Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
nicht erwartet.«
    »Ach, wer kann denn schon lange die Füße stillhalten, wenn eine solche Mission ansteht! Der Wind ist normal für den Blättermond, im Nebelmond kann es sogar noch stürmischer werden. Also gut, Dritte Kompanie! Von jetzt an folgt Ihr nicht mehr irgendwelchen Geländepunkten, sondern einzig und allein unserer Spur. Wir werden darauf achten, für Wagen passierbare Wege zu finden.«
    »Sehr wohl, Herr Hauptmann. Braucht Ihr jetzt schon Wasser zur Auffrischung? Wir haben genug dabei.«
    Gollberg schüttelte nur den Kopf und grinste. Onjalban neben ihm saß sehr seltsam im Sattel, wie jemand, der eingeschlafen war.
    Die Erste Kompanie gab ihren Pferden die Fersen und sprengte an der Wagenkolonne vorbei. Leutnant Gyffs vermeinte kurz Reseas spöttischen Blick auf sich zu spüren.
    »Angeber«, sagte sie leise.
    »Bitte, Leutnant?«, erkundigte sich Mails Emara hinter ihr.
    »Nichts, Emara. Nichts.«
    Langsamer, als sie sich genähert hatte, wie ein Trugbild, eine sich in sich zusammenziehende Sanderscheinung, verschwand die Erste Kompanie nach vorne, nach Norden, am Horizont.
    Ansonsten bewegte sich an diesem ersten Tag um die Wagenkolonne herum kein einziges lebendiges Wesen.
    Die Spur der ersten Kompanie hielt bis zur Abenddämmerung genau auf die beiden Felssäulen zu. Gyffs wollte das Risiko, die Spur aus den Augen zu verlieren, nicht eingehen, und ließ halten, eine Wagenburg bilden und Essenfassen. Soldat Behnk kümmerte sich darum, die mitgeführten Proviantpakete schmackhaft anzurichten, aber es wurde auch auf dieser Mission kein Lagerfeuer entzündet, und die Männer murrten und knurrten in Kälte, Dunkelheit und Unbehagen.
    Korporal Deleven gesellte sich zu den beiden Leutnants. »Was passiert eigentlich, wenn der Wind die Spur der Ersten verwischt?«
    »Ich denke«, antwortete Fenna, »dass Hauptmann Gollberg die Gegend gut genug kennt, um ein solches Problem vorhersehen zu können. Er wird dann den Weg, den wir einschlagen sollen, anderweitig markieren.«
    »Mit Manöverflaggen vielleicht«, sagte der Korporal lächelnd und trollte sich wieder zu seinen Männern.
    »Ach ja«, seufzte Gyffs, »das Manöver. Man ist fast versucht zu sagen: Das waren noch friedliche Zeiten.«
    Fenna tippte sie an die Schulter und bedeutete ihr so, ihm zu folgen. Er selbst stellte sich mitten im Lager auf. »Männer, ich habe heute Morgen keine Rede gehalten, weil ich euch gestern Abend in der Mannschaftsmesse schon ein Ohr abgekaut habe. Aber mir geht etwas durch den Kopf, und ich will das mit euch teilen. Ich weiß, dass ihr euch hier draußen unwohl fühlt. Es ist kalt, es ist windig, es ist finster, es ist feindselig, und wenn wir nicht aufeinander achtgeben, wird das Land uns etwas antun wollen. Aber spürt ihr auch, dass etwas ganz Entscheidendes anders ist als bei unserer ersten Mission? Spürt ihr es nicht auch? Diesmal sind wir nicht alleine hier draußen! Wir sind nicht diejenigen, die den nördlichsten Vorposten des Königreiches verkörpern. Diese schwierige Aufgabe nimmt uns Hauptmann Gollberg mit seiner Ersten Kompanie ab. Wir sind zwischen ihm und dem sicheren Carlyr und in beider Schatten erstaunlich sicher und in Deckung. Dies ist nicht die vorderste Front. Wir sind nur die Nachhut, und alles Gebiet, durch das wir fahren, ist von Gollberg unmittelbar vorher gesäubert worden.«
    Gyffs hörte einige Männer ein »Das ist wahr« murmeln. Zögerliche Zustimmung wurde hörbar und brach sich in den Herzen der Männer Bahn. Obwohl kein Feuer entzündet werden durfte, schien die Nacht um eine Nuance heller zu werden.
    »Gut gemacht«, sagte Gyffs später zu Fenna.
    »Manchmal bin auch ich noch zu etwas nütze«, brummte dieser.
    Die Nacht blieb ohne Zwischenfälle.
    Ebenso der folgende Tag.
    Die Spur der Ersten Kompanie hielt geradlinig auf die zwei Säulen zu, bog dann aber weiter nach Westen ab als der Weg zum giftigen Fluss, den die Dritte Kompanie bei ihrer ersten Mission genommen hatte. Jetzt betraten sie also Neuland. Aber da sie nicht marschieren mussten, sondern Räder unter sich hatten, kam ihnen das Unbekannte verhältnismäßig angenehm vor. Auch, weil Gollberg den Weg vor ihnen zu ebnen schien.
    In der Abenddämmerung wurde das Land ringsum langsam welliger und hügeliger, und Fledermäuse tauchten auf. Ganze Schwärme von ihnen, die sich ballten und zusammenzogen und in abstrakten Mustern über den bedeckten Himmel tobten.
    »Wenn es hier keine Insekten gibt – was jagen diese

Weitere Kostenlose Bücher