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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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durch. Es war kaum was Interessantes dabei. Er wartete einige Minuten und klickte dann auf »Connect«. Sarahs Antwort kam herein.
    Großer Gott. Ich werde mit den anderen sprechen und melde mich dann wieder. Sei vorsichtig.
    Lächelnd tippte Jim seine Antwort:
    Mach dir keine Sorgen um mich. Ich mach das schon.

Kapitel 9
    Hargeysa, Somaliland
18. September 2003
    Den Rest des Vormittags graste Jim das Internet nach Informationen zur Gefahr einer weiteren Hungersnot in Somaliland ab. Die Website der BBC hatte etwas über Universal Actions Pressekonferenz und zitierte Harry Steelers Warnung vor Hunger und Krieg. Jim druckte die Meldung aus. Niemand sonst schien Universal Actions Befürchtungen einer schlimmen Hungersnot für die Gegend zu teilen.
    Auf Umwegen, um etwaige Verfolger abzuschütteln, ließ Jim sich von Nasir in die Stadt fahren. In Hargeysa traf Jim sich mit zwei Leuten von Oxfam zum Lunch in einem Kamelfleisch-Restaurant. Wobei Restaurant etwas hoch gegriffen war für den düsteren Laden mit dem bröckeligen Mauerwerk, aber das direkt auf Holztischen servierte Kamelfleisch war frisch. Sie bedienten sich mit spitzen Messern und langten ordentlich zu. Ernährungssicherheit, so erfuhr er von den Oxfam-Leuten, sei ein ernstes Thema draußen auf dem Land, vor allem nach der Trockenheit der vergangenen Jahre. Somaliland sei jedoch nicht Somalia; es gehe den Leuten hier besser als dort.
    »Der Aufruf von UA ist etwas voreilig«, sagte einer der Oxfam-Leute. »Es sei denn, Harry weiß mehr als wir.«
    Nach dem Essen chauffierte Nasir Jim zurück zum Hauptquartier. Sie fuhren die Stände der Geldwechsler, Männer inmitten gewaltiger Bündel von Banknoten, lang. Minarette, gelbblaue Geschäftsgebäude mit arabischen Schriftzeichen, alles war im Verfall begriffen. Nasir wies auf Somalilands Kriegsdenkmal: eine abgeschossene sowjetische MIG. Jim ging direkt in den Gemeinschaftsraum und holte sich eine Tasse starken schwarzen Kaffee. Maxine saß etwas abseits in ein Gespräch mit zwei Leuten aus dem Westen vertieft. Er kannte die beiden nicht. Der eine war ein eher junger Mann mit kahl geschorenem Kopf. Die grauhaarige Frau neben ihm trug einen farbenfrohen fließenden Rock und hatte wohl nach den Hippies in den Sechzigern den Anschluss ans 21. Jahrhundert verpasst. Die Gruppe wollte nicht gestört werden, das war deutlich zu sehen.
    Jim ging hinüber und zog einen der freien Stühle unter dem Tisch hervor. »Darf ich mich zu euch setzen?«
    Maxine zögerte einen Augenblick, zeigte ihm dann ihr typisch blendendes Lächeln. »Fabienne und Andrew berichten gerade über ihren Trip nach Togdheer«, sagte sie und wandte sich wieder den anderen zu. »Harry wird das gar nicht gefallen.«
    Fabienne hatte dunkle Schatten unter den Augen und die Falten in ihrem Gesicht waren voll Staub. »Ich sag’s dir nochmal, Maxine«, sagte sie mit dickem französischen Akzent. »Der Konvoi wurde entführt. Milizen vermutlich. Wir haben den Spuren zu folgen versucht, kamen aber nicht weit, weil uns der Diesel ausging. Keine Ahnung, was passiert ist.«
    »Aber man kann doch nicht einfach so einen ganzen Konvoi entführen.« Maxine breitete ungläubig die Hände aus. »Was ist mit dem Rest des Teams?«
    »Was ist denn deiner Ansicht nach passiert? Glaubst du, ich habe den ganzen verdammten Konvoi in meiner Tasche versteckt?«
    Andrew verzog das Gesicht. »Fab, bitte.«
    »Bitte was?«
    »Beruhige dich.«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Nachdem was wir gerade gesehen haben.«
    Maxine warf einen Blick auf Jim. Sie zog eine Braue hoch.
    »Was ist mit denen, die fliehen konnten?«, fragte sie Fabienne. »Die müssen doch etwas wissen.«
    »Zu traumatisiert«, sagte Fabienne. »Als wir nach Duruqsi kamen, haben sie sich den Jungen gegriffen und sich in ihren Hütten versteckt.«
    Fabienne lehnte sich zurück und fiel in sich zusammen, als hätte sie die Last der ganzen Welt auf den Schultern. In einer Geste des Beistands legte Andrew ihr eine Hand auf den Arm, aber sie schüttelte sie ab.
    Jim musterte die beiden. Wenn er sich hier einmischen wollte, dann jetzt: »Kann ich was fragen? Ich bin neu hier.«
    Fabienne und Andrew blickten Maxine fragend an.
    »Jim ist unser Funding-Manager«, sagte sie. »Er arbeitet an einer Präsentation für USAID.«
    Jim holte eine Reihe von Ausdrucken aus seinem Rucksack und breitete sie vor ihnen aus. »Man zitiert hier Harry. Er soll gesagt haben, dass ›Hunderttausende, ja Millionen vor dem Hungertod‹

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