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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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seine Fackel fauchend herumschwenkte. »Ratten oder kleine Echsen.«
    »Vielleicht sind es Fledermäuse, die aus dem Schwarm gefallen sind«, mutmaßte Fenna. »Ich gehe mir das mal ansehen.« Er meldete sich auch deshalb freiwillig, weil jeder Schritt ihn aus Chlayst hinaustrug.
    »Sei vorsichtig!«, mahnte Gyffs hinter ihm. Ihre Fackel ließ sie selbst heller erscheinen als alles Gelände ringsum. Es stimmte, dass eine solche Beleuchtung exzellente Ziele schuf.
    Fenna bewegte sich vorwärts und nahm seinen eigenen flackernden Lichtradius mit sich. Die Nacht war nicht windstill, die Fackelflamme verlängerte sich unentwegt in eine Richtung. Fenna folgte dieser Richtung, ohne darüber nachzudenken, bis ihm auffiel, dass er sich verhielt, als sei er in Chlayst. Den Wind im Rücken zu haben ist eine gute Vorgehensweise in einer von Giftgas verseuchten Stadt, aber angesichts von Tieren der Felsenwüste war es eher fahrlässig, seinen eigenen Geruch vor sich herzutragen. Sofort änderte er die Richtung, was nicht nur bei Gyffs ein Stirnrunzeln hervorrief.
    Zuerst sah er nichts. Durch den stetigen Wind, der wie Zugluft wehte, warf die Fackel ein verhältnismäßig ruhiges Licht ohne tanzende Schatten.
    Dennoch hatte Fenna den Eindruck, dass einige Geröllsteine sich bewegten. Er blieb stehen. Die Steine ebenfalls. Es mochte eine Täuschung gewesen sein, hervorgerufen durch die eigene Bewegung und die funzeligen Randbereiche des Lichtscheins.
    Fenna beruhigte sich mit dem Gedanken, dass Haihunde lauter waren als das, was hier raschelte und die Pferde scheuen ließ.
    Schließlich hatte er sich mit seiner Fackel mehr als dreißig Schritt vom Lager und der Wagenburg entfernt. Er stand nun alleine leuchtend im Dunkel. Ein nächtlich jagender Drache konnte ihn nun auflesen, bequem, mit sanftem Flügelrauschen.
    Fenna schauderte. Was für ein Land! König Rinwe hatte recht daran getan, die Felsenwüste niemals erobern zu wollen.
    Dann sah er es. Steine, groß wie Fäuste, bewegten sich seitlich auf knöchernen Beinen. Es waren Tiere, die genau wie die Felsen aussahen. Krebse oder Krabben, die kein Wasser zum Leben brauchten. Fenna zählte mehrere Dutzend von ihnen. Langsam, jeden Geröllstein, den er passierte, nun mit Argwohn betrachtend, kehrte der Leutnant zu seiner Kompanie zurück.
    »Das ist – für mich jedenfalls – etwas Neues«, berichtete er. »Da draußen rotten sich Felsenkrabben verschiedenster Größe zusammen, die massivsten scheinen tellergroß zu sein. Die Frage ist nun: Sind das Fleischfresser, oder weshalb sind die Pferde so ängstlich?«
    Eine rasche Umfrage ergab, dass keiner der Männer mit diesen Tieren vertraut war. Garsid und sein Wissen wurden erneut schmerzlich vermisst. Und auch der Schreiber Lement oder die Raubiels.
    »Die Frage ist: Sind wir schon umzingelt, oder rücken die Viecher nur aus einer Richtung vor?«, formulierte Leutnant Gyffs. »Das sollten wir herausfinden.«
    »Und dann?«
    »Verlegen wir das Lager irgendwohin, wo es nicht so … wimmelt.«
    Fenna war einverstanden. Die Leutnants und Korporal Deleven erkundeten den Umkreis des Lagers. Die Krabben waren schon fast überall, aber in nördlicher Richtung schien es noch einen Durchschlupf zu geben.
    Hastig wurden die Pferde angeschirrt. Das war gar nicht einfach, denn die Tiere waren so nervös, dass sie sogar auf die Hinterbeine stiegen. Die vier »Kutscher« taten ihr Bestes, um die Wagen anschließend nach Norden aus dem Krabbengebiet zu führen. Die Soldaten eskortierten sie mit blakenden Fackeln in den Händen und müdigkeitsbleichen Gesichtern.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, raunte Fenna Gyffs zu. »Was ist, wenn die Krabben uns absichtlich in eine bestimmte Richtung drängen, um uns … ihrem Muttertier oder so was in der Art in die Scheren zu führen?«
    »Ihr Götter, Eremith! Wie schlau können Krabben schon sein? Mach uns nicht alle verrückt mit deinen Ideen!«
    »Ich weiß auch nicht. Aber es gibt keine Erfahrungswerte. Weiß denn überhaupt jemand mit Sicherheit, was es hier gibt und was nicht? Wir müssen mit allem rechnen, mit allem.«
    »Also wird man langsam wahnsinnig.«
    »Wahrscheinlich.«
    Beide dachten an Onjalban, der beinahe ein Jahr in diesem Land überlebt hatte. Das musste ihn eigentlich den Verstand gekostet haben. Andererseits war er ja vorher schon magisch beschriftet gewesen.
    Nach einer halben Stunde des Tastens und Stolperns durch schuttartiges Geröll ließ Leutnant Gyffs halten. »Das muss jetzt

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