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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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Pepper.«
    »Pepper?«
    »Der Koch.«
    Wow – das ist so egalitär, das ist mehr als demokratisch. Mir schwant: »Etwa so, als würdest du aufgefordert, Geschworener zu sein.«
    »Du kommst erst infrage, wenn du ein Jahr hier gearbeitet hast«, erläutert Kat. »Und du kannst dich befreien lassen, wenn du an einer mega-wichtigen Sache arbeitest. Aber die Leute nehmen es richtig ernst.«
    Ich frage mich laut, ob Kat Potente schon mal aufgerufen wurde.
    Sie schüttelt den Kopf. »Noch nicht«, sagt sie. »Aber ich würde das wahnsinnig gern machen. Ich meine, die Chancen sind nicht sehr hoch. Dreißigtausend Leute arbeiten hier, und vierundsechzig sind im PM . Das kannst du dir selbst ausrechnen. Aber es ist ständig am Wachsen. Angeblich wollen sie es noch mal erweitern.«
    Jetzt frage ich mich, wie es wäre, wenn das ganze Land in dieser Form regiert würde.
    »Genau, das will Raj!«, lacht Kat. »Nachdem er all das OK und TK gefunden hat, natürlich.« Sie schüttelt den Kopf; sie macht sich ein bisschen über ihn lustig. »Er hat schon einen genauen Plan ausgearbeitet, um einen Verfassungszusatz auf den Weg zu bringen. Wenn es irgendjemand schafft …« Sie schürzt nachdenklich die Lippen. »Dann wahrscheinlich nicht Raj.« Sie lacht und ich auch. Ja, Raj ist ein bisschen zu heftig für die Vereinigten Staaten.
    Darum frage ich: »Wer könnte das hinkriegen?«
    »Vielleicht ja ich«, sagt Kat und drückt die Schultern durch.
    Vielleicht ja du.
    Wir gehen an Kats Bereich vorbei: Dataviz, Datenvisualisierung. Der hockt auf einem kleinen Hügel; eine Ansammlung vorgefertigter kastenähnlicher Gebäude, die um ein kleines Amphitheater arrangiert sind, wo eine Steintreppe zu einem Wall aus riesigen Monitoren hinunterführt. Wir spähen hinab. Zwei Techniker sitzen mit Laptops auf den Knien auf den Stufen des Amphitheaters und sehen zu, wie mehrere Blasen, die alle durch Wellenlinien verbunden sind, auf einem der Monitore herumhüpfen. Alle paar Sekunden erstarren die Blasen und die Linien schnappen hoch zu geraden Strichen, wie wenn sich einem das Nackenhaar aufstellt. Dann leuchtet der Monitor in einem satten Rot. Eine Technikerin flucht leise und beugt sich über ihren Laptop.
    Kat zuckt die Achseln. »Noch nicht ganz ausgereift.«
    »Was soll es werden?«
    »Weiß nicht genau. Wahrscheinlich etwas Internes. Das meiste, was wir machen, ist intern.« Sie seufzt. »Google ist so groß, dass es sich sein eigenes Publikum schafft. Ich mache überwiegend Visualisierungen, die von anderen Technikern genutzt werden oder für unsere Werbung oder vom PM  …« Sie verstummt langsam. »Ehrlich gesagt, ich würde wahnsinnig gern etwas entwerfen, was alle sehen können!« Sie lacht, als sei sie erleichtert, es ausgesprochen zu haben.
    Am Rande des Campus laufen wir durch eine von hohen Zypressen umgebene Lichtung – das Sonnenlicht fällt durch das Blattwerk und wirft hübsche goldene Tupfer auf den Geh weg – und gelangen zu einem flachen Ziegelbau, der nicht weiter gekennzeichnet ist als mit einem an die dunkle Glastür geklebten handgeschriebenen Zettel:
    Bücherscanner
    Im Inneren kommt man sich vor wie in einem Lazarett. Grelles Flutlicht gleißt auf einen Operationstisch, der von langen, vielgliedrigen Metallarmen umringt ist. Ein beißender Geruch wie von Bleiche hängt in der Luft. Rund um den Tisch liegen Bücher: Stapel über Stapel, hoch aufgetürmt auf Metallrollwagen. Es gibt große Bücher und kleine Bücher; es gibt Bestseller und alte Bücher, die aussehen, als würden sie sich in Penumbras Laden wohlfühlen. Ich entdecke einen Dashiell Hammett.
    Ein hochgewachsener Googler namens Jad bedient den Bü cherscanner. Er hat eine perfekt dreieckige Nase über einem braunen Zottelbart. Er sieht aus wie ein griechischer Philosoph. Vielleicht hat das aber auch mit seinen Sandalen zu tun.
    »Hey, willkommen«, sagt er lächelnd und schüttelt erst Kat, dann mir die Hand. »Schön, mal jemanden von Dataviz hier zu sehen. Und du …?«
    »Kein Googler«, gestehe ich. »Ich arbeite in einer alten Buchhandlung.«
    »Oh, cool«, sagt Jad. Dann verdüstert sich seine Miene. »Das heißt, ich meine – tut mir leid.«
    »Was tut dir leid?«
    »Naja. Dass wir euch alle arbeitslos machen.« Es klingt wie eine ganz sachliche Feststellung.
    »Moment, wen meinst du mit ›alle‹?«
    »Buch … läden?«
    Natürlich. Ich habe mich eigentlich nicht als Teil des Buchgewerbes verstanden; Penumbras Laden stellt sich mir

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