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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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alarmierend. Eine Botschaft von Hauptmann Gollberg? Ein Unterhändler der Affenmenschen?
    Die gesamte Wagenkolonne hielt an. Fenna kletterte hinten von Stodaerts Wagen, um nach vorne und hinten freie Sicht zu haben. Tadao Nelat, Sensa MerDilli und Alman Behnk gesellten sich ihm zu, ohne einen entsprechenden Befehl erhalten zu haben.
    Alles wartete.
    Die unsichtbare, wohl hinter Wolken feststeckende Sonne erhöhte ihre Strahlkraft noch weiter.
    Der Reiter ritt auf einem Pferd, dessen Gangart müde wirkte. Der Reiter trug eine Uniform der Königin. Der Reiter war ein Mann. Der Reiter war Gerris Resea.
    Resea grüßte schon von Weitem militärisch. Die Leutnants Gyffs und Fenna erwiderten den Gruß. Der Soldat Behnk unwillkürlich ebenfalls.
    Resea kam näher. Er sah seltsam aus, trug keinen Helm mehr. Seine Haare waren an einer Schläfe blutverklebt. Sein linker Arm stand in ungesundem Winkel ab und zitterte die ganze Zeit.
    Seine Stimme klang dünn und schnarrend, wie durch ein Blatt Papier hindurchgeblasen. »Soldat Resea, Erste Kompanie, Zweites Bataillon Festung Carlyr, macht Meldung. Die … Erste Kompanie ist … aufgerieben. Wir sind in einen Hinterhalt geraten. Hauptmann Gollberg hat sich verschanzt mit sechs oder … sieben weiteren Kavalleristen. Ich habe Befehl erhalten, Meldung zu machen. Meldung zu machen. Mein Pferd … war als einziges noch imstande, den Rückweg anzutreten. Die anderen Pferde sind tot. Hauptmann Gollberg wird die Wagen brauchen, um von dort aus zurückzukehren … oder weiterzukommen. Ohne Wagen und Pferde kommt er weder vor noch zurück. Er lässt Befehl ergehen an die Dritte Kompanie unter den Leutnants Fenna und Gyffs, unverzüglich aufzurücken. Ich habe … Befehl, weiterzureiten zur Festung, um den Oberst in Kenntnis zu setzen. Die dort noch stationierte Zweite Kompanie könnte niemals rechtzeitig hier sein, aber die Festung muss verstärkt werden. Der Feind …« Resea stockte, und für einen Augenblick sah es sogar aus, als würde er aus dem Sattel kippen, doch er fing sich mit einer schlenkernden Bewegung ab. »Der Feind … verwendet Magie.«
    »Was genau ist passiert, Soldat Resea?«, fragte Leutnant Gyffs. Fenna bewunderte sie in diesem Moment für ihre Gefasstheit.
    »Ich … kann es nicht sagen, Leutnant Gyffs. Der Wärmemagier Onjalban – er hob die Hand und senkte sie. Die Pferde … platzten unter ihren Reitern auf wie … Mehlsäcke voller Eingeweide. Dann wuchsen die Affenmenschen aus den Felsen. Bei den Göttern, ich habe die Affenmenschen gesehen!«
    »Was genau ist passiert, Soldat Resea?«, wiederholte Gyffs schneidend.
    Gerris Resea starrte sie an mit einer Mischung aus Abscheu und Entsetzen. »Sie haben uns umgebracht. Das ist passiert.«
    »Wie viele Affenmenschen?«, fragte nun Fenna.
    Resea wandte sich ihm zu. »Viele. Hundert oder zweihundert. Gollberg hält stand, er hält stand.«
    »Soldat Resea«, sagte Fenna eindringlich, »du bist nicht mehr in der Lage, einen tagelangen Ritt zur Festung durchzuhalten. Du kommst auf einen unserer Wagen, wir schicken einen unserer Männer als Boten zur Festung.«
    Gerris Resea riss mit der gesunden Hand sein Pferd am Zügel rückwärts. »Nein, das kommt … gar nicht infrage! Ich habe Befehl, Befehl vom Hauptmann! Ihr seid doch nur Leutnants! Ich werde nicht hierbleiben und abkratzen. Ihr werdet hierbleiben und abkratzen! Ihr werdet vorrücken und krepieren wie alle anderen auch!«
    Er und sein Pferd verdrehten ihre Augen gleichzeitig ins Weiße. Dann galoppierten sie los, dicht an den Wagen vorüber, Behnk und Fenna beinahe über den Haufen reitend. Fenna wollte dem Davonstiebenden noch etwas hinterherrufen, doch er brachte nur ein tonloses »Alleine findest du doch niemals den Weg zurück« heraus.
    Niemand bewegte sich. Die Staubwolke, in der Gerris Resea Richtung Süden raste, wurde kleiner und kleiner.
    Leutnant Gyffs räusperte sich. »Ihr habt es gehört, Männer. Alles wieder auf die Wagen. Wir werden jetzt ein bisschen mehr Tempo machen. Vielleicht gelingt es uns, zum verschanzten Hauptmann durchzubrechen.«
    Fenna blickte immer noch der Resea-Wolke hinterher. Er hatte dabei das Gefühl, dass es sein gesamtes bisheriges Leben war, das sich da entfernte und auflöste. Der wackere Soldat. Der wackere Soldat, der halb irre vor Angst in irgendeine Richtung raste, nur weg vom Feind und sich selbst.
    Fenna bekam plötzlich eine Ahnung davon, weshalb er eigentlich hier war. Was seine Aufgabe war, nördlich von

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