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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Strand in Thailand zu liegen, bringt es auch nicht lange. Ich sah bald, die einzige Möglichkeit, die Welt zu sehen, war bei einer NRO.«
    »Universal Action?«
    »Meinen ersten Job hatte ich bei World Vision in Indien. Keine Ahnung, warum die mich genommen haben. Ich bin keine Missionarin, noch nicht mal gläubig, und die sind da recht pingelig. In Mumbai habe ich Harry kennen gelernt. Er hat mich dazu überredet, von der Fahne zu gehen.«
    »In Indien?«
    »Erst mal, ja. Dann ging es hierher. Die Bezahlung war besser, außerdem lag mir der Ansatz von Universal Action mehr. Ich meine, Entwicklungshilfe auf geschäftlicher Basis anzugehen. Die Menschen hier sagen, es hat sich was geändert, seit Harry übernommen hat.«
    Jim musterte Maxines Gesicht: die kleine Sprungschanze von einer Nase, der anmutige Mund, das Ganze von langen blonden Haaren umrahmt. Ihre Erscheinung hatte etwas Unschuldiges, eine gewisse Verletzlichkeit.
    »Was hat er übernommen?«, fragte Jim.
    »Na die Sicherheitsaufgaben. Vor Harry versickerte Geld. Nicht eines der Ziele wurde erreicht. Harry ist ein paar Leuten in den Hintern getreten, hat ein paar gefeuert und im Handumdrehen war der Laden auf Vordermann gebracht. Heute weiß jeder, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist. Selbst die UNO. Er war nicht umsonst bei der CIA.«
    »Harry war bei der CIA?«
    »Über 20 Jahre. Afghanistan. Irak.«
    »Wann war er denn in Afghanistan?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Er hält sich da recht bedeckt. Es ging um irgendwelche verdeckten Operationen. Ich nehm mal an, er muss etwa zur selben Zeit dort gewesen sein wie du. Irgendwann, so meint er, war er einfach zu alt, um im heißen Sand rumzukriechen und mit Gewehr und Marschgepäck durch die sengende Hitze zu latschen. Um ehrlich zu sein, ich kann es ihm nicht verdenken. Die CIA scheint nicht gerade ein Kindergeburtstag gewesen zu sein.«
    »Wann kam er denn zu UA?«
    »Keine Ahnung. O guck mal, Nomaden.« Sie wies auf eine Gruppe von Hirten mit Kamelen am Horizont. »Wie die Leute hier nur überleben können.«
    Jim folgte ihrem Blick. Rund um sie erstreckte sich meilenweit dieselbe trockene Landschaft unter einem strahlend blauen Himmel und einer sengenden Sonne; nichts als Sand, Steine, Staub. Maxine hatte Recht. Wie ließ es sich hier nur leben? Sie kamen an einem verlassenen gepanzerten Fahrzeug am Rand der Piste vorbei, verrostetes Zeugnis dafür, dass die Gegend einer der vielen Schauplätze des Kalten Krieges gewesen war.
    »Erzähl mir von deiner Freundin. Die in Afghanistan umgekommen ist«, sagte Maxine.
    »Woher weißt du, dass sie umgekommen ist?«
    »Ich hab’s in deinen Augen gesehen. Sie war eindeutig mehr als eine Kameradin.«
    Jim spürte einen Kloß im Hals. »Das kannst du laut sagen«, murmelte er.
    Maxine griff zärtlich besorgt nach seiner Schulter und drückte sie. Jim, peinlich berührt, warf einen Seitenblick auf Nasir.
    Sie setzten ihre Fahrt schweigend fort. Maxine steckte sich eine Zigarette an und blies den Rauch zum halb offenen Fenster hinaus. Sie sah Jim an und ihre Blicke verschränkten sich. Sie zwinkerte, was ihm einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Verwirrt sah er wieder aus dem Fenster. Was für ein Spiel spielte sie?

Kapitel 11
    Distrikt Gabiley, Somaliland
18. September 2003
    Sie lagerten am Rande der Welt, wie man hätte meinen können. Nasir und die anderen Fahrer schlugen die grünen Zelte auf, die jeder Truck auf dem Dach mitführte. Die Fahrer saßen im Kreis um das Feuer, unterhielten sich auf Somali und kauten Khat. Jim hatte das Zeug einmal probiert. Nach einigen Stunden hatte er eine leichte Dröhnung verspürt, wie auf einige Tassen starken Kaffee. Dann jedoch hatte er die ganze Nacht kein Auge zugetan. Einer der Fahrer, er hatte sich beide Backen mit Khatblättern vollgestopft, bot Jim ein paar davon an. Jim lehnte dankend ab.
    Am nächsten Tag brach man gleich nach Sonnenaufgang auf. Sie fuhren an Gruppen von Nomaden mit Schafen vorbei, die sich von den spärlichen Gräsern ernährten. Gegen Mittag versuchte sie jemand über Maxines Sprechfunkgerät zu erreichen.
    »Halt doch einen Augenblick an, Nasir«, sagte sie. »Ich verstehe kein Wort.«
    Nasir gab den Befehl per Funk an den Konvoi weiter und stoppte den Truck. Maxine sprang hinaus und ging außer Hörweite. Fünf Minuten später kam sie zurück. Sie wirkte besorgt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jim.
    Sie wandte sich an Nasir. »Fahr weiter. Wir sind fast da.«
    »Was ist

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