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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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niemals jedoch im Währenddessen. «
    »Wie starb dieser tolle Mann?«
    »Alt und hochbetagt im Bett.«
    »Schlau von ihm. Aber wie viele Männer hat er in den Tod geschickt? Ich bin einfach niemand, der danach noch ruhig schlafen könnte.«
    »Ich auch nicht, Eremith. Deshalb schicke ich ja niemanden, sondern gehe selbst mit.«
    »Ja. Also, wie machen wir es? Ich denke, ein Wagen wird uns genügen. Wir nehmen Stodaerts Wagen, Stodaert kann bei Deleven mit aufsteigen, der fährt ja sonst ganz alleine.«
    »Ihr habt niemanden, der ein Kutscher ist.«
    »Wir werden das schon hinbekommen. Wir sind zu fünft, können uns abwechseln, uns gegenseitig überwachen und voneinander lernen.«
    »Es ist auch wirklich nicht weiter schwierig. Das sind gute Tiere.«
    Beide vermieden es, sich in die Augen zu sehen. Dies war ein ganz eigentümlicher Moment zwischen ihnen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Die Dritte Kompanie war in zwei unregelmäßig gezackte Stücke auseinandergebrochen, obwohl die beiden Leutnants sich doch stets so viel Mühe gegeben hatten, nie vor versammelter Mannschaft zu streiten. Fenna hatte wieder das Gefühl, dass sie beide Elternteile darstellten.
    Durch Gyffs ging ein Ruck. »Komm mit«, sagte sie. »Ich will noch ein paar Worte mit dir unter vier Augen wechseln.«
    Sie führte Fenna am Arm abseits der haltenden Wagen. Die Pferde wirkten ruhig, es drohte also keine unmittelbare Gefahr. Fenna machte ein einigermaßen dummes Gesicht, als Gyffs ihn so wegführte.
    Als sie beide außer Hörweite der anderen waren, straffte sie sich und sagte: »Ich weiß, wie du denkst und fühlst, Eremith. Ich weiß, dass du dir Vorwürfe machen wirst. Jetzt im Augenblick hast du vielleicht noch das Gefühl, einen Teilsieg errungen zu haben, aber schon in wenigen Stunden wirst du dir denken: Warum habe ich nicht ausdauernder gekämpft? Warum habe ich ihr nicht zur Not eins über den Schädel gegeben, um sie von diesem Irrsinn abzuhalten? Deshalb möchte ich, dass du eines weißt: Wir trennen uns nicht im Streit. Im Gegenteil. Ich bin dir ausgesprochen dankbar dafür, dass du die schwierige Aufgabe übernommen hast, einigen unserer Männer das Leben zu retten.«
    »Was? Aber willst du damit sagen, dass …«
    »Dass ich auch nicht glaube, dass wir Erfolg haben werden. Natürlich nicht. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir als Soldaten nicht das Recht haben, freie Entscheidungen zu fällen. Wir sind in unsere Pflicht eingebunden. Und wenn man fahnenflüchtig werden muss, um Leben zu retten, muss ich leider zugeben, dass ich dazu nicht den Mut habe. Ich stamme aus einer Militärfamilie. Mein Großvater und mein Vater waren bei der Armee, und die Enttäuschung meines Vaters darüber, eine Tochter zu haben, milderte sich erst, als Frauen der Weg in die Akademien erleichtert wurde. Ich kann diese Familientradition nicht dadurch sabotieren, dass ich vorm Feind in die Knie gehe. Ich kann die Mission Augenlicht nur bis zum bitteren Ende in die Tat umsetzen. Also danke ich dir und scheide nicht im Groll.«
    »Aber, Loa! Loa, Loa, Loa! Das ändert doch alles! Begreifst du denn nicht? Bis eben dachte ich noch …, dass du tatsächlich an einen Sieg oder eine Rettung oder was auch immer glaubst. So wie auch Gollberg es tun würde oder Oberst Jenko. Ich dachte, es hat gar keinen Sinn, lange mit dir zu räsonieren, denn die militärische Etikette ist ohnehin auf deiner Seite. Aber wenn wir wirklich einer Meinung sind, dass dieser Befehl ein Irrwitz ist, dann … sollten wir uns nicht trennen. Ich werde mit dir kommen.«
    »Wie bitte? Aber das widerspricht doch jetzt wieder allem, wofür ich dir gerade gedankt habe!«
    »Nein, nein. Wir werden Behnk, Emara, Ekhanner und Nelat tatsächlich zur Festung zurückschicken, unter irgendeinem Befehl. Was weiß ich: Sie sollen Resea eskortieren oder, falls Resea unterwegs von Haihunden angefallen wird, sicherstellen, dass die Festung Nachricht von den Vorgängen erhält. Wir schicken die vier nach Hause, das hat unser Disput gebracht. Aber ich werde mit euch kommen. Wir tüfteln an einer Methode, wie wir alle lebend hier herausbekommen.«
    »Glaubst du an Wunder?«
    »Nicht an Wunder. Aber an unsere Jungs. Und vielleicht an ein kleines Quäntchen Glück. Es kann ja nicht überall nur Chlayst sein.«
    So leiteten sie es in die Wege.
    Behnk, Emara, Ekhanner und Nelat bekamen den Wagen zugeteilt, der bislang von Stodaert gelenkt worden war. Um unter den vieren so etwas wie eine

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