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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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aber ein durchaus verheißungsvolles, möchte ich sagen.« Der General stellte eine Frage, bei der Fenna das Wort »Glatze« herauszuhören meinte. Oberst Jenko lachte freundlich. »Ja, das wäre doch mal eine Idee«, antwortete er nur. Dann fügte er noch hinzu: »Wie Ihr wisst, General, bestand unser Regiment bis vor Kurzem noch aus zwei Bataillonen. Dies ist das zweite. Das erste ist leider nicht vom Affenmenschenfeldzug zurückgekehrt.«
    Nun lehnte sich Hauptmann Gollberg zum General und den aufmerksam zuhörenden Damen hinüber und erläuterte etwas. Fenna konnte nicht alles verstehen, aber es ging wohl um Gollbergs Theorie der Überlebenden, und dass die Suche nicht nur noch nicht aufgegeben worden war, sondern besonders von Gollberg mit Hochdruck vorangetrieben wurde. Die Damen seufzten und nickten und bekundeten dem Hauptmann seinen Heldenmut. Der General sagte wieder einen Satz mit »Glatze«, woraufhin Gollberg gezwungen lachte und sich dann säuerlich zurücklehnte.
    Auf einen Wink des Obersts machten die drei Kompanien auf dem Hof rechtsum und dann noch einmal rechtsum, somit kehrt, und marschierten in ihre Ausgangsstellungen zurück. Nur in der Dritten gab es hierbei Wellen der Unordnung, weil Teppel das zweite Rechtsum nicht mitbekommen hatte und in die falsche Richtung marschierte, bevor Nelat ihn einfing und richtig herum drehte. Fennas Sorgen wurden größer. Teppel sah aus wie jemand, der bald zusammenbrach. Er stieß Gyffs mit dem Ellenbogen an. Gyffs folgte seinem Blick und nickte, machte aber weiterhin eine mäßigende Handbewegung.
    Die eigentliche Manöverschau begann mit zwei Programmpunkten gleichzeitig.
    Die Zweite Kompanie unter Hobock & Sells präsentierte eine Schwertkampfübung von zehn Soldaten gegen zehn. Es handelte sich dabei um einstudierte, ungefährliche Bewegungsabläufe, die zwar sehr ästhetisch und kenntnisreich aussahen, aber jegliche Dynamik vermissen ließen. Unterdessen jedoch zeigten sechzehn Angehörige von Gollbergs Erster Kompanie eine mitreißende Pferdedressur. Im Allgemeinen waren Militärpferde robuster, schwerfälliger, widerstandsfähiger, aber dadurch auch schwieriger zu handhaben als jene Vollblüter, die in den großen Städten zum Dressurreiten gezüchtet wurden. Gollbergs Kavalleristen jedoch straften dieses Vorurteil lügen. Sie zeigten Trab, Piaffen, Volten, Passagen, Halbpirouetten, Renvers und Zickzacktraversale, und alle diese Figuren waren allerliebst anzuschauen. Dabei bewegten sich die Pferde stellenweise anmutig zwischen den fechtenden Soldaten der Zweiten Kompanie hindurch wie Weberschiffchen durch ein bunt bewegtes Muster und ließen sich auch von den blitzenden Klingen nicht aus der Ruhe bringen. Die Damen hauchten »Ohhhh!« und »Ahhhhh!«. Gyffs’ Augen leuchteten, denn sie war stolz, zum selben Regiment zu gehören. Selbst Fenna, der sich überhaupt nichts aus Pferden machte, musste zugeben, dass dies eine beeindruckende Vorführung war. Gollberg brauchte nicht einmal selbst dort unten zu stehen und zu kommandieren, eine seiner Korporälinnen lenkte alles harmonisch in seinem Sinne. Das musste in der Tat ein erhebendes Gefühl sein, sich auf seine Leute so verlassen zu können.
    Der Applaus von oben war groß. Auch von unten spendete die Zweite Kompanie, auf deren faden Schwertkampf niemand mehr geachtet hatte, neidlosen Beifall. Fenna und Gyffs fingen schließlich auch an zu applaudieren, die Grünhörner fielen mit ein. Und jetzt ließen sich auch weitere in diversen Fenstern postierte Zuschauer vernehmen: Wäscherinnen, Wachtposten, drei Küchenjungen, Zeughausbedienstete, der Waffenmeister, die Schneidermeisterin Klejahn, der Schreiber Lement und Ilintu.
    Oberst Jenko spreizte sich geschmeichelt vor dem durch vorgehaltene Augengläser starrenden General und betonte immer wieder die Qualität seines Zweiten Bataillons und was für ein Jammer es sei, dass das Erste »futsch« war.
    Ordonnanzen harkten den Hof, wo das frische Sägemehl von den Pferdehufvolten allzu verwirbelt war.
    »Jetzt haben wir ein kleines Kampfspiel vorbereitet«, kündigte der Oberst seinen Gästen an. »Die Hälfte der Ersten Kompanie zu Fuß gegen die gesamte Dritte Kompanie, unsere Neuen. Meine Damen, seht Ihr die beiden Flaggen, die blaue und die goldene? Die blaue gehört in diesem Spiel der Dritten Kompanie, die goldene der Ersten. Beide Flaggen werden an den entgegengesetzten Rändern des Hofes festgesteckt. Ziel beider Mannschaften wird es sein, die Flagge

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