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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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die sich seit sehr langer Zeit entfaltet. Einige meiner Brüder und Schwestern würden sagen, dass sich dein Unternehmen, liebes Kind, in nichts von all denen unterscheidet, die vor ihm kamen. Manche würden sagen, niemand außerhalb des Ungebrochenen Buchrückens hatte uns je etwas zu bieten.«
    »Manche, wie Corvina«, sage ich tonlos.
    »Ja, Corvina.« Penumbra nickt. »Andere auch.« Er sieht uns alle drei an – Kat und Neel und mich – und sagt leise: »Aber ich bin froh, euch als Verbündete zu haben. Ich weiß nicht, ob ihr begriffen habt, dass unsere Arbeit Geschichte schreiben wird. Die Techniken, die wir über die Jahrhunderte entwickelt haben, im Zusammenspiel mit neuen Instrumentarien … ich glaube, wir werden es schaffen. Ich spüre es in meinen Knochen.«
    Gemeinsam setzen wir den GrumbleGear 3000 ein erstes Mal zusammen, indem Neel die Anleitung von meinem Laptop abliest und Penumbra mir die einzelnen Teile reicht. Sie sind aus Wellpappe und geben ein sattes Knacksen von sich, wenn man sie drückt. Ineinandergesteckt erzielen sie eine außergewöhnliche strukturelle Stabilität. Es gibt eine angeschrägte Buchablage und darüber zwei lange Arme, jeder mit einer ausgeklügelten Halterung für eine Kamera bestückt – eine für jede der beiden Seiten eines aufgeschlagenen Buchs. Die Kameras sind an meinen Laptop angeschlossen, auf dem jetzt ein Programm namens GrumbleScan läuft. Das Programm gibt die Bilder wiederum an eine mattschwarze externe Terabyte-Festplatte weiter, die in der schmalen Schachtel eines Pokerspiels steckt. Die Schachtel ist eine hübsche schurkische Note, die Neel unserer Unternehmung hinzugefügt hat.
    »Wer hat das Ding noch mal entworfen?«, fragt er und scrollt zurück durch die Gebrauchsanleitung.
    »Ein Typ namens Grumble. Er ist ein Genie.«
    »Ich sollte ihn einstellen«, sagt Neel. »Guter Programmierer. Fantastisches Gespür für räumliche Relationen.«
    Ich schlage meinen Führer der Heimischen Vögel des Central Park auf und lege ihn auf den Scanner. Grumbles Design ähnelt dem von Google nicht sehr – er verfügt über keine Spinnenbeine zum Seitenumblättern, darum muss man diesen Teil der Arbeit selbst erledigen, und auch die Kameras muss man allein auslösen –, aber es funktioniert. Blätter, blitz, knips. Die Zugroute der Wanderdrossel spult sich auf die getarnte Festplatte. Dann falte ich den Scanner wieder zu flachen Teilen zusammen, während Kat die Zeit stoppt. Ich benötige dafür fünfundvierzig Sekunden.
    Mit dieser Vorrichtung in der Tasche werde ich heute kurz nach Mitternacht in den Lesesaal zurückkehren. Ich werde vollkommen ungestört sein. Mit maximaler Schnelligkeit und List werde ich nicht nur eins, sondern zwei Bücher scannen und dann vom Ort des Verbrechens fliehen. Deckle hat mir eingeschärft, dass ich beim ersten Morgengrauen fertig und spurlos verschwunden sein muss.

DAS SCHWARZE LOCH
    E s ist kurz nach Mitternacht. Ich gehe eilig die Fifth Avenue entlang und beobachte argwöhnisch die dunkle Masse des Central Park auf der anderen Straßenseite. Die Bäume heben sich als schwarze Silhouette gegen einen grau-lila melierten Himmel ab. Gelbe Taxis sind die einzigen Autos, die herumfahren und ohne viel Hoffnung Ausschau nach Kundschaft halten. Eins blinkt mich mit der Lichthupe an; ich schüttle den Kopf.
    Im dunklen Toreingang der Festina Lente Company macht Deckles Schlüssel einmal klick, und schon bin ich drin.
    Ein roter Lichtpunkt blinkt in der Dunkelheit, und weil Deckle mich gebrieft hat, weiß ich, dass es ein stummer Alarm ist, der sein Signal an eine höchst private Sicherheitsfirma sendet. Mein Puls geht schneller. Jetzt habe ich einunddreißig Sekunden Zeit, um den Code einzugeben, was ich tue: 1-5-1-5 – das Jahr, in dem Aldus Manutius starb; oder, falls man sich der Legende des Ungebrochenen Buchrückens verschrieben hat: das Jahr, in dem er nicht starb.
    Der Empfangsbereich ist dunkel. Ich ziehe eine Stirnlampe aus der Tasche und stülpe mir den Riemen um den Kopf. Es war Kat, die vorschlug, lieber eine Stirnlampe als eine Taschenlampe zu nehmen. »Damit du dich darauf konzentrieren kannst, die Seiten umzublättern«, sagte sie. Das Licht beleuchtet das » FLC « an der Wand und wirft scharf kantige Schatten hinter die Großbuchstaben. Ich erwäge kurz ein bisschen außerplanmäßige Sabotage – könnte ich vielleicht ihre Datenbank der E-Book-Piraten löschen? –, beschließe aber, dass meine eigentliche

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