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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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Nessa auf dem Bildschirm erschien. Gegen zwei machte er sich ein Sandwich und ging hinaus in den Garten. Schwalben flogen in den Scheunen ein und aus.
    Am Nachmittag nahm er sich die Familienfilme vor. Sie waren genauso perfekt wie Nessas Dokumentarfilme, mit Synchronisation, Ton und Geräuscheffekten. Beim Schauen kam er sich vor wie ein Mann, der aus seinem eigenen Haus ausgesperrt war. Jedes einzelne Bild schmerzte. Eine Strandszene mit Hal, der zum kitschigen Trommelwirbel eines Zirkusorchesters Rad zu schlagen versuchte, hatte ihn nach draußen in den Garten verjagt, wo er erst mal Luft holen musste.
    Er war immer noch draußen, als Tom und Hal auftauchten.
    »Kann ich Hal für eine Stunde bei dir lassen? Den ganzen Tag schon bettelt er mich an, unbedingt zu dir zu fahren.«
    »Aber natürlich, ich könnte ein wenig Gesellschaft brauchen, vor allem die von Hal.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Das Band lief noch, und der Junge setzte sich sofort vor den Fernseher. Henry machte sich in seiner Unwissenheit Sorgen, er würde zu nah vor dem Bildschirm sitzen, sagte aber kein Wort.
    »Erinnerst du dich noch an den Ausflug?«
    »Oh ja.«
    Als der eine Film zu Ende war, bettelte Hal, noch einen sehen zu dürfen. Henry nahm einen aus der Reihe von Norfolkaufnahmen, einen Film über eine Bootsfahrt, um die Robben draußen bei Blakeney Point zu beobachten. Hal hatte vor Freude gejuchzt, als Tom sich die Kamera schnappte und Nessa dabei filmte, wie sie ihre Stiefel auszog. und dann langsam umgedrehte. In jedem Stiefel dürften wohl zwei Liter Nordseewasser gewesen sein.
    Danach machten Hal und Henry es sich auf der Anhöhe im Garten bequem und teilten sich einen Teller mit Marmeladebroten. Dort saßen sie immer noch, als Tom kam, um Hal abzuholen.
    In den darauffolgenden Tagen nahm Hal die Spaziergänge mit seinem Vater wieder auf. Er wusste nicht, warum er fröhlicher war, er war es einfach.

41.
    Eileen ließ sich Zeit damit, Colin zu verlassen. Drei Wochen wohnte sie noch mit ihm zusammen, so, als ob nichts geschehen wäre. Sie erwähnte die Polaroids mit keinem Wort und versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen. Drei Sonntage in Folge ging sie freiwillig arbeiten.
    »Zwei von den Mädels sind krank«, erklärte sie Colin.
    Er wandte sich wortlos ab.
    »Sie haben gefragt, ob ich einspringen kann«, fügte sie hinzu.
    Danach schwieg er tagelang und kam nur noch aus seiner Dunkelkammer, um zu essen oder aufs Klo zu gehen.
    Eileen fürchtete sich vor dem Sex, aber den zu vermeiden, war überraschend einfach. Colin zeigte keinerlei Interesse; als er sich ihr schließlich näherte, sagte sie nur, sie sei nicht in Stimmung, und er ließ von ihr ab. Gegen ihren Willen war Eileen verärgert darüber, dass er so einfach aufgegeben hatte.
    Bei der Arbeit erzählte sie, sie habe Schwierigkeitenmit einem Ex-Freund, der ihr nachstellen würde, und die Vorgesetzten willigten ein, sie in eine andere Zweigstelle im Norden Londons zu versetzen.
    »Wenn ein Mann nach mir fragt, wissen Sie von nichts, in Ordnung?«
    Über eine Freundin fand sie eine Mitwohngelegenheit in Highbury, nur eine kurze Busfahrt von dem neuen Body Shop und sehr weit von der Ebury Street entfernt.
    Eileen rief ihre Mutter an und erklärte, Colin sei irgendwie komisch geworden, und sie würde ihn verlassen.
    »Wenn er sich meldet, sag ihm, du wüsstest nicht, wo ich bin.«
    »Das weiß ich ja auch nicht, oder? Wo bist du denn?«
    »Bei einer Freundin – es geht mir gut –, mach dir keine Sorgen.«
    Das war alles. Sie war so weit.
    Dreieinhalb Wochen, nachdem Henry den Body Shop betreten hatte, verließ Eileen Colin. Auf dem Tisch hinterlegte sie einen Umschlag, in dem die drei zu kleinen Schnipseln zerschnittenen Polaroids steckten.
    Colin würde schon drauf kommen, woher die Fotos stammten, na und? Sie wollte nur, dass er wusste, warum sie ihn verlassen hatte. Die Fotos waren für den privaten Gebrauch bestimmt gewesen. Nur für sie beide, hatte er gesagt. Der Mann aus Chelsea, der in den Laden gekommen war, hatte recht nett gewirkt, doch später hatte sie die Fingerabdrücke auf den Bildern bemerkt. Wie stand sie nun da? Sie war doch keine dahergelaufene Pornoschlampe! Eileen war es vollkommen egal, was aus dem Mannwurde – oder aus Colin. Sie hatte mit alldem nichts mehr zu schaffen – sie war raus aus der Nummer.

    Wie sich herausstellte, war es überhaupt nicht nötig, ihre Spuren zu verwischen. Colin versuchte gar nicht, sie aufzuspüren. Vielleicht hätte sie ihm

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