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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Manövers spielt uns die Zweite Kompanie nun noch einen schmissigen Marsch!«
    Leutnant Hobock und neun seiner Soldaten mit ausladenden Blasinstrumenten traten auf diese Ankündigung hin vor und begannen zu spielen. Leutnant Hobock dirigierte. Militärmusik erfüllte den Hof. Die Musikanten spielten zuerst im Stehen, dann begannen sie sogar, während des Spielens im Gleichschritt und im Kreis herumzumarschieren.
    Unterdessen wurden die drei verwundeten Erstkompanier abtransportiert. Die Dritte Kompanie nahm die Glückwünsche der Kavalleristen, die nicht gekämpft hatten, und der Zweiten, die nicht Musik machten, entgegen. Behnk und Emara und MerDilli tanzten zur stampfigen Musik. Kindem und Teppel und Ekhanner wippten immerhin im Takt. Stodaert stand in Habtachtstellung mitten auf dem Platz, das Gesicht der Musik zugewandt, als spielte sie nur für ihn oder als hätte er die Pflicht, besonders aufmerksam zuzuhören. Deleven und Garsid unterhielten sich lachend. Resea war zuerst nirgendwo zu sehen, dann sah Fenna ihn abseits aller anderen. Er unterhielt sich angeregt mit der schwarzhaarigen »Großnichte« und wurde von ihr nach allen Regeln der Kunst angehimmelt.
    »Ist schon ein toller Bursche, dieser Resea«, sagte auch Gyffs, die mit roten Wangen wieder zu Fenna zurückkam. »Immer das Zünglein an der Waage. Beide gewonnenen Runden haben wir eigentlich ihm zu verdanken.«
    »Was für ein Arschloch!«, knurrte Fenna leise.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Schon gut. Kein Mann alleine hat dieses Spiel gewonnen. Da hat jeder dazu beigetragen, auch von den Holtzenauen und Jonis, die über ihre Grenzen gegangen sind und deshalb am Ende nicht mehr mit dabei waren. Lass uns hochgehen zum Oberst und zum General. Ich denke, das haben wir uns verdient.«
    »Du hast recht, das sollten wir wirklich tun.«
    Während die Musik unablässig Humtata machte, durchquerten Fenna und Gyffs die Führung & Leitung und kamen nach zwei Treppenaufgängen oben auf dem Dach an. Mehr Ordonnanzen, als Fenna und Gyffs in ihrer Zeit in Carlyr jemals auf einem Fleck versammelt gesehen hatten, standen herum oder kümmerten sich um das Kühlhalten von Getränken und das Anrichten von Appetithäppchen. Unter dem Sonnendach standen der General, der Oberst, der Hauptmann und die zwei Damen und schwatzten angeregt miteinander. Als Oberst Jenko die beiden Neuankömmlinge bemerkte, winkte er sie jovial heran. »Ah, da sind ja unsere beiden Helden des Tages. General Feudenstich, darf ich Euch vorstellen: Leutnant Gyffs und Leutnant Fenna.«
    Der greise General fasste die beiden scharf ins Auge und sagte dann: »Ich glaube, ich kenne die kleine Gyffs noch aus ihrer Zeit in Uderun. Kann das sein?«
    »Allerhand, dass Ihr Euch noch an mich erinnern könnt, General Feudenstich. Wir sind uns höchstens zweimal kurz begegnet.«
    »Ja, und ohne Leutnantsabzeichen saht Ihr noch deutlich jünger und käsiger um die Nase aus.« Übergangslos wandte er sich Fenna zu. »Der Oberst sagte mir gerade, Ihr kommt aus Chlayst?«
    »Ja, Herr General.«
    »Wie lange habt ihr da gedient?«
    »Vierzehn Jahre, Herr General.«
    »Hm. Ich habe die Ostküste nie inspiziert. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, warum dort jetzt alles aus dem Leim geht.«
    »Nun, äh, mit Verlaub, Herr General – ich denke nicht, dass man die Sache mit dem Sumpf durch regelmäßigere militärische Inspektionen hätte verhindern können.«
    »Das mit dem Sumpf nicht, mein Sohn. Aber die Schande von Furbus. Dass sich ein königliches Regiment von diesen Heugabelmännern in die Flucht schlagen lässt, das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben.«
    »Das glaube ich gerne, Herr General. Ich habe mich auch darüber gewundert.«
    »Gab es aus Chlayst denn keinerlei Unterstützung für Furbus?«
    »Chlayst ist selbst unterbesetzt, Herr General. Die giftigen Dämpfe haben auch vor Uniformen nicht haltgemacht.«
    »Aber wie kommt es dann, dass man Euch entbehren konnte?«
    »Mein … Gesundheitszustand dort war … angeschlagen. Mein vorgesetzter Offizier dachte, er würde mir mit einer Luftveränderung einen Gefallen tun.«
    »Und schickte Euch ins Affenland, das einzige Gebiet auf dem Kontinent, wo die Luft noch schlechter ist als in Chlayst.« Der General brach in ein seltsames, keuchendes Gelächter aus, das an einen Herzanfall erinnerte, aber übergangslos fing er sich wieder, als seine beiden »äh, … Großnichten« ihn ansprachen, um ihm ein ganz bestimmtes Dessert zu empfehlen und ihn dann damit zu

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