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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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seufzte glücklich und begann, die kleine Wohnung aufzuräumen. Sie wusch das Geschirr ab, stellte es wieder in das Küchenbüfett und wischte über die klebrige Arbeitsfläche. Sie öffnete die Tür zur Dachterrasse und fegte, wie es ihr vorkam, einen Eimer voll Sand nach draußen und durch die Schlitze zwischen den Holzplanken. So hatte es auch ihre Mutter früher gemacht, wenn sie in den Sommern ihrer Kindheit ein Haus am Meer in Tybee gemietet hatten.
    Zufrieden lächelnd zog Ellis Tys Bett ab, knüllte die Decken und die benutzte Kleidung zu einem Bündel zusammen. Sie beschloss, alles in Ebbtide zu waschen und Ty zu überraschen, wenn er von seinen Besorgungen nach Hause kam.
    Als sie aus der Wohnung auf die Terrasse trat, kam ein Wagen die Auffahrt von Ebbtide heraufgeruckelt. Es war ein schnittiger dunkelgrauer Mercedes Cabrio mit einem Mann am Steuer. Eine Frau mit langem blonden Haar saß auf dem Beifahrersitz, die Augen von einem blassblauen Sonnenschutz überschirmt. Der Fahrer hielt direkt vor der Garage, so als wüsste er genau, wohin er wollte.
    Waren das potentielle Mieter von Ebbtide? Ty hatte nichts davon gesagt, dass er einen Besichtigungstermin vereinbart hatte, während Ellis mit den anderen dort wohnte, aber sie nahm an, dass er das Haus so schnell wie möglich wieder vermieten wollte, wenn sie es am kommenden Samstag räumten.
    Wieder hatte sie diesen stechenden Schmerz in der Brust. Das Ende des Urlaubs. Bis Samstag war es nur noch eine Woche.
    Die Frau stieg aus dem Cabrio und schaute neugierig zu Ellis hinauf.
    Jetzt erkannte sie sie: Es war Kendra, Tys Exfrau. Und ihr Begleiter war Ryan, oder wie Ty ihn nannte: das Arschgesicht.
    »Hallo!«, rief Kendra und winkte. »Ist Ty da?«
    »Nein«, sagte Ellis. »Hab ihn heute noch nicht gesehen.« Sie drehte sich um und ging zurück in die Wohnung. Was sollte sie tun? Ty anrufen?
    Bevor sie sich entscheiden konnte, hörte sie Schritte auf der Holztreppe, dann ein forsches Klopfen an der Tür.
    Sie öffnete, und Kendra strahlte sie fröhlich an. »Ah, du bist das!« Sie runzelte die Stirn, versuchte sich an den Namen zu erinnern. »Ellen, oder?«
    »Ellis.«
    »Oh, ach ja. Also, ich bin Kendra. Neulich Abend war’s etwas unangenehm, oder? So auf die Ex zu treffen?«
    Ellis zuckte mit den Schultern. »Ty ist nicht da«, wiederholte sie. »Ich weiß nicht, wann er zurückkommt.«
    Kendra verzog ihre vollen roten Lippen zu einem Schmollmund. »Ich habe schon hundert Mal angerufen und Nachrichten hinterlassen. Er ruft nie zurück. Deshalb haben wir beschlossen, heute Morgen persönlich vorbeizufahren, um zu sehen, ob wir mit ihm über Ebbtide sprechen können. Früh genug, bevor es nächsten Monat so weit ist.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, erwiderte Ellis. »Er hat ziemlich viel zu tun. Aber ich sag ihm gerne Bescheid, dass ihr hier wart.« Sie raffte die Wäsche zusammen, trat auf die Terrasse und verschloss die Tür hinter sich.
    Dann hastete sie an Kendra vorbei die Treppe hinunter. Ryan war aus dem Mercedes gestiegen, ging an der Garage entlang, bückte sich, prüfte die Holzverschalung, lief in der Garage selbst herum, schaute hoch unters Dach, an dessen alten Balken alle möglichen Sachen hingen: verrostete Liegestühle, Seile und ein altes Segel.
    »Kann ich dir helfen?«, rief Ellis streng. Das Arschgesicht hatte vielleicht mal Nerven, sich hier aufzuführen, als gehörte ihm das alles.
    »Nein«, sagte Ryan, immun für ihren Ton. »Sag mal, hast du eine Ahnung, wie viel Quadratmeter das Apartment da oben hat?«
    »Nein«, entgegnete Ellis kurz angebunden.
    »Aber es hat eine Küche, ja? So eine Kochzeile wie in einer Junggesellenwohnung? Und ein Badezimmer? Mit oder ohne Badewanne und Dusche? Wir würden gerne wissen, ob man das Apartment als Renditeobjekt nutzen könnte. Ist total schwierig, ein neues Badezimmer genehmigt zu bekommen, deshalb frag ich. Wenn schon ein richtiges Badezimmer drin ist, wäre das super.«
    »Schatzi, ich meine mich zu erinnern, dass das Bad nur ein Waschbecken und eine Toilette hat, die Dusche ist draußen auf der Terrasse«, rief Kendra herunter.
    Ellis drehte sich um. Kendra war oben auf der Terrasse und spähte durch die Glasfenster der Tür, die Hände seitlich ans Gesicht gelegt, um nicht von der grellen Sonne geblendet zu werden. »Die Küche ist klein, aber es ist alles drin, was man braucht. Wir würden die Geräte natürlich erneuern, und das Linoleum müsste auch raus.

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