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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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möglichst schnell Abstand zwischen uns und etwaige Verfolger zu bringen.« Diesen Vorschlag fand Leutnant Gyffs gut. Es brachte ohnehin nichts, so wenige Männer auf drei Wagen aufzuteilen. Also blieb von den Holtzenauen auf seinem Wagen als Kutscher alleine, während MerDilli zu den Leutnants stieg und Jonis in den Wagen von Korporal Deleven. Auch die Proviantkisten und Wasserfässer aus von den Holtzenauens Gespann wurden in die anderen beiden umgeräumt. Das ging alles sehr zügig vonstatten.
    Kurze Zeit später wurde auf Fennas Intervention hin noch einmal nachgebessert: Stodaert stieg ebenfalls zu den Leutnants in den ersten Wagen, weil so alle drei Gespanne nun über je einen Fernwaffenmann verfügten, der entsprechend nach vorne freies Schussfeld hatte.
    Wiederum kurz darauf hatte Fenna eine weitere Idee: Gyffs sollte das Kutschieren des ersten Wagens Stodaert überlassen und stattdessen Wagen zwei übernehmen, sodass sich Deleven als Korporal freier bewegen konnte. Außerdem wären dann beide Leutnants wieder besser verteilt, was im Falle eines Angriffs auf den ersten Wagen von Vorteil wäre. Aber Fenna traute sich schon gar nicht mehr, dies vorzubringen, weil Gyffs ihn schon genervt ansah, wenn er nur den Mund aufmachte. Es musste auch so gehen. Es gab keine ideale Verteilung von neun Mann auf drei Wagen, die allen Eventualitäten Rechnung trug.
    Sie bewegten sich durch zähes Gelb. Die quälende Helligkeit des Himmels wurde langsam schwächer. Der Nachmittag verging. Mehrere Stunden waren sie nun schon seit der Begegnung mit Gerris Resea unterwegs, ohne irgendein Anzeichen einer nahen Schlacht entdecken zu können. Keine kreisenden Echsengeier oder andersgeartete Flugwesen. Keine fernen, gebrochenen Echos von Waffenklirren. Nichts. Das Land lag tot und dumpf. Niemand konnte sich mehr vorstellen, dass Hauptmann Gollberg und seine Reiter überhaupt noch am Leben waren.
    Fenna betrachtete seine eigenen Kinder, sah in ihre angespannten Greisengesichter und dachte über jeden Einzelnen nach.
    Die Untergebenen.
    Die Schutzbefohlenen.
    Soldaten.
    Auf diesem Wagen: drei von jenen vieren, die sich seit dem ersten Tag ihrer Ausbildung kaum verändert hatten. »Scheusal« Kertz, weil er keine andere Wahl hatte, als zu bleiben, wer er war. Stodaert, weil er zu sehr auf seinem eigenen Rückgrat fußte, um aus seiner Haut zu können. MerDilli, der körperlich zu stabil und geistig zu träge war, um sich allzu weit zu bewegen.
    Der Vierte, der sich nicht verändert hatte, steuerte den zweiten Wagen: Deleven. Er hatte einfach schon zu viel erlebt, um noch beeindruckbar zu sein. Sein Blutzoll war ungleich höher als der wahrscheinlich jedes anderen Soldaten der Festung Carlyr. Fenna fragte sich, wie wohl Delevens Albträume aussahen und mit wie vielen Stimmen sie schrien.
    Dann waren da diejenigen, die kaum noch wiederzuerkennen waren, und zu denen zählte der Leutnant auch jene vier, die jetzt bereits Richtung Festung unterwegs waren: Behnk, der mit jedem Tag weiter dahinschwand, bis eines Tages vielleicht nichts mehr von ihm bleiben würde als sein großer Glückslöffel. Ekhanner, der in seiner Verwirrt- und Überfordertheit nicht mehr Zuflucht suchte in Rängen, Festungsummauerungen und festgefügten Tagesabläufen, sondern in den Göttern selbst. Nelat, der immer noch wie ein Mädchen aussah, aber nun wie ein ältliches, das niemand mehr zur Trauung führen würde. Emara, der keine roten Bäckchen mehr hatte wie zu Beginn, sondern der mit seinem lustigen Trachtenaufzug auch sein Lachen für immer abgelegt zu haben schien. Diese vier immerhin hatten eine echte Chance, unbeschadet aus dem Desaster namens Augenlicht hervorzutreten.
    Dann gab es noch die, die jetzt dabei waren. Jonis, ein Kind immer noch, aber eines, das zu wissen schien, dass es unheilbar erkrankt war, und das mit großherziger Tapferkeit versuchte, einem den Abschied nicht allzu schwer zu machen. Und Teppel, der mit jedem Tag ein Jahr alterte, der jedem Abend lebendigen Leibes entgegenstarb, weil ihn nichts mehr hielt. Fenna fragte sich, warum Teppel nie über seine Frau gesprochen hatte, die Mutter seiner Söhne, die nun schon dreifach verlassen worden war. Fenna fragte sich auch, warum es einen Begriff gab für Kinder ohne Eltern, aber keinen für Eltern, die ihre Kinder verloren hatten. Vielleicht, weil dies im großen Plan der Götter eigentlich gar nicht vorgesehen war?
    Und dann gab es noch Fergran von den Holtzenauen. Den Einzigen von allen, der

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