Die Soldaten
gegenüber ohnehin noch einiges wiedergutzumachen.
Der Überlebende blieb lange bei Ilintu. Darüber hinaus schien Gollberg diesmal keine Verluste oder Verwundete erlitten zu haben. Fenna und Gyffs kleideten sich an und gingen hinaus auf den Hof. Es war ohnehin bald Zeit für den Morgenappell.
Hauptmann Gollberg sah sie kommen und salutierte lässig. Fenna und Gyffs salutierten zackig zurück.
»Gute Arbeit, Leutnants«, sagte Gollberg mit sandknirschenden Zähnen. »Der Proviant war dort, wo er sein sollte. Wir konnten zwei Tagesritte weit tiefer ins Feindesland eindringen als zuvor.«
»Und Ihr habt jemanden gefunden?«
»Seine Spuren haben wir schon öfters gesehen, ihn selbst jedoch nie. Er sagt, sein Name sei Onjalban. Ich werde mich mit den Schreibern zusammensetzen, um seinen Namen in den Listen der Feldzugsteilnehmer zu finden. Und wisst Ihr was, Leutnants? Sobald ich mit dem Oberst über diese Sache beratschlagt habe, werde ich Euch beide hinzukommen lassen, um Euch eigenhändig zu informieren.«
»Das ist sehr großzügig, Hauptmann«, sagte Gyffs mit leuchtenden Augen. Auch Fenna war, genau wie Gyffs, stolz darauf, zum Gelingen einer bedeutsamen Mission beigetragen zu haben. Ein Überlebender, der sich beinahe ein Jahr lang im Feindesland hatte behaupten können, bedeutete mehr Informationen über die Affenmenschen und ihr geheimnisvolles Reich als jemals zuvor!
Nach dem Lazarett wurde Onjalban in die F & L verbracht. Die Angehörigen der Ersten Kompanie verteilten sich im Waschhaus, in den Ställen und Mannschaftsquartieren. Aus ihnen konnte kein Neugieriger etwas herausbekommen. Der Hauptmann hatte Stillschweigen angeordnet.
Die Dritte Kompanie fuhr unterdessen mit ihren Übungseinheiten fort. Marschieren unter schwerem Gepäck, Kampfübungen ohne Waffen und mit kleinen, handlichen Messern, Seilspringen für die Beinarbeit.
Am Abend war es dann so weit. Fenna und Gyffs wurden von Sowis in das Büro des Obersts bestellt. Die Sonne war schon längst hinter der westlichen Klippe versunken, das Büro jedoch von mehreren Kerzenständern warm erhellt.
Onjalban war nicht anwesend, dafür Oberst Jenko, Hauptmann Gollberg und Lement, die sich in bequemen Sesseln im Dreieck gegenübersaßen. Gollberg hatte sich im Laufe des Tages waschen, rasieren und frisch frisieren können, aber er sah aus, als hätte er schon seit mindestens zwei Tagen kein Auge mehr zugemacht. Er erinnerte Fenna ein wenig an die Menschen, die das Chlayster Giftgas eingeatmet hatten, auch wenn er nicht hustete.
»Wir unterhalten uns schon eine ganze Weile, aber vielleicht könnt Ihr uns in einigen speziellen Punkten weiterhelfen«, lud der Oberst die beiden Leutnants ein, sich Stühle heranzuziehen und sich ins Dreieck einzugliedern.
Nachdem das Scharren und Quietschen der Möbelstücke verstummt war, begann Hauptmann Gollberg: »Onjalban ist, den Umständen geschuldet, sehr erschöpft. Wir haben ihn erneut Ilintus Obhut anvertraut; ich glaube, das Hauptproblem ist eine Austrockung des Körpers aufgrund stetigen Wassermangels. Wir wollten ihn deshalb nicht strapazieren, indem er seinen Bericht mehrmals wiederholen muss. Dennoch hat er mir schon in den Tagen unseres gemeinsamen Rückrittes und heute im Lazarett ein paar haarsträubende Dinge erzählt, die ich jetzt an Euch weitergeben möchte.«
Unbehaglich rutschte Fenna auf dem Stuhl hin und her. Irgendetwas stimmte hier nicht. Seit wann machten ein Oberst und ein Hauptmann sich die Mühe, jede Kompanie einzeln ins Bild zu setzen? Wäre es nicht einfacher und logischer gewesen, auch Hobock & Sells und eventuell sämtliche Korporale der Kompanien Zwei und Drei zu einer Instruktion zusammenzurufen?
»Zuerst einmal: Ja, Onjalban ist als Feldzugsteilnehmer in den Listen verzeichnet«, fuhr der Hauptmann fort. »Und nicht nur das: Der Euch ja wohlbekannte Schreiber Lement, der sich damals besonders für die Magier des Feldzuges interessierte, erkennt Onjalban sogar wieder. Ist ja auch nicht so leicht zu verwechseln, der Mann.«
Lement nickte lächelnd und folgte der Aufforderung, sein Wissen beizusteuern: »Onjalban, mit der Betonung auf der ersten Silbe, stammt aus der Küstenstadt Wandry, wo er eine Frau hat und ein kleines Kind. Er ist ein sogenannter Wärmemagier, also jemand, der durch Handauflegen einen Gegenstand mit Hitze anreichern kann, was natürlich besonders im Winter eine unschätzbar praktische Gabe ist. Seine Tätowierungen hat er, wie er selbst sagt, in den
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