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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Konfrontation mit dem grausamen Feind aus dem Wege gehen? Und wer will stattdessen mit mir kommen, unseren Auftrag erfüllen, die Mission Augenlicht zu einem Ende führen, auf das man stolz zurückschauen kann, und sich unter den Blicken von Hauptmann Gollberg und Oberst Jenko und später jedes Generals und unserer Königin höchstselbst Ruhm und Ehre verdienen und Unsterblichkeit?«
    Die Männer, die nicht bereits ausgestiegen waren, schauten aus den Wagen wie seltsame Früchte, die auf staubigen Planen wuchsen. Zuerst meldeten sich nur »Scheusal« Jeo Kertz und Sensa MerDilli. Dann aber, zu Fennas Überraschung, auch Jovid Jonis und Korporal Deleven. Und nachdem Deleven sich gemeldet hatte, hoben auch Bujo Stodaert und Fergran von den Holtzenauen die Hände.
    »Von den Holtzenauen?«, fragte Fenna ungläubig.
    Der junge Adelige lächelte entschuldigend. »Die Männer, die jetzt weitermachen, werden meine bescheidenen Kenntnisse dringender nötig haben als die, die umkehren. Tut mir leid, Leutnant Fenna.«
    Fenna fand nun nur noch Alman Behnk, Mails Emara, Ildeon Ekhanner, Breff Adirony Teppel und Tadao Nelat auf seiner Seite. Aber das waren immerhin fünf. Fünf Kinder, die nicht zu brennen brauchten.
    Dann wechselte der alte Teppel doch noch auf die Seite der Freiwilligen über. Sein langjähriger Freund Ildeon Ekjanner schien das nicht verstehen zu können. Die beiden diskutierten kurz und heftig, Ekhanner rief die Namen der Götter an, doch Teppel ließ sich nicht mehr umstimmen. »Meine Söhne haben auch nicht gekniffen. Und eigentlich«, sagte er zum Abschluss, »wenn ich ehrlich bin, ist so ein Himmelfahrtskommando vielleicht genau das Richtige für mich.« Ildeon Ekhanner fielen keine Entgegnungen mehr ein.
    Vier, zählte Fenna. Vier Kinder, die nicht zu brennen brauchten. Dafür lohnte es sich doch, den eigenen Kopf in die unerbittliche Hanfschlinge des Kriegsgerichts zu stecken. Auch für einen einzelnen Soldaten hätte sich dies bereits gelohnt. Fenna würde sich dieser Verantwortung nicht entziehen. Er stand zu seiner Entscheidung, dass Gollbergs Befehl entweder fehlerhaft übermittelt oder komplett irrsinnig war. Und dennoch war etwas Gravierendes falsch gelaufen. Sieben Kinder hatten freiwillig den Scheiterhaufen gewählt. Wie hatte das passieren können?
    Fenna ging zu Jovid Jonis hin. »Was wird aus deinem Mädchen, Jovid? Wie war noch einmal ihr Name?«
    »Mara Wesener, Leutnant. Ich werde nicht fallen. Wir werden den Hauptmann da raushauen und Euch vielleicht noch vor der Festung wieder einholen.«
    »Und wenn ich dich darum bitten würde, mir deine Aufzeichnungen mitzugeben, würdest du sagen, das sei unnötig, weil du sie ja selbst nach Carlyr bringen kannst?«
    »Nein, meine Aufzeichnungen und Skizzen könnt Ihr natürlich gerne haben. Bei Euch sind sie sicherlich in guten Händen.« Jonis reichte dem abtrünnigen Leutnant einen Stapel Papiere voller flüchtiger, aber bereits auf den ersten Blick gekonnt wirkender Kohlestiftzeichnungen. Fennas Kehle war mit einem Mal zu eng, um ein Bedanken zu gestatten. Er ging zu Deleven.
    »Korporal. Ihr überrascht mich.«
    »Ich habe es Euch doch erläutert, Leutnant. Ich habe mich nun einmal entschieden, ein königlicher Soldat zu sein. Das kann man nicht einfach anzünden und auslöschen, wie es einem gefällt. Aber ich beneide Euch nicht. Ihr müsst die Entscheidung für andere mittreffen. Ich lasse in diesem Fall einfach jeden aus meinem Zug selbst entscheiden.«
    »Ja. Und das ist, wie ich schon sagte, gerecht so.«
    Fenna stand nun direkt unterhalb von Leutnant Gyffs Kutschbockkanzel. »Loa«, sagte er nur. »Ich habe das Gefühl, dass ich einen Fehler mache. Dass ich an deiner Stelle gehen und dich nach Carlyr schicken sollte. Du bist doch noch so viel jünger als ich.«
    »Dann komm doch einfach mit, Eremith! Komm mit, lass die Dritte Kompanie beisammen, und wir vergessen das Ganze einfach. Eine Diskussion zwischen Offizieren, nichts von Bedeutung. Lement ist nicht hier und hat nichts mitgeschrieben.«
    »Du hast mich wieder nicht verstanden. Ich will dich nach Carlyr schicken mit den anderen, die überleben dürfen. Du gibst einen viel passenderen Hauptmann Gayo ab als ich.«
    »Weißt du, was der General Urcharin Zoydenak einmal über eine solche Situation geschrieben hat?«
    »Nein.«
    »Er schrieb: Es gibt keine Feigheit vor dem Feind. Im Angesicht des Feindes sind jegliche Gesetze außer Kraft gesetzt. Feigheit gibt es nur im Davor und Danach,

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