenschen sehen. Siebtens: Auf dem Rückweg werden wir nicht zwei Zivilisten zu beschützen haben, sondern mehr als dreißig verschollene Soldaten; Männer und Frauen, wie wir es sind, die so viel gesehen haben, dass ihre Augen überfordert waren und den Dienst quittieren mussten. Achtens: Wir arbeiten erstmals unter dem direkten Kommando Hauptmann Gollbergs, sind also der Zweiten Kompanie vorgezogen worden, um diese Mission zu vervollständigen. Das ist eine Ehre, Männer. Neuntens: Wir werden länger als eine ganze Woche, mindestens zwölf Tage, im Feindesland verbringen. Auch darin werden wir höchstens von den Teilnehmern des Feldzugs übertroffen, auch das ist eine besondere Ehre. Und zehntens: Wir bekommen Gelegenheit, der Ödnis hinter der Felsenwüste heimzuzahlen, was sie uns gekostet hat. Diesmal werden wir ihr etwas entreißen: nämlich die Körper und Seelen der Überlebenden, die sie bereits sicher in ihren Fängen wähnte.«
    Gyffs schaute Fenna kurz an, wie um sicherzustellen, ob er wirklich glaubte, was er da redete, aber er erwiderte ihren Blick nicht, sah nur seine Männer.
    Warum WIR ?
    Und so langsam setzte sich in diesen Gesichtern die Antwort durch.
    Weil wir SOLDATEN sind . Weil wir uns FREIWILLIG gemeldet haben, um Soldaten sein zu dürfen.
    Dies war der Effekt der drei Monde, dieses Vierteljahres voller Drill und Übungen, voller Verbesserungen und Korrekturen. Dies war das Resultat von Gewaltmärschen, Zimmerbelegung, Manöver, Feindeslandeinsatz und gemeinsamen Nachtwachen: Die Angst mischte sich mit Pflichtbewusstsein zu einem eigentümlichen Gemenge aus Stolz und Einbindung.
    Die Männer waren bereit, Opfer zu bringen.

3

    In jener Nacht lag Loa Gyffs noch lange wach. Und auch Fenna wälzte sich deutlich hörbar hinter den Wolldecken, die den Raum teilten, hin und her.
    »Eremith?«
    »Hmmm?«
    »Mir leuchtet noch so Einiges an der Mission nicht ein.«
    »Hmmm.«
    Gyffs stützte sich auf ihre Ellenbogen hoch. »Wie kann Onjalban Gollbergs Kompanie führen? Woher kennt er den direkten Weg zwischen der Festung und dem Versteck der Überlebenden?«
    »Hmmm. Er kennt den direkten Weg nicht. Aber er kennt die Gegend, wo das Versteck liegt. Also reiten sie erst mal bis dorthin, wo sie ihn gefunden haben. Und von dort aus kann er sich wahrscheinlich an Anhaltspunkten orientieren. So etwas wie die zwei Säulen.«
    »Aber was ist, wenn das alles eine riesige, gewaltige Falle ist?«
    »Eine Falle? Warum sollte ein Mensch Menschen in eine Falle locken?«
    »Weil er ein Magier ist? Wer weiß, wie es im Kopf eines Magiers aussieht, der eine schreckliche Katastrophe überlebt hat! Weißt du, worüber ich nachgedacht habe? Dieses helle Licht, das den Feldzug vernichtet war, war doch nicht einfach nur ein Licht. Das war doch auch heiß. Das hat Menschen schmelzen lassen. Wie eine weiß glühende Feuersbrunst.«
    »Ja und?«
    »Onjalban ist ein Wärmemagier!«
    »Ja, und? Denkst du, er hat den Feldzug vernichtet? Warum sollte er denn so etwas tun?«
    »Das weiß ich auch nicht, Eremith. Aber wäre es denn nicht denkbar?«
    »Im Zusammenhang mit Magie ist alles denkbar. Das ist ja gerade das Problem.«
    Schweigen kehrte ein. Sandstriche der Stille.
    Dann war es Fenna, der als Erster wieder sprach. »Weißt du, was an deiner Theorie nicht stimmig ist? Wenn Onjalban wirklich so mächtig wäre, dass er den ganzen Feldzug vernichten konnte – warum muss er dann so umständlich ein paar Leutchen in eine Falle locken? Warum hat er Gollbergs Kompanie, als

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