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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Befehlshierarchie zu etablieren, wurde Tadao Nelat von Leutnant Gyffs zum Interimskorporal ernannt.
    »Ich erwarte, dass ihr euch durch nichts aufhalten lasst«, schärfte ihnen Leutnant Fenna zum Abschied ein. »Vermeidet Kämpfe und gefährliche Wesen. Haltet nachts unbedingt Wachen, tagsüber auf dem Wagen könnt ihr jederzeit Schlaf nachholen. Folgt unserer eigenen Spur, sie ist noch frischer als die Gollbergs. Sollte Reseas Hufspur unterwegs von der Räderspur abweichen, gebe ich euch freie Hand, ob ihr ihr ein paar Meilen folgen wollt, um zu sehen, ob Resea irgendwann das Bewusstsein verloren hat oder eingeschlafen ist und dann dort irgendwo herumliegt. Sammelt ihn ein, wenn es euch möglich ist. Aber lasst euch nicht auf stundenlange Umwege ein, euer Proviant ist knapp bemessen. Wenn ihr Resea nicht finden könnt, kehrt wieder auf die Räderspur zurück. Wenn die Räderspur auf Felsen nicht mehr zu sehen ist oder vom Wind verwischt wurde, orientiert euch am Gelände. Es ist dasselbe wie auf dem Hinweg. Nach einigen Tagen kommt das Felsenwüstengebirge in Sicht und die zwei Säulen, und dann ist alles einfach.« Die Worte sprudelten aus Fenna nur so hervor. Die vier Angesprochenen nickten müde und machten dabei die Gesichter von Kindern, die von ihren Eltern nachts alleingelassen werden. Fenna drückte Tadao Nelat noch Jonis’ gesammelte Skizzen in die Hand und bat ihn, sie Oberst Jenko zu übergeben.
    Auch Gyffs hatte das Bedürfnis, noch ein paar Worte an die Männer zu richten. »Ich weiß, dass ihr alle verunsichert seid wegen des Disputs, den wir beiden Leutnants hatten. Aber es war alles klar, und es ist auch weiterhin alles klar. Die zur Festung Zurückfahrenden haben die wichtige Aufgabe, den Oberst über alles Geschehen in Kenntnis zu setzen und unterwegs den Soldaten Resea, der ohne nennenswerten Proviant unterwegs ist und deshalb wohl gehörige Schwierigkeiten bekommen wird, zu unterstützen. Die weiter nach Norden Fahrenden werden – angeführt von ihren beiden Leutnants – im Rahmen des Machbaren ihr Bestes geben, um Hauptmann Gollberg zu befreien. Leutnant Fennas Worte vorhin waren etwas unbedacht gewählt: Die Dritte Kompanie existiert, auch wenn sie sich aufteilt. Aufteilung ist nichts Neues, ihr seid ja auch in zwei Züge unterteilt. Nun gibt es also eine missionsbedingte Aufteilung. Keine große Sache also. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes Gelingen im Namen der Königin.«
    Stodaert ließ sich sogar zu einem »Huah!« hinreißen, von den Holtzenauen nickte immerhin, Deleven lächelte. Dann ruckelte der von Interimskorporal Tadao Nelat gesteuerte Heimkehrerwagen Richtung Süden davon.
    Die anderen verteilten sich neu auf die verbliebenen drei Gespanne.
    Fenna stieg zu Gyffs in den ersten Wagen, um mit ihr Pläne schmieden zu können. Außer ihnen beiden fuhr nur noch »Scheusal« Kertz mit.
    Stodaert stieg bei Deleven und Teppel zu.
    Von den Holtzenauen bildete mit MerDilli und Jonis im dritten Wagen die Nachhut.
    Reseas frischer Fährte nach Norden folgend, fuhr die nur noch aus zwei Leutnants, einem Korporal und sechs Soldaten bestehende Dritte Kompanie einem unbekannten Schlachtfeld entgegen.

6

    Fenna entwickelte unentwegt Pläne. Es war, als wäre seine Befehlsverweigerung ein Damm gewesen, der nun, durch die Überwindung jener Irritation, geborsten war. Sein Gehirn raste wie das eines Besessenen.
    »Wir sollten eine Art Fluchtwagen konstruieren«, überlegte er laut. »Mit dem wir auch auf Einhörnern reitenden Affenmenschen gut entkommen können. Ist es möglich, die Deichsel eines der Wagen so zu verlängern, dass wir acht Pferde vorspannen können anstatt vier?«
    Diese Möglichkeit wurde zwischen den Wagen ausgiebig diskutiert und schließlich verworfen. Selbst wenn man eine Deichsel verdoppelte, war es immer noch fraglich, ob die Pferde dermaßen angeschirrt werden konnten, dass sie sich zu acht nicht gegenseitig behinderten. Auch war davon auszugehen, dass diese Pferde es einfach nicht gewohnt waren, in einer langen Reihe hintereinandergespannt zu sein. Da keiner in der Kompanie ein echter Pferdekenner oder erfahrener Kutschenlenker war, erschien das Risiko zu groß. Statt eines besonders schnellen Wagens hatte man so einiger Wahrscheinlichkeit einen besonders langsamen.
    »Dann machen wir es anders«, erwog Fenna als Nächstes. »Wir leeren einen der Wagen komplett. Dadurch sind dessen Pferde ausgeruhter. Im Notfall können wir alle auf diesen Wagen steigen, um

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