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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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schnaufend eine kurze Rampe empor und in ein enges, fensterloses Abteil. Der Nariscene folgte ihnen, und die Blende schloss sich. Sie mussten sich zwischen den vielen Kisten und anderen Behältern auf den Boden setzen; mehr Platz gab es nicht für sie. Von einem einzelnen runden Ball an der Decke – er steckte in einem metallenen Käfig – ging schwaches, stetiges Licht aus. Der Nariscene schwebte über einer der Kisten.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Ferbin. »Steht eine Begegnung mit Xide Hyrlis bevor?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte der Nariscene.
    Eine Zeit lang saßen sie da und atmeten die schale, leblose Luft. Dann gab es einen Ruck, irgendetwas klapperte, und der Zug setzte sich in Bewegung.
    »Wie lange dauert dies?«, wandte sich Ferbin an den Nariscene.
    »Das wissen wir nicht«, wiederholte er.
    Der Zug rasselte und brummte, und schon bald schliefen sie beide ein. Nach einer Weile wurden sie erneut aus ihren Träumen gerissen und, verwirrt und desorientiert, aus dem Waggon getrieben. Mit schweren Beinen und schmerzendem Rücken ging es eine Rampe hinunter und wieder in ein Räderfahrzeug, das sie und den Nariscene durch noch mehr Tunnel brachte, eine Spirale hinunter und in einen großen Raum, der Hundert oder mehr mit Flüssigkeit gefüllte Behälter enthielt. Sie waren doppelt so groß wie die beiden Sarl-Männer und glühten blaugrün in der Düsternis.
    In jedem Tank schwammen die Körper von fünf oder sechs kurzen, gedrungenen Humanoiden, alle so gut wie nackt. Sie
schienen zu schlafen. Jeder von ihnen hatte eine Maske vor dem Gesicht, und davon gingen Schläuche zur Oberfläche der Tanks aus. Die Körper waren fast haarlos, und viele wiesen schwere Verletzungen auf: Bei einigen fehlten Gliedmaßen; bei anderen gab es tiefe Stichwunden; in einigen Fällen schien ein großer Teil der Haut verbrannt zu sein.
    Ferbin und Holse waren von diesem unheimlichen Anblick so fasziniert, dass sie erst nach einer Weile bemerkten, offenbar allein zu sein. Das kleine Räderfahrzeug war verschwunden und schien den Nariscene mitgenommen zu haben.
    Ferbin ging zum nächsten Tank. Aus der Nähe konnte man erkennen, dass sich die leicht trübe Flüssigkeit darin bewegte; kleine Luftblasen stiegen vom Boden des Behälters empor.
    »Glaubst du, sie sind tot?«, hauchte Ferbin.
    »In dem Fall würden sie vermutlich keine Masken tragen«, erwiderte Holse. »Sie sehen ein bisschen so aus wie Sie, Sir, als die Oct Sie heilten.«
    »Vielleicht werden sie für etwas konserviert«, spekulierte Ferbin.
    »Oder sie bekommen medizinische Hilfe«, vermutete Holse. »Nicht einer von ihnen ist unverletzt, und viele scheinen sich langsam zu erholen.«
    »Man könnte sagen, dass wir sie heilen«, erklang eine Stimme hinter ihnen.
    Sie drehten sich beide um. Ferbin erkannte Xide Hyrlis sofort; er hatte sich kaum verändert. Da fast ein Dutzend Langjahre vergangen waren, hätte ihm dies eigentlich seltsam erscheinen müssen, aber daran dachte Ferbin erst später.
    Gemessen an den kleinen, stämmigen Humanoiden war
Xide Hyrlis ein großer Mann, allerdings nicht so groß wie Ferbin oder Holse. Er wirkte irgendwie kompakt und dunkel, hatte ein breites Gesicht, einen großen Mund mit Zähnen, die zu weit auseinanderstanden, und helle, durchdringend blickend blauviolette Augen. Seine Augen hatten Ferbin als Kind fasziniert, denn sie verfügten über eine zusätzliche durchsichtige Membran, die immer wieder über sie hinwegstrich, was bedeutete: Er brauchte nie zu blinzeln, hörte nie auf, die Welt wahrzunehmen, nicht einmal für den Bruchteil eines Moments, vom Erwachen bis zum Schlaf (und er schlief nur wenig). Sein Haar war schwarz und lang, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er hatte jede Menge Gesichtshaar, sorgfältig gestutzt. Seine Kleidung bestand ebenfalls aus einer grauen Uniform, die allerdings viel besser geschnitten war als bei den meisten anderen Leuten, die Ferbin bisher gesehen hatte.
    »Xide Hyrlis«, sagte Ferbin und nickte. »Es freut mich, Sie wiederzusehen. Ich bin Prinz Ferbin, Sohn von König Hausk.«
    »Die Freude über das Wiedersehen ist ganz meinerseits, Prinz«, erwiderte Hyrlis. Er sah zur Seite und schien sich an jemanden zu wenden, den nur er sehen konnte. »Der Sohn meines alten Freundes König Hausk von den Sarl, von der Achten, Sursamen.« Er sah wieder Ferbin an und sagte: »Sie sind ein ganzes Stück größer geworden, Prinz. Wie stehen die Dinge in der Achten?« Holse sah Ferbin an, der den

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