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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Klinke.
    Die Diele war leer. Auch im Wohnzimmer war niemand, nur ein paar leere Gläser und eine halbe Flasche Rotwein auf dem Tisch, daneben ein überquellender Aschenbecher. Die Vorhänge waren zugezogen, was einen die Möbel nicht gleich erkennen ließ, aber die mit allen möglichen Büchern bis hin zu schweren Schinken gefüllte Regalwand war kaum zu übersehen.
    Neben dem Regal war eine Tür. Harry trat sie auf. Eine hastige Bewegung, er duckte sich. Ein großes Stück Holz wischte über seinen Kopf hinweg. Jemand fluchte. Er fuhr herum, bekam Anne am Hals zu fassen und schob ihr die Pistole ins Gesicht.
    »Was haben wir denn da?«, sagte er. »Eine Professorin mit Hang zur Gewalt? Geben Sie mal. Das brauchen Sie jetzt nicht mehr.«
    Er entwand ihr eine lange Holzschnitzerei: zwei Afrikanerinnen mit Töpfen auf dem Kopf, genau die Art von Kuriosität, die man als Afrikatourist mit nach Haus nahm.
    »Damit wollten sie mich umhauen?«, fragte er. »Wie nett.«
    Er stieß Anne von sich weg. Sie landete auf dem Hintern und biss sich auf die Lippen, das Gesicht schmerzverzerrt. Harry wandte sich an Jerome, der auf den Ellbogen aufgestützt im Bett lag, die Augen weit aufgerissen.
    »Was haben wir denn hier? Unseren nervigen kleinen Journalisten. Na dann, Sportsfreund, bringen wir zu Ende, was ich schon in Kibera hätte erledigen sollen. Keine halben Sachen diesmal.«
    Harry war wie aufgedreht. Es war der Kitzel der Macht über andere, die Aussicht darauf, über Tod und Leben seines Gegenübers entscheiden zu können. In seinen Augen blitzte die Vorfreude darauf auf. Er holte den Schalldämpfer aus der Tasche seines Jacketts und schraubte ihn an den Lauf der Beretta. Das sorgte bei seinem Gegner unweigerlich für noch größere Angst. Immerhin verhieß es seinen unmittelbar bevorstehenden Tod.
    Er sah sich nach Laurent um, der in der Tür stand, sein starrer Blick auf Anne und Jerome.
    »Pass an der Tür auf«, sagte Harry und wies in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Laurent zögerte.
    »Mach schon«, befahl Harry und tat einen Schritt auf ihn zu. Laurent verschwand.
    Anne kam wieder auf die Beine. Es war ihr anzusehen, dass sie ihren Zorn nur mit Mühe beherrschte. Eine richtige Wildkatze. Zu schade, dass sie nicht jünger war.
    »Sie machen einen großen Fehler«, sagte sie. »Damit kommen Sie nicht durch.«
    »Das sagen sie alle.«
    »Wir haben genug gegen Sie in der Hand, um Sie für den Rest Ihres Lebens hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
    »Und was sollte das sein, alte Frau?« Sie war viel zu selbstsicher für jemanden, der dem Tod ins Auge sah. Er richtete die Waffe auf ihr Gesicht, aber sie zuckte nicht mal. »Ich frag dich noch mal: Was sollte das sein?«
    Anne zögerte. Harry feixte.
    Aber dann machte sie den Mund auf und sagte langsam und selbstgewiss: »Wir wissen Bescheid über den falschen Appell und was in Somaliland passiert. Wir wissen um ihre Beziehungen zu Othman Ali Hassan und MainShield. Wir haben solide Beweise. Belege über Geldtransfers, Fotos, vertrauliche Dokumente. Wir haben einen Fall aufgebaut, und die ganze Geschichte kommt früher an den Tag, als Sie denken.«
    Harry zog die Stirn in Falten. Bluffte Sie? Sie sah ihm nach einem harten Brocken aus; sie zu verhören, würde zu lange dauern. Jerome dagegen schien ihm ein geeigneter Kandidat. Harry zog ihm den Knauf der Pistole übers Gesicht. Jerome stieß einen Schrei aus, aber Harry legte ihm eine Hand auf den Mund.
    »Schhh! Kein Geschrei oder ich schieß dir die Kniescheiben weg.«
    Harry holte das Panzerband heraus. Er riss Jerome herum und fesselte ihm die Hände auf den Rücken. Dann riss er einen Fetzen aus dem Bettbezug, stopfte Harry damit den Mund und umwickelte seinen Kopf mit Panzerband, damit er drinblieb. All das erledigte er mit einigen wenigen gekonnten Handgriffen, und das so schnell, dass Jerome im Grunde gar nicht wusste, wie ihm geschah.
    »Bring den hier rüber«, bellte er Anne an und wies auf einen Stuhl in der Ecke. Sie funkelte ihn an, kam seinem Befehl jedoch nach.
    Harry hob Jerome aus dem Bett und setzte ihn hart auf den Stuhl. Jerome reagierte mit einem erstickten Schrei; Tränen traten ihm in die Augen. Harry warf Anne das Panzerband zu.
    »So, du altes Reff, jetzt bindest du ihm Arme und Beine an den Stuhl, damit er uns nicht runterfällt. So wie jetzt.«
    Harry nahm den linken Fuß hoch und stieß Jerome damit gegen die Brust, was ihn mitsamt dem Stuhl nach hinten wegkippen ließ. Sein

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