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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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Töpfen.«
    »Klar, Finger in Töpfen«, sagt er. »Aber nicht ganze Körper in Töpfen. Alter, ich hab keine Partner. Ich hab keine Leute für Geschäftsfeldentwicklung. Und ich komm nicht mal mehr zu den Sachen, die an der Arbeit Laune machen!« Er meint Codes – oder vielleicht auch Busen, ich bin mir nicht sicher. »Ehrlich, am liebsten wäre ich so was wie ein Risikokapitalgeber.«
    Neel Shah, der Risikokapitalgeber. Wer hätte das in der sechsten Klasse gedacht.
    »Und was spricht dagegen?«
    »Äh, ich glaube, du überschätzt vielleicht, wie viel Geld Anatomix abwirft«, sagt er und zieht die Augenbrauen hoch. »Wir sind nicht gerade Google. Als Risikokapitalgeber braucht man eine Menge Kapital. Ich habe nur ein paar Verträge über fünfstellige Summen mit Herstellern von Videospielen.«
    »Und mit Filmstudios, stimmt’s?«
    »Psst«, zischt Neel und schaut sich in der Lobby um. »Davon darf keiner was wissen. Da gibt es ein paar echt brisante Dokumente, Alter.« Er schweigt. »Brisante Dokumente, die Scarlett Johanssons Unterschrift tragen.«
    Wir nehmen die U-Bahn. Grumbles nächste Nachricht kam nach dem Frühstück, und sie lautete:
    auf dich wartet ein grumblegear3k in dumbo jay street 11, frag nach dem hogwarts spezial. ohne pilze.
    Das ist wahrscheinlich die coolste Nachricht, die je in meiner Inbox auftauchte. Es ist ein konspirativer Treffpunkt in Brooklyn, und Neel und ich sind auf dem Weg dorthin. Wir werden ein geheimes Passwort nennen und im Gegenzug einen Scanner für spezielle Zwecke erhalten.
    Die Bahn fährt rumpelnd und schaukelnd durch den Tunnel unter dem East River. Hinter allen Fenstern ist es dunkel. Neel hält sich locker an der Haltestange an der Decke fest und sagt:
    »Bist du sicher, dass du nicht in die Akquisition einsteigen willst? Du könntest das Burka-Projekt leiten.« Er grinst und schaut mich fragend an, und ich merke, dass er es ernst meint, zumindest das mit der Akquise.
    »Ich wäre der denkbar ungeeignetste Mensch für Akquise in deiner Firma«, sage ich. »Garantiert. Du würdest mich feu ern müssen. Es wäre entsetzlich.« Ich mache keine Witze. Für Neel zu arbeiten, das würde unsere Freundschaft aus dem Gleichgewicht bringen. Er wäre Neel Shah, Boss, oder Neel Shah, Mentor in geschäftlichen Dingen – und nicht mehr Neel Shah, Kerkermeister.
    »Ich würde dich nicht feuern«, sagt er. »Ich würde dich höchstens herabstufen.«
    »Zu was? Igors Assistenten?«
    »Igor hat schon einen Assistenten. Dmitriy. Er ist megaschlau. Du könntest Dmitriys Assistent sein.«
    Ich bin sicher, dass Dmitriy sechzehn ist. Die Sache gefällt mir nicht. Ich wechsle das Thema:
    »Hey, und wenn du eigene Filme machst?«, sage ich. »Du könntest mal richtig zeigen, was Igor draufhat. Ein zweites Pixar gründen.«
    Neel nickt, dann ist er einen Moment still und lässt es sich durch den Kopf gehen. Schließlich: »So was würde ich sofort machen wollen. Wenn ich einen Filmemacher kennen würde, würde ich keine Sekunde zögern und ihn sponsern.« Er hält inne. »Oder sie. Aber wenn es eine Sie wäre, würde ich sie wahrscheinlich über meine Stiftung sponsern.«
    Genau: Die Neel-Shah-Stiftung für Frauen in der Kunst. Das ist ein Abschreibungsobjekt, dessen Einrichtung Neels gewiefter Steuerberater im Silicon Valley veranlasst hat. Neel hat mich gebeten, einen Platzhalter für eine Website zu bauen, um die Stiftung seriöser aussehen zu lassen, und das Ganze ist bis heute die zweitdeprimierendste Sache, die ich je entworfen habe. (Die Änderung des Handelsnamens von NewBagel in Old Jerusalem belegt immer noch den ersten Platz.)
    »Dann such dir doch einen Filmemacher«, sage ich.
    »Such du mir doch einen«, kontert Neel. Sehr sechstklässlerisch. Dann leuchten seine Augen auf: »Eigentlich … ist das perfekt. Ja. Als Ausgleich für meine Finanzierung dieses Abenteuers, Claymore Redhands, bitte ich dich um diese Gefälligkeit.« Er senkt die Stimme und raunt kerkermeisterhaft: »Geh hinaus und such mir einen Filmemacher.«
    Mein Handy führt uns zu der Adresse in Dumbo. Sie ist in einer ruhigen Straße am Wasser, neben einem eingezäunten Grundstück, wo überall Transformatoren des städtischen Energieversorgers herumstehen. Das Gebäude ist finster und schmal, mehr noch als Penumbras Laden, und wesentlich her untergekommener. Es sieht aus, als hätte es hier kürzlich ein Feuer gegeben; lange schwarze Brandstreifen ranken sich um den Türrahmen nach oben. Es würde

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