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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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reichen. Sonst finden wir morgen Gollbergs Spur nicht mehr wieder. Die zweite Wachschicht erkläre ich hiermit für beendet. Es übernehmen Leutnant Fenna, Stodaert und Nelat. Haltet die Augen offen – ihr wisst nun, worauf es zu achten gilt.«
    »Die Pferde werden wieder unsere Augen, Ohren und Nasen sein«, sagte Fenna. Tatsächlich waren die Tiere jetzt ruhiger als noch inmitten der Felskrabben.
    Fenna wachte mit Stodaert und Nelat.
    Nach einer halben Stunde etwa deutete Nelat nach Norden und wisperte: »Leutnant, könnt Ihr das auch sehen?«
    Fenna, der immer noch ein gigantisches Muttertier der Felskrabben befürchtete, strengte seine Augen an. Aber es war kein Schatten unter Schatten, auf den Nelat ihn hatte aufmerksam machen wollen, sondern es waren Lichter. Etliche kleine Lichter in ziemlicher Entfernung.
    »Fackeln«, stellte Fenna fest. »Das muss Gollbergs Kompanie sein.«
    Er versuchte, die Lichter zu deuten. Bewegten sie sich hektisch, wie in einem nächtlichen Gefecht? Nein. Ihre Muster waren denen der Dritten Kompanie vor etwa einer Stunde ähnlich: Die meisten Lichter bewegten sich kaum, und einige umkreisten die Peripherie. »Sie haben dasselbe Problem wie wir«, sagte der Leutnant lächelnd. »Sie werden von Steinkrebsen belästigt. Wahrscheinlich rücken auch sie bald in einer gemeinsamen Richtung ab.«
    Doch das geschah nicht.
    Stattdessen bewegten sich nach einigen Sandstrichen auch die innen verharrenden Lichter und verteilten sich außen.
    »Was machen sie?«, fragte Nelat. »Halten sie jetzt alle Wache?«
    »Ich kann es nicht erkennen.« Die beiden beobachteten weiter, während Bujo Stodaert kerzengrade die anderen Himmelsrichtungen im Auge behielt.
    Nach einer Weile konnten Fenna und Nelat kleine Bewegungsmuster bei den Lichtern ausmachen. Sie schienen in komplizierten Mustern eine Art höfischen Tanz aufzuführen.
    »Ich glaube, sie bekämpfen die Krabben«, sagte Fenna schließlich. »Es sieht so aus. Sie gehen von Tier zu Tier und erschlagen es.«
    »Schrecklich«, entfuhr es Nelat. »Es steht doch noch nicht einmal fest, dass die Krabben überhaupt gefährlich sind.«
    Fennas Gedanken rasten. Er dachte nach über die Unterschiede zwischen Gollbergs Erster und seiner und Gyffs’ Dritter. Gyffs und er waren sich schnell einig gewesen, dass ein geordneter Rückzug aus dem Krabbengebiet das Beste wäre. Gollberg dagegen ließ Säbel zücken und auf das Getier eindreschen. War Gollberg der bessere Offizier angesichts der Gefahren der Felsenwüste? Ein Handelnder eher als ein Ausweichender, Zögernder? Sollte die Dritte Kompanie sich an ihrem unmittelbaren Vorgesetzten ein Beispiel nehmen? Aber was wäre dadurch gewonnen? Mindestens einer der Männer wäre im Dunkeln ausgerutscht und von den Krabben angefallen worden. Mindestens zwei hätten sich ihre Säbel an echten Steinen zerbrochen oder zumindest beschädigt. Mindestens drei hätten sich an ihren Fackeln die Finger versengt. Alle hätten über die Unerbittlichkeit dieses Landes gejammert. Niemand hätte irgendeinen Vorteil davongetragen.
    Nein, es war besser so. Auf alles gefasst sein. Auf alles achten. Nichts und niemandem vertrauen. Die Leutnants ständig in Sorge, vielleicht schon zu sehr, stellvertretend für alle. Aber vermeidbare Verluste wurden umgangen. Ein einziger Augenblick der Unachtsamkeit genügte schon, und ein kampferprobter Korporal namens Garsid war auf ewig verloren.
    Fenna spürte dennoch die Verpflichtung, seinen Hauptmann vor der Kritik eines einfachen Soldaten in Schutz zu nehmen. »Gollberg kennt sich hier besser aus als wir«, sagte er. »Wahrscheinlich ist es sinnvoll, solche Krabbennester auszuheben. Aber im Gegensatz zu uns hat er Erfahrung darin, wie man das am besten anstellt.«
    Sie schauten noch weiter den Lichtern zu. Es war gleichzeitig beruhigend und beunruhigend, diese Fackeln beim Tanzen zu beobachten. Beruhigend daran war, mit eigenen Augen sehen zu können, dass man nicht alleine war in dieser Gegend. Beunruhigend jedoch war, dass die Verbündeten dennoch dermaßen weit voneinander entfernt waren, dass bei einem Notfall keine der beiden Kompanien der anderen rechtzeitig würde beistehen können.
    Und dann gab es noch einen weiteren erschreckenden Moment nach etlichen Sandstrichen des Beobachtens: Für einen kurzen, unwirklich scheinenden Augenblick waren die fernen Fackeln nicht mehr zu sehen. Sie verloschen von links nach rechts, um kurz darauf von links nach rechts wieder anzugehen.
    »Was war das

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