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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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mein Team nicht im Gefängnis verfaulen.«
    »Wie bist du denn hier reingekommen?«
    Sie zeigte ihm ihren Ausweis von Interpol. »Das funktioniert immer.« Sie nahm ihn bei der Hand. »Komm. Gehen wir, bevor die rauskriegen, warum ich wirklich hier bin.«
    »Warte«, sagte Jim. So eilig er es hatte, da rauszukommen, ihm brannte noch eine Frage auf der Zunge. »Wer ist Harry?«
    »Na der Sicherheitschef von UA.«
    »Du weißt, was ich meine, Sarah. Ist er der, für den ich ihn halte?«
    Sie stand auf. »Lass uns hier verschwinden.«
    »Das ist wichtig. Ich muss das wissen.«
    Sie zögerte, öffnete und schloss mehrmals den Mund, als wollte sie etwas sagen. Schließlich sagte sie: »Dazu ist jetzt keine Zeit.«
    Sie klopfte resolut an die Tür. Ein Wärter öffnete, derselbe, der Jim aus seiner Zelle geholt hatte. Jim hinkte hinter Sarah her die feuchten Korridore entlang, durch verschlossene Gittertüren, an Wachtürmen vorbei. Sie zeigte ihren Ausweis. Gelangweilte Beamte ließen sie passieren. Zehn Minuten später standen sie vor der Pforte.
    Der Wachhabende hielt ihnen eine Hand entgegen.
    »Papiere«, bellte er.
    Sarah hielt ihm ihren Ausweis von Interpol hin. Der Mann riss ihn ihr aus der Hand. Er sah Sarah an, die seinem Blick mit kühler Autorität begegnete. Er sah sich den Ausweis an, kratzte daran, als prüfte er seine Authentizität. Jim schlug das Herz bis zum Hals. So kurz vor der Freiheit! Seine müden Muskeln verspannten sich. Er würde dem Mann an die Gurgel gehen. Dann würde er ihm die Waffe aus dem Holster reißen und ihn als Geisel nehmen. Falls der Kerl keine Schlüssel hatte, würde er einen anderen zum Öffnen des Tores zwingen.
    Er bereitete sich eben darauf vor, seinen Plan in die Tat umzusetzen, fragte sich, ob er wohl Kraft genug hatte, als der Beamte Sarah den Ausweis zurückgab. Sarah steckte ihn wieder ein und ging an ihm vorbei. Mit schlotternden Beinen folgte Jim ihr.
    Das Tor öffnete sich.
    Sie gingen hindurch. In die Freiheit.

Kapitel 33
    Mogadishu, Somalia
25. September 2003
    Samatar deutete Abdi und seinem Sohn mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen. Es ging immer noch durch die Ruinen der zerstörten Stadt. Schließlich erreichten sie die Außenbezirke Mogadishus. Sie hatten den Milizleuten mit ihren Technicals entkommen können, waren aber noch längst nicht außer Gefahr. Selbst wenn sie die Flüchtlingslager von Dadaab im Osten Kenias erreichten, waren sie nicht wirklich sicher, dachte Abdi bei sich, aber alles war besser als das.
    Eine ramponierte Rostlaube von einem Lkw rumpelte vorbei und blieb vor ihnen stehen. Er sah aus, als könnte er vor ihren Augen zerfallen. Eine fünfköpfige Familie kletterte auf die Ladefläche und begann zu streiten.
    Abdi lief auf den Fahrer zu. »Nehmen Sie uns mit.«
    Der Fahrer sah mit blutunterlaufenen Augen auf ihn herab. »Kein Platz«, sagte er und zeigte ihm die vom Khat ganz fleckigen Zähne.
    »Bitte!« Abdi umfasste den Griff der Tür.
    Der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und versuchte seine Hand zu lösen. »Gehen Sie weg!«
    Abdi spürte ein Tippen auf der Schulter. Samatar stand hinter ihm und drückte ihm einige Geldscheine in die Hand. Abdi öffnete die Tür des Lasters und zeigte dem Mann das Geld.
    »Hier, nehmen Sie das als Bezahlung.«
    Der Fahrer riss ihm das Geld aus der Hand. »Wo soll’s denn hingehen.«
    »Brava.«
    »Na dann steigt ein.«
    Abdi verspürte neue Hoffnung in sich aufsteigen. Er machte den anderen Zeichen, hinten aufzusteigen.
    Sie wollten eben auf die Ladefläche klettern, da fuhr der Lkw los. Um ein Haar hätte er einige Flüchtlinge umgefahren, die zu Fuß auf der Straße unterwegs waren. Kaum fünfzehn Meter weiter kam das Fahrzeug quietschend zum Stehen. Der Fahrer fluchte. Mit einem zornigen Aufschrei, den Schmerz in seinem Bein ignorierend, sprang Abdi los. Er griff in den Laster, packte den Fahrer am Hemd und zerrte ihn heraus. Im nächsten Augenblick war Samatar hinter Abdi und gemeinsam traten und schlugen sie auf den Mann ein, der sich mit hochgerissenen Armen zu schützen versuchte, so gut es ging. Samatar trat ihm gegen den Kopf. Der Fahrer verlor das Bewusstsein.
    Die Familie hinten hörte zu streiten auf. Der Vater, ein Mann mit einem langen Bart und einer Binde über dem linken Auge, spähte über die Planken, um den Kampf unter ihm zu verfolgen. Die Kinder guckten herab, auf ihren Gesichtern eine Mischung aus Angst und Entsetzen. Sie sahen ihre Hoffnung auf eine Flucht vor ihren Augen

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