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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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noch ein bisschen Kohle eingebracht, aber sie würde sowieso nie groß rauskommen, und außerdem richtete sich seine Wut gegen jemand anderen. Er war überrascht, dass Henry Eileen die Polaroids gegeben hatte. Das war blanke Boshaftigkeit, nichts weiter. Nicht nett. Ganz und gar nicht nett.
    Am Abend legte Colin den Umschlag mit den zerrissenen Bildern in eine Schublade und machte sauber. Er bezog das Bett frisch und öffnete die Fenster. Eileen hatte zwar super ausgesehen, aber was den Haushalt anging, war sie eine Schlampe gewesen. Er fuhr mit dem Finger um den Ablauf des Waschbeckens im Bad und zog eine vor Seife und Zahnpasta schmierige Haarsträhne von ihr heraus. Er ließ die Haare ins Klo fallen und wusch sich die Hände. Im Spiegelschrank fand er einen Stapel benutzter Wattepads. Mit einem Taschentuch nahm er sie heraus.
    In der Nacht schlief Colin zum ersten Mal seit einem Jahr wieder diagonal im Bett. Er genoss den Platz und Eileens Abwesenheit.

    Drei Wochen später war es mit seiner Gelassenheit vorbei. Seine Abfindung ging langsam zur Neige, und wie er befürchtet hatte, gab es im Gerüstbau keinen Job für ihn. Morris hatte ihn tatsächlich überall angeschwärzt. BeiMetro, einer der größeren Firmen, bei der Colin schon mal gearbeitet hatte, drückte sich der Chef deutlich aus.
    »Ich kann dich nicht einstellen. Weißt du, ich bin ein Tierfreund, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Na, vielen Dank auch.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich mir dringend eine andere Arbeit suchen.«

    Nun hatte Colin nichts zu tun und wanderte mit der Kamera in der Hand durch die Straßen. Er hatte in der Vergangenheit schon mal Geld damit verdient, dass er den Bildagenturen Londoner Ansichten verkauft hatte. Ein Zufallsgeschäft, aber manchmal hatte man Glück.
    Am dritten Tag saß er in einem Starbucks auf der Brompton Road. Durch das Fenster beobachtete er draußen an einem Tisch zwei junge Frauen. Eine der Frauen redete. Ein schmächtiges Persönchen mit langem Gesicht und schlechter Haut. Colin reizte es nicht, sie zu fotografieren; die junge Frau war noch schlechter als Durchschnitt, eine komplette Null. Aber nur, bis sie zu reden aufhörte. Noch bevor ihre Freundin ein Wort gesagt hatte, stellte die Dürre ihr Gesicht auf Zuhören ein und öffnete den Mund vor Staunen weit. Diesen Gesichtsausdruck behielt sie bei, so, als wäre sie beim Zahnarzt, und ihr Mund stand so weit offen, dass eine Zitrone hineingepasst hätte. Colin hatte Zeit, einen ganzen Film zu verschießen, bevor sie den Mund wieder schloss. Er wusste, er war da auf etwas gestoßen. Der schon fast komisch wirkende Wille, anderen zu gefallen, war auf den Fotos für allegreifbar. Colin ging hinaus, wollte nur noch in die Dunkelkammer.
    Zu Hause hörte er den Anrufbeantworter ab.
    »Colin, wie geht’s, Mann? Hier ist Geoff – Geoff White. Dieses Flugblatt von dem Sonnenstudio, das du mir vor ein paar Wochen geschickt hast, mit deiner Freundin drauf – also, ich hab da einen Job für sie. Ich schätze mal, da sind sechs Riesen oder so drin – für einen Kalender. Mit ein bisschen Reisen und allem, was dazu gehört. Ruf an, okay?«
    Colin legte auf, vergaß die Dunkelkammer und das Mädchen mit dem offenen Mund und dachte nur an den Perversling in Chelsea, wegen dem ihm jetzt eine Stange Geld durch die Lappen ging.

42.
    Crompton and Partners behaupteten in ihren Unterlagen, Londons zeitgemäßer Immobilienmakler zu sein. Als er das Büro in Chelsea betrat, konnte Henry erkennen, dass dies auf jeden Fall auf die Angestellten zutraf. Niemand war über dreißig, und ausnahmslos alle sahen gut aus.
    Helen, eine blonde, bezaubernde Topmaklerin, führte Henry an ihren Schreibtisch. Die Oberfläche war leer bis auf einen funkelnagelneuen Laptop – so dünn wie ein Magazin im Januar. Sie klappte den Deckel auf und war bereit.
    »Ich möchte mein Haus in Brentwood Place verkaufen.«
    »Eine meiner Lieblingsstraßen – wie auf dem Lande und doch mitten in London. Ein Traum.«
    »Die Sache ist die, ich möchte diskret verkaufen. Keine Anzeigen, keine Werbung«, – Henry zeigte mit der Hand auf den Laptop, »kein Brimborium.«
    »Manchmal ist das notwendig, aber nicht in diesem Fall. Für Brentwood Place gibt es eine Warteliste.«
    Sie vereinbarten einen Zeitpunkt am Nachmittag, an dem sie vorbeikommen und sich das Haus ansehen wollte. Sie hätten erst vor Kurzem in der Straße etwas verkauft, sagte sie, der Käufer hätte den geforderten Preis weit

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