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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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machen.«
    »Komm zurück, Ellis!«, rief Dorie jetzt aus dem Esszimmer. »Abwaschen kannst du später noch. Ich bin froh, dass der Fernseher kaputt ist. Lass uns doch was zusammen machen. Hier ist eine ganze Reihe Puzzles. Komm, wir nehmen uns eins vor!«
    »Von mir aus«, sagte Ellis.
    »Iih, Puzzle«, Julia rümpfte die Nase. »Wir können uns auch direkt Stützstrümpfe anziehen und Trockenpflaumen essen, wenn wir schon dabei sind. Kommt, Leute, uns muss doch noch was Aufregenderes einfallen! Wir sind doch noch nicht tot, oder?«
    »Ich habe ein paar DVDs mitgebracht«, begann Ellis. »Wir könnten es auch mit einem Spiel versuchen. Was haben die hier, Dorie?«
    »Hm, mal sehen. Uno, Monopoly, Trivial Pursuit. Ah, ich weiß es: Karten! Wir können Rommee spielen, wie damals zu Hause am Strand.«
    »Au, ja«, freute sich Ellis und erhob sich vom Tisch. »Rommee! Misch mal die Karten, Julia! Und ich mache uns Popcorn.«
    »Mach mal die nächste Flasche Wein auf, wenn du schon dabei bist«, befahl Julia. »Aber nicht den billigen Fusel. Ich habe vorm Essen eine schöne Flasche Pinot Grigio in den Kühlschrank gelegt.«

    Ty las die jüngste E-Mail von Ellis Sullivan und musste unwillkürlich grinsen. Vielleicht war sie doch nicht ganz so verklemmt, wie er gedacht hatte.
An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Kein Kabel
Lieber Mr Culpepper, ich mach wieder ein langes Gesicht, denn das Kabel-TV geht leider nicht. – Ellis
    Natürlich ging das Kabel nicht. Tys funktionierte auch nicht. Auf seinem Schreibtisch lag ein Berg mit Zahlungsaufforderungen, und obenauf lag die Ankündigung, er würde vom Netz genommen. Er spielte mit der Idee, die Kabelbox zu überbrücken. Ein Freund damals am College hatte ihm gezeigt, wie man das machte. Doch bei seinem Glück würde er erwischt werden und im Knast landen.
An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Kabel
Liebe Ellis: Bitte nicht ausrasten, bald läuft er wieder, der Kasten.
    Zufrieden mit sich und seiner kleinen Glanzleistung drückte Ty auf Senden. Dann verschob er Ellis’ letzte Mail in den Ordner, in dem er all ihre Mitteilungen gespeichert hatte. Es war eine ganz ordentliche Sammlung.
    Ohne Fernseher und das Baseballspiel, das er sich hatte ansehen wollen, war der vor ihm liegende Abend so leer und deprimierend wie der schweigende Bildschirm, der auf dem Milchkasten in der Ecke seines Wohnzimmers stand.
    Ty ging zum Kühlschrank, nahm sich ein Bier und ging nach draußen auf die Dachterrasse. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte aufs Wasser. Es musste ein schöner Sonnenuntergang gewesen sein, dachte er, als er den orangefarben und violett durchzogenen Himmel sah. Er hatte ihn mal wieder verpasst, weil er online nach einer Möglichkeit gesucht hatte, seiner Zwangslage zu entkommen. So verbrachte Ty inzwischen den Großteil seiner Zeit, suchte einen Ausweg aus dem Loch, in das er sich selbst manövriert hatte. Es war eine üble Sache. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt, als er dieses Haus kaufte, hatte unbedingt wieder am Meer leben wollen. Jetzt besaß er es – Ebbtide, hoch über dem Ufer der Outer Banks –, und er hätte genauso gut in einer Höhle wohnen können, so prächtig ging es ihm mit dem Kasten. Seit Wochen war er nicht gesurft, war morgens nicht schwimmen gegangen, hatte nicht mal einen anständigen Sonnenuntergang gesehen.
    Es musste einen Ausweg geben. Doch wo?
    Ty trank einen großen Schluck aus der Bierflasche. Er hörte Gelächter und Musik von Ebbtide herüberwehen. Wenn er sich ans hintere Ende der Dachterrasse stellte, konnte er ins Esszimmer hinabschauen, das ins goldgelbe Licht des Kronleuchters getaucht war.
    Die drei Frauen saßen am Tisch und spielten Karten. Neben ihnen standen eine Weinflasche und halbvolle Gläser. Die größte der drei, Julia, redete wie eine Maschinenpistole, unterstrich ihre Aussagen mit den Händen. Die niedliche kleine Rotblonde kicherte viel, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Ellis war offenbar diejenige, die den Spielstand notierte. Sie sagte etwas, lächelte und schrieb in einen Block. Plötzlich schaute sie auf. Instinktiv duckte sich Ty. Hatte sie ihn etwa entdeckt? Nein. Eine der Frauen redete, und Ellis warf mit Popcorn nach ihr. Es dauerte nicht lange, da lieferten sie sich eine regelrechte Popcornschlacht. Das kreischende Lachen schwebte über die Düne hinaus aufs Meer.
    Das Kartenspiel, das goldgelbe Licht und die silbrigen

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