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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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denen Sie vielleicht noch nicht vertraut sind.«
    »Tatsächlich?« Ferbin beugte sich vor.
    »Ihrer Mutter geht es gut. Ihr Bruder Oramen lebt, ist bei guter Gesundheit und scheint am Hof schnell zu reifen. Sie gelten als tot, obwohl tyl Loesp natürlich die Wahrheit kennt. Ihrem Ruf wurde absichtlich Schaden zugefügt. Regent Mertis tyl Loesp und Feldmarschall Werreber befehligen ein Heer, das die Oct zur Ebene der Deldeyn gebracht haben und das dort kurz vor der entscheidenden Schlacht gegen die dezimierten Streitkräfte der Deldeyn steht. Unsere
Situationsanalysen deuten darauf hin, dass die Sarl den Sieg erringen werden; der Zweifel daran beträgt weniger als drei Prozent.«
    »Haben Sie Spione vor Ort, Ma’am?«
    »Nein. Es handelt sich um Informationsosmose.«
    Ferbin beugte sich noch etwas weiter vor. »Madam, ich muss meinem jüngeren Bruder eine Nachricht übermitteln, aber nur, wenn keine Gefahr besteht, dass sie von tyl Loesp oder seinen Leuten abgefangen wird. Könnten Sie mir dabei helfen?«
    »Das ist nicht unmöglich. Aber es wäre unbestreitbar illegal.«
    »Wieso?«
    »Es ist uns nicht gestattet, so nahes und … dynamisches Interesse an Ihren Angelegenheiten zu zeigen. Das gilt auch für die Nariscene, obwohl sie hier eigentlich die oberste Instanz sind.«
    »Und die Oct?«
    »Ihnen ist natürlich begrenzter Einfluss erlaubt, da sie so weite Teile von Sursamens Innerem kontrollieren und größtenteils für die Sicherung dieser Welt verantwortlich sind. Aber sie haben die Grenzen des Erlaubten bereits überschritten, indem sie die Deldeyn täuschten und den Sarl zu etwas verhalfen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg hinauslaufen wird. Die Aultridia haben das zum Anlass genommen, die Oct vor dem Mentorrat der Nariscene zu verklagen. Die Gründe für das entsprechende Verhalten der Oct sind noch Gegenstand von Untersuchungen. Die Spekulationen der gut unterrichteten Kreise weisen ungewöhnlich große Unterschiede auf, was darauf hindeutet, dass niemand Genaues
weiß. Doch ich muss Folgendes betonen: Meine Spezies soll jene beraten, die jene beraten, die Ihr Volk beraten. Ich bin Schalen und Ebenen von der Berechtigung entfernt, direkten Einfluss zu nehmen.
    Sie sind das unbeabsichtigte Opfer eines Systems, das die Aufgabe hat, Völkern wie den Sarl zu helfen, Prinz. Dieses System hat sich im Verlauf von Zentiäonen entwickelt und soll gewährleisten, dass technisch rückständige Völker sich so natürlich wie möglich entwickeln können, und zwar innerhalb eines kontrollierten galaktischen Ambiente, das Gesellschaften in völlig unterschiedlichen zivilisatorischen Stadien erlaubt, sich aneinander zu reiben, ohne dass dies zu Zerstörung oder Demoralisierung der weniger entwickelten Beteiligten führt. Es ist ein System, das lange Zeit gut funktioniert hat, was allerdings nicht heißt, dass es nie Anomalien oder scheinbare Ungerechtigkeiten hervorbringt, tut mir leid.«
    Die Bühne mag klein sein, aber das Publikum ist groß, erinnerte sich Ferbin an die Worte seines Vaters, als er diesen Ausführungen zuhörte. Aber das Publikum war nur das Publikum, und es durfte nicht einfach auf die Bühne laufen und an den Dingen teilnehmen, die dort geschahen. Abgesehen von Applaus, Buhrufen und einem gelegentlichen »Hinter dir!« konnten die Zuschauer kaum eingreifen, ohne zu riskieren, aus dem Theater geworfen zu werden.
    »Diese Regeln können nicht umgangen werden?«, fragte Ferbin.
    »Oh, das kann ich schon, Prinz. Wir sprechen hier miteinander, an Bord meines Schiffes – hier kann ich unsere Privatsphäre garantieren, was uns die Möglichkeit gibt, offen
und frei miteinander zu reden. Damit umgehe ich bereits eine Regel in Hinsicht auf legitime Interaktionen zwischen Ihnen und dem, was man unser offizielles Selbst nennen mag. Ich kann intervenieren, aber sollte ich das? Ich meine nicht, dass Sie mir weitere Rechtfertigungen nennen sollen, sondern: Wäre mein Eingreifen richtig? Diese Regeln, Bestimmungen und Vorschriften … Sie sind nicht willkürlich erlassen worden; es gibt gute Gründe für ihre Existenz. Wäre es richtig, gegen sie zu verstoßen?«
    »Sie können sich bestimmt vorstellen, wie ich diese Dinge sehe, Ma’am. Ich hätte gedacht, dass die brutale, schändliche Ermordung eines ehrenvollen Mannes – eines Königs, dem alle in seinem Reich dankbar gehuldigt haben, abgesehen von einigen neidischen, verräterischen und mordgierigen Schuften – jedem Geschöpf zu Herzen geht,

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