Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
Vom Netzwerk:
Süße, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Angesichts Dories Schmerz fühlte sie sich vollkommen hilflos.
    »Ich weiß«, sagte Dorie mit bebender Stimme. »Mr und Mrs Perfekt lassen sich scheiden. Total daneben, oder?«
    Julia trank einen großen Schluck von dem Wein, den Dorie nicht angerührt hatte. »Ich wusste es. Sobald ich dich am Flughafen gesehen hatte, wusste ich, dass irgendwas im Busch ist. Ich hab die ganze Zeit gehofft, es wäre, na ja, was anderes. Aber tief in mir wusste ich genau, was es ist.«
    »Du kannst hellsehen«, sagte Dorie und betupfte die Augen mit einer Papierserviette. »Konntest du immer schon.«
    »Eigentlich nicht«, gab Julia zurück. »Du bist nur so unglaublich leicht zu durchschauen. Du hast ihn die ganze Woche nicht angerufen, und er dich auch nicht. Du warst ganz weinerlich und trübselig. Und du kannst nicht mehr Karten spielen.«
    »Tut mir leid«, sagte Dorie schniefend. »Ich will keine trübe Tasse sein.«
    »Möchtest du darüber reden?«, fragte Ellis.
    »Nein, ich meine, schon, ich kann darüber reden. Wenn es euch nicht stört, dass das Popcorn ganz nass wird. Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Lass mich raten«, sagte Julia. »Ich wette, Mr Perfekt hat eine kleine Freundin. Hab ich recht?«
    »Julia«, sagte Ellis durch zusammengepresste Zähne. »Ich werde dich erwürgen, noch ehe es Tag wird. Das ist mein Ernst.«
    Dorie lachte zittrig. »Lass sie in Ruhe, Ellis. Vielleicht kann sie doch nicht so gut hellsehen. Du hast nur zur Hälfte recht, Julia. Stephen hat tatsächlich jemand anders. Aber kein Mädchen, sondern einen Typen.«
    »Was?!«, rief Ellis.
    »Nie im Leben!«, schrie Julia. »Soll das heißen, Stephen ist schwul?«
    Erneut brach Dorie in Tränen aus. Dann redete sie weiter: »Ich bin so dermaßen dämlich. Wie konnte ich das nur übersehen? Ich meine, ich wusste ja, dass etwas nicht stimmt, bloß wäre ich nie auf so was gekommen. In den Osterferien wollten wir mit einem Kollegenpärchen nach Destin fahren, und einen Tag vor der Abreise verkündete Stephen, er käme nicht mit. Es wäre ihm egal, wenn ich mitführe, er wollte sogar unbedingt, dass ich mitfahre, bloß meinte er, er hätte ein hartes Halbjahr hinter sich, er wollte wandern gehen, allein, hoch in die Berge. Ich redete mir ein, es läge daran, dass er den Mann meiner Freundin nicht besonders gern mag. Ich meine, Brad ist manchmal schwer zu ertragen. Er läuft Marathon, und er redet ständig nur vom Laufen und von seinen Zeiten und so. Also ließ ich Stephen wandern gehen. Und als er zurückkam, dachte ich, er hätte bessere Laune. War aber nicht so. Er wurde immer launischer. Was nicht normals ist für Stephen. So ist er sonst nicht. Normalerweise ist er Mr Happy. Aus dem Grund hatte ich mich damals in ihn verliebt. Jetzt stritten wir uns oft. Nicht ständig, es ging auch um nichts Wichtiges, aber in den zwei Jahren, als wir miteinander gingen, hatten wir uns nicht ein einziges Mal gestritten.«
    Julia lachte schallend. »Na, das hätte ja schon mal ein Warnsignal sein müssen. Booker und ich streiten uns jeden Tag.«
    »Wir aber nicht«, sagte Dorie. »Meine Eltern, na ja, die stritten sich wie Hund und Katze, bevor sie sich scheiden ließen. Wir Kinder waren so erleichtert, als sie sich endlich trennten. Wahrscheinlich hatte es nie zuvor Kinder gegeben, die so froh über eine Scheidung waren. Ich nahm mir damals vor, wenn ich heiraten würde, würde ich mich niemals so streiten wie sie. Denn wenn zwei Menschen füreinander bestimmt sind und sich lieben, müssen sie sich nicht streiten. Oder?«
    »Meine Eltern haben sich auch hin und wieder gestritten«, sagte Julia nachdenklich. »Nicht so wie Booker und ich, aber hin und wieder war es mal so weit. Dann schenkte mein Vater meiner Mutter Blumen oder Schmuck, und sie machte seine Lieblingscannelloni, und sie vertrugen sich, als wäre nichts gewesen. Und meine Eltern waren, keine Ahnung, vierzig Jahre verheiratet.«
    Ellis dachte an ihre Eltern. Lawrence Sullivan war ein geduldiger, ruhiger Mann gewesen, der Ellis’ Mutter angebetet hatte. Ellis konnte sich nicht erinnern, dass er auch nur einmal anderer Meinung gewesen wäre als sie, zumindest nicht vor ihr und Baylor. Streiten wäre nicht sein Stil gewesen.
    »Deine Eltern waren was ganz Besonderes«, sagte Ellis zu Julia. »So wie die Waltons.«
    »Oder Doris Day und Rock Hudson«, sagte Dorie traurig. »Nur dass Rock Hudson schwul war. Genau wie Stephen.«
    Dorie

Weitere Kostenlose Bücher