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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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hören, als einer seine Waffe durchlud.
    »Wir müssen hier weg.« Andrew zog Fabienne am Arm. »Das sieht gar nicht gut aus.«
    Eine Schar ausgemergelter, erschöpfter Vertriebener hatte sich eingefunden. Die Kräftigeren gingen die Säcke neben den Lkw durch. Sie rissen sie auf, kosteten das Getreide und spuckten es angewidert aus.
    Maxine eilte hinzu, die Augen weit aufgerissen, die Stimme schrill. »Wir müssen weg hier. Sofort!« Sie bahnte sich einen Weg durch die Milizleute und stapfte nach vorne zum Führungstruck. »Sofort, hab ich gesagt!«
    Die Milizleute umzingelten sie. Maxine schob sich durch die Vertriebenen, die die Laster umstanden. Sie schubste einige von ihnen brutal aus dem Weg. Zu schwach, um sich aufrecht zu halten, fielen sie um.
    Jim warf einen Blick zurück, während er sich in seinen Laster zog. Andrew redete noch auf die Milizleute ein in dem Versuch, sie zu beruhigen. Sie hatten ihn umringt, schwangen schreiend die Waffen und bleckten die Zähne wie Wüstentiere. Einer schoss in die Luft. Jim sprang vom Laster, rannte nach hinten auf Andrew zu. Er musste ihn da herausholen.
    Er hörte eine Salve Einzelfeuer. Andrew schrie auf und blickte Jim mit weit aufgerissenen Augen an. Eine weitere Salve und Andrew verschwand aus seinem Blickfeld. Jim stieß sich einen Weg durch die Milizleute, die rechts und links zu Boden gingen. Andrew lag auf der Erde; Blut sickerte aus einer Reihe von Einschüssen auf seiner Brust. Sein Gesicht war kreidebleich. Seine Lippen bebten. Jim warf ihn sich über die Schulter. Während die Milizleute sich untereinander stritten, sprintete er zum Truck.
    Als er wieder auf den Truck kletterte, griff ein Paar kräftiger Hände nach seinen Knöcheln und zog ihn zu Boden. Der Fall benahm ihm den Atem, aber die folgenden Schläge noch mehr. Er ließ Andrew los und rollte sich zum eigenen Schutz ein. Füße und Gewehrkolben prasselten auf ihn ein. In seinem Kopf drehte sich alles. Er musste jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren. Dann hörte er einen Schrei. Schüsse. Im nächsten Augenblick hob man ihn auf und hievte ihn in den Truck, der mit Vollgas losfuhr.
    »Einen Augenblick länger und du wärst alle gewesen«, sagte Maxine, die ihm eine Hand auf die Schulter legte, um ihn festzuhalten, als der Laster an Tempo gewann. »Die waren drauf und dran, dich in Stücke zu reißen. Kannst dich bei Nasir bedanken. Er hat dir das Leben gerettet.«
    Unter Schmerzen richtete Jim sich auf. »Wo ist Andrew?«
    »Tot«, sagte Nasir. »Ich konnte ihn nicht tragen.«
    »Wir müssen ihn holen.«
    »Nichts da«, sagte Maxine. »Das wäre Selbstmord.«
    »Aber–«
    »Vergiss ihn! Schau!«
    Sie wies auf den Außenspiegel. Jim spähte hinein. Die Milizleute blieben hinter ihnen zurück. Aber es waren jetzt noch weit mehr als zuvor. Jubelnd schwangen sie ihre Waffen.
    Jim legte sich wieder zurück und checkte in Gedanken seinen Körper durch. Er schien in Ordnung zu sein. Ein paar Prellungen, weiter nichts. Vielleicht eine angeknackste Rippe. Im Gegensatz zu Andrew. Der hatte sein Engagement mit dem Leben bezahlt.
    »Diese verdammten Somalier«, sagte Maxine. »Harry hat schon immer gesagt, dass denen nicht zu trauen ist. Ein Haufen schießwütiger, blutgieriger Bastarde.«
    Der Konvoi schoss rumpelnd durch das Lager. Hier und da stürzten Vertriebene aus dem Weg, und sie hätten um ein Haar einige Kinder überfahren, die zu schwach zum Laufen waren.
    Jim wandte sich an Nasir. »Danke für die Rettung.«
    Nasir antwortete nicht.
    »Ich glaube nicht, dass der dich gehört hat«, sagte Maxine.
    »Der hat mich schon gehört. Er spricht nur nicht viel.«
    »Die sprechen alle nicht viel«, sagte Maxine.
    »Wenigstens nicht mit uns«, murmelte Jim.
    »Was?«
    Jim umklammerte den Haltegriff auf der Beifahrerseite. Der Konvoi verließ eben das Camp.
    »Ich sage, es braucht einen nicht weiter zu wundern, dass die nicht viel mit uns reden«, sagte er. Ein stechender Schmerz in der Brust ließ ihn das Gesicht verziehen. »Sie haben doch nichts gemein mit uns. Wir sind nur die jüngste Welle von Invasoren aus dem Westen.«
    »Und gehen dabei drauf.« Sie wischte sich über die Augen. »Armer Andrew. Was wird Fabienne jetzt machen?«
    Jim blickte wieder in den Außenspiegel und sah das Lager hinter ihnen verschwinden. Die Milizen hatten sich offensichtlich gegen eine Verfolgung entschieden. Was merkwürdig war, wenn man bedachte, dass die Trucks mit Lebensmitteln beladen waren. Hilfslieferungen waren

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