Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
Vom Netzwerk:
geben doch nie was zu. War aber eine gute Tarnung. Er war seit Monaten bei uns. Er wurde einfach unvorsichtig und begann zu viele Fragen zu stellen.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass sich die Milizen um ihn kümmern.«
    »Und was ist mit Interpol?«
    »Ist nur eine französische Professorin mit Kontakten zu denen«, sagte Harry.
    »Und dieser Neue, der, der den CIA-Agenten gefunden hat?«
    »Jim Galespi. Das ist der, der abgeht. Mit Maxine. Sie hat sich übrigens neulich in Nairobi nach ihm erkundigt, bei einigen Leuten von USAID. Laut denen war er bislang in deren Washingtoner Büro.«
    Edward stand wieder auf. »Findet ihn. Und was den CIA-Mann angeht, bilde dir darauf bloß nichts ein. Wenn er es überhaupt war. Ich habe Kontakte zu Interpol. Mal sehen.« Er nahm sein Jackett von der Lehne des Sessels. »Denk dran, dass das mein Projekt ist. Ich mache hier die Pläne, nicht du.«
    Damit schlenderte er davon. Jenny beeilte sich, ihm zu folgen. Harry sah ihnen nach, bis sie durch den Eingang verschwanden.
    »Lief doch ziemlich gut«, sagte George. »Bei Edward weiß man nie, wie so ein Meeting endet.«
    Harry musterte George mit abschätzigem Blick. »Was machst du denn noch hier?«
    George erstarrte.
    »Hab ich dir nicht gesagt, dieser Geschichte mit der BBC nachzugehen?«
    »Ja, sicher, doch. Sorry, Harry.«
    »Na dann mal los. Zack, zack.«
    George hastete los.
    Harry hielt auf die holzgetäfelte Bar zu und bestellte sich einen doppelten Jack Daniels. Er stürzte ihn in sich hinein und bestellte einen zweiten. Als der Alkohol zu wirken begann, beruhigte sich Harry und ließ sich den Austausch mit Edward durch den Kopf gehen. So ganz Unrecht hatte George nicht gehabt. Das Meeting hätte weit schlimmer ausgehen können. Allein schon dass der Zwischenfall mit der Straßensperre nicht sein Missfallen erregt hatte. Das bedeutete nichts anderes, als dass er die Aktion billigte. Seine Reaktion auf den französischen Journalisten und den CIA-Agenten war verständlich. Harry musste zugeben, dass er in beiden Fällen schlampig gewesen war.
    So etwas würde ihm nicht noch einmal passieren. Nicht bei den neuen Plänen, die er gerade umzusetzen begann. Beim nächsten Meeting hätte er Edward nur Hervorragendes zu berichten. Dafür würde er sorgen.
    Harry warf einen Blick auf die Uhr: 19.06. Er würde sich ein Essen mit drei Gängen und einem guten Tropfen in einem der teuren Restaurants am Hafen gönnen. Dann ab zur Spätmaschine nach Paris.
    Es war Zeit, die Geschichte mit dem lästigen französischen Schmierfinken aus der Welt zu schaffen. Ein für alle Mal.

Kapitel 14
    Distrikt Awdal, Somaliland
20. September 2003
    Es raschelte. Jim fuhr hoch. Maxine kramte in ihrem großen schwarzen Rucksack. Sie zog Kleidungsstücke heraus, ihre Sonnenbrille, dies und jenes und stopfte dann alles wieder hinein.
    Einmal mehr bekam er ihr strahlend weißes Lächeln zu sehen.
    »Sorry, ich wollte dich nicht wecken.« Sie guckte wieder in den Rucksack. »Ich kann Haarbürste und Make-up nicht finden.«
    Nicht dass sie groß Make-up gebraucht hätte, nicht bei ihrem runden Gesicht, der ausgewogenen Eleganz ihrer Züge, den vollen Lippen und dem strahlenden Blau ihres Blicks. Ihr schimmerndes blondes Haar war zu einem Knoten zusammengefasst, der den Schwung ihres Halses betonte. Sie trug eine saubere weiße Bluse, deren Kragen weit genug offen war, um ihn ihre Brüste sehen zu lassen, als sie sich über den Rucksack beugte. Jim hätte sie am liebsten geküsst.
    Maxine musste seinen Blick gespürt haben, jedenfalls sah sie wieder auf.
    Jim lief rot an und wandte sich ab.
    Die Ereignisse der letzten zwölf Stunden schwappten über ihm zusammen: die zweite Straßensperre, Nasirs Versuch, mit den Soldaten zu reden, die auf sie gerichteten Gewehre, ihre plötzliche Flucht, als Nasir den Truck von der Straße riss und ein zweites Mal in die Wüste floh, die Geschosse, die Löcher in der Flanke des Trucks. Dann waren sie meilenweit durch die trostlose Landschaft gefahren, deren Erde durch die lange Trockenperiode völlig ausgedörrt war. In den frühen Morgenstunden hatten sie dann eine kleine traditionelle somalische Siedlung erreicht. Nasir hatte mit einem drahtigen alten Mann gesprochen, der einen filigran geschnitzten Stock in einer seiner Hände hielt, deren Knochen eine lederartige Haut überzog. Man hatte sie zum Übernachten in eine kleine Hütte geführt.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte Maxine: »Wir

Weitere Kostenlose Bücher