Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
in Ordnung, wenn man sie erst mal kennt. Ich glaube, sie würden dich genauso mögen wie ich, wenn du ihnen die Chance geben würdest, Madison. Oder soll ich dich lieber Maryn nennen?«
»Ist jetzt auch egal, aber irgendwie habe ich mich an Madison gewöhnt.«
»Wie bist du eigentlich auf den Namen gekommen?«, fragte Dorie in dem verzweifelten Versuch, Madison noch länger aufzuhalten.
»Kannst du dich an diesen Film erinnern, ›Eine Jungfrau am Haken‹? Wo Daryl Hannah als Meerjungfrau Tom Hanks vor dem Ertrinken rettet und sich in ihn verliebt? Sie hat ja keinen Namen, und als sie danach gefragt wird, nennt sie sich Madison, weil sie gerade das Straßenschild der Madison Avenue gesehen hat. Als Kind war das mein Lieblingsfilm«, erklärte Maryn. »Alle meine Puppen hießen Madison. Sogar meine kleine Katze hieß so.« Sie lächelte schief. »Ich hatte anscheinend nicht sehr viel Phantasie.«
»Meine Katze hieß Kätzchen«, sagte Dorie. »Was sagt dir das über mich?«
»Das sagt mir, dass du es bei deinem Kind hoffentlich besser machst«, entgegnete Maryn, und beide lachten.
Maryn steuerte auf das Haus zu, ging einen Schritt schneller, und Julia … Dorie konnte nur hoffen, dass Julia gekniffen hatte. Was allerdings unwahrscheinlich war.
»Ich fänd’s gut, wenn du noch nicht abreisen würdest«, sagte Dorie und meinte es ehrlicher, als Madison wissen konnte. »Ich würde mich freuen, wenn du bleibst und wir dir bei deinen Problemen helfen könnten.«
»Könnt ihr nicht«, rief Madison ihr über die Schulter zu.
Raus jetzt, Julia! , dachte Dorie. Sieh zu, dass du Land gewinnst! Sie machte kehrt, ging zum Bordstein und rollte die sperrige Mülltonne zurück zum Haus, bis ihr auffiel, dass sie noch gar nicht geleert worden war. »Meine Güte, typisch Schwangerschaftsdemenz«, brummte sie und schob die Tonne zurück an die Straße. Plötzlich musste sie dringend zur Toilette. Schon wieder.
Ellis machte ein großes Spektakel daraus, es sich am Strand bequem einzurichten. Sie stellte den Liegestuhl so auf, dass sie sich, vom Haus aus gesehen, besonders vorteilhaft in Szene setzen konnte, schlüpfte aus ihrer hauchdünnen Tunika und legte sich mit Blick aufs Wasser hin. Sie erlaubte sich nicht, in Richtung der Garagenwohnung zu schauen. Das wäre zu auffällig. Stattdessen beschäftigte sie sich mit ihrem Buch und der Kühltasche mit den kalten Getränken.
Dorie ließ sich auf ihre eigene Liege sinken und nahm die Flasche Wasser an, die Ellis ihr reichte. »Alles in Ordnung?«, fragte sie. »Kommt Julia runter?«
»Gleich«, erwiderte Ellis. »Und wenn sie hier ist, werde ich ihr die Leviten lesen. Du hattest recht, Dorie. Es war völlig daneben von ihr, bei Madison einzubrechen. Ich schwöre dir, als ich sah, wie sie das Fahrrad die Einfahrt hochschob, hatte ich fast einen Herzinfarkt. Solche Angst hab ich das letzte Mal gehabt, als deine Mutter damals an der Highschool zu früh von der Arbeit kam und dich fast beim Sex mit Kevin Boylan im Fernsehsessel deines Vaters erwischt hätte.«
Dorie trank einen Schluck Wasser. »Das war nicht Kevin Boylan. Das war Kieran, sein älterer Bruder. Und wir hatten keinen richtigen Sex. Wir haben ›rumgebusselt‹, wie Kieran das nannte.«
»Na, egal, ich hatte nicht vor, deiner Mutter die Unterschiede darzulegen«, sagte Ellis. »Es war schon schlimm genug, dass wir die Schule geschwänzt hatten und ich eine halbe Flasche Schnaps getrunken und hinten in Willas Auto gekotzt hatte. Und plötzlich tauchte Phyllis auf, und ich riss mich zusammen und erzählte ihr, du hättest Bauchschmerzen gehabt, deshalb hätte Miss Deal mir erlaubt, dich früher nach Hause zu bringen. Und die ganze Zeit betete ich zum Jesuskind, dass Kevin schnell genug die Hose hochzog und aus eurem Fernsehzimmer rauskam, bevor Phyllis mich fragen konnte, wo du bist.«
»Das war Kieran, nicht Kevin, oder?«
Ellis und Dorie schauten hoch.
Julia schlug ein Strandlaken auf und breitete es neben ihnen im Sand aus.
»Das wollte ich Ellis gerade erklären«, sagte Dorie. »Kevin Boylan hatte ganz viele Schuppen. Kevin Boylan hätte ich nie so weit rangelassen. Ich hatte schon gewisse Grundsätze, ja?«
»O bitte.« Julia ließ sich auf das Laken fallen. »Erzähl uns nichts von Grundsätzen. Wir waren ja wohl dabei, oder? Du hast Kieran nur deswegen rangelassen, weil er ein cooles Auto fuhr und du glaubtest, er würde dich zu seinen Unipartys nach Georgia einladen.«
»Und ihr habt bei der
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