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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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und unseren Wagen, und wir werden unseren Auftrag erfüllt haben, soweit es in unserer Macht stand, und dieser Stolz wird uns Flügel verleihen.«
    Fenna blickte kopfschüttelnd zu Boden. »Flügel, Loa, haben in diesem Land leider nur die anderen. Ich wünschte, du hättest … Chlayst erlebt. Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht bezwingen. Da bietet auch eine Uniform keinerlei Schutz mehr und keinen Halt. Magie ist so etwas. Die Pferde platzen auf. Die Hand, die sich hebt, muss herunterkommen. Yinn Hanitz hat versucht, uns alle zu warnen mit seinem Gebrabbel. Keine Ahnung, wo er das alles herhatte, aber ich wünschte mir jetzt, ich hätte damals mehr achtgegeben auf das, was er sagte. Das ist der Endpunkt, Loa. Der Umkehrpunkt. Die Erste Kompanie gibt es nicht mehr. Das gesamte Erste Bataillon gibt es auch nicht mehr, schon seit Längerem. Und das Neueste ist jetzt, dass es uns, die Dritte Kompanie, ebenfalls nicht mehr gibt. Nun geht es nur noch darum, Alman und Mails und Jovid und Sensa und Jeo und Nilocas und Ildeon und Breff und Fergran und Bujo und Tadao das Leben zu retten.«
    Auch Loa Gyffs schüttelte nun den Kopf, langsam, beinahe mild gestimmt. »Eremith, du verstehst das einfach nicht. Du hast in vielem recht. Ja, du hast recht, es gibt keine Logik mehr. Ja, du hast recht, es gibt da draußen, direkt vor uns, eine ungeheure Übermacht, die mit dem Verstand nicht mehr zu erfassen ist. Ja, du hast recht, wir sind hier falsch. Aber es ist unsere Aufgabe, hier zu sein. Weil wir uns alle freiwillig gemeldet haben. Weil wir diese Uniformen nicht einfach nur spazieren tragen, sondern sie uns auch durch entsprechenden Einsatzwillen verdienen mussten. Weil wir, und das wisst ihr alle, Männer, Soldaten sind.«
    »Weil wir Idioten sind«, sagte Fenna leise.
    »Hm?«
    »Nichts. Ich verweigere diesen Befehl. Ich verweigere ihn einfach.«
    »Dann bringst du mich in eine schwierige Situation.«
    »Ich weiß.«
    »Wir alle haben einen Treueeid geleistet. Du auch.«
    »Ich weiß.« … den Befehlen meiner Vorgesetzten stets und in jedem Falle Folge zu leisten … Ich gelobe, solange ich diese Uniform trage, den Feinden des Kontinents entgegenzustehen bis zu meinem letzten Atemzuge … Ich gelobe, der Festung Carlyr Treue zu wahren … unterstelle ich das Schicksal meines Leibes wie meiner Seele dem Gut und Erbe der Krone, der Einigkeit und des Kontinents … Die Kinder brannten jetzt vor Fennas innerem Auge dermaßen hell, dass der gesamte Himmelskreis zu glühen schien. »Ich habe sogar mehrere Eide geleistet. Erst in Chlayst, dann in Carlyr.«
    »Und was willst du, dass ich jetzt tue, Eremith? Dass ich dich wegen Meuterei und Befehlsverweigerung festsetzen lasse und du gefesselt auf einem der Wagen mit uns zu den Affenmenschen fährst, ohne die Möglichkeit zu haben, dich gegen Übergriffe wehren zu können?«
    Fenna seufzte aus tiefstem Herzen. »Gib mir die Männer mit, damit ich sie zurückbringen kann. Sie werden nicht verurteilt werden. Wenn ich ihnen den Rückzug befehle, ich als Leutnant und Vorgesetzter, unterstehen sie meiner Order und tragen keine Schuld. Du kannst meinetwegen weiterfahren mit einem der Wagen und versuchen, Gollberg da rauszuhauen.«
    »Ich alleine.«
    »Du alleine, du und dreizehn Mann, du und dreißig Mann, du und das gesamte tote Erste Bataillon. Es würde keinen Unterschied machen.«
    Loa Gyffs dachte nach. Ihre Wangen bewegten sich dabei wie kauend. »Das führt alles zu nichts. Ich mache dir einen Gegenvorschlag, Eremith.«
    »Ja?«
    »Ich nehme nur diejenigen der Männer mit, die sich freiwillig melden.«
    »Gut. Das ist gerecht. Die anderen bringe ich nach Carlyr zurück. Ich denke, dass dort gute Männer benötigt werden, denn der Feind scheint offensichtlich über Fähigkeiten zu verfügen, die niemand ihm zugetraut hätte.«
    Leutnant Gyffs nickte. Sie räusperte sich. »Also, Männer? Ihr habt es gehört. Die Dritte Kompanie wird sich jetzt spalten. Die beiden Kommandooffiziere gehen aufgrund ihrer unterschiedlichen Dienstauffassungen von nun an getrennte Wege. So etwas kommt vor. Das ist das Wagnis, das man eingeht, wenn man eine militärische Einheit mit einer Doppelspitze versieht. Wer von euch will mit hängendem Kopf den Rückzug antreten und Hauptmann Gollberg, seine Soldaten und die Überlebenden, falls es jemals welche gegeben hat, umzingelt von Feinden sich selbst überlassen? Wer also will die Augen verschließen vor der Wahrheit dieses Landes und jeglicher

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