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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Blick auf Hyrlis gerichtet hielt. »Als ich Ferbin zum letzten Mal gesehen habe, war er ein Kind, das mir gerade bis zur Hüfte reichte«, fügte Xide Hyrlis für das imaginäre Wesen an seiner Seite hinzu. Es befanden sich keine anderen Personen in
der Nähe, und es gab niemanden, an den diese Worte gerichtet sein konnten.
    »Ich habe Ihnen viel zu erzählen, Hyrlis«, sagte Ferbin. »Und nur wenig davon ist erfreulich. Aber bitte sagen Sie mir zuerst, wie ich Sie ansprechen soll. Welchen Rang haben Sie?«
    Hyrlis lächelte und sah erneut zur Seite. »Eine gute Frage, glauben Sie nicht?« Sein Blick kehrte zu Ferbin zurück. »Vielleicht bin ich so etwas wie ein Berater. Oder Oberkommandierender. Schwer zu sagen.«
    »Wählen Sie einfach einen, Sir«, schlug Holse vor. »Nehmen Sie den, der Ihnen am besten gefällt.«
    »Erlauben Sie mir, Ihnen meinen Diener Choubris Holse vorzustellen«, sagte Ferbin kühl und sah Holse an, der unschuldig lächelte.
    »Mr. Holse …«, sagte Hyrlis und nickte.
    »Sir.«
    »Und Sir genügt«, sagte Hyrlis nachdenklich. »So nennen mich alle anderen.« Er nahm Ferbins plötzliche Anspannung wahr. »Prinz, ich weiß, dass Sie seit Ihrer Volljährigkeit nur Ihren Vater ›Sir‹ genannt haben; bitte seien Sie nachsichtig. Ich bin hier eine Art König und habe den Befehl über mehr Macht, als Ihr Vater jemals hatte.« Er lächelte. »Es sei denn, er hat die ganze Schalenwelt übernommen.« Er drehte erneut den Kopf. »Und ja, für jene von Ihnen, die schwer von Begriff sind: Sursamen ist eine solche Welt«, sagte er zu seinem unsichtbaren Begleiter.
    Holse fand, dass Ferbins Augen ein wenig glasig wirkten, als er erwiderte: »Wie ich schon sagte, Sir, ich habe viel zu berichten.«

    Hyrlis nickte in Richtung der Körper in den Tanks hinter ihm. »Gefangene Feinde«, sagte er. »Sie werden am Leben erhalten und teilweise geheilt. Wir unterziehen sie einer Gehirnwäsche und machen sie zu unseren Spionen, Mördern, lebenden Bomben oder Überträgern von Krankheiten. Kommen Sie. Wir suchen einen Ort, wo Sie es sich gemütlich machen können. Und Sie brauchen bessere Kleidung. In den Sachen sehen Sie aus wie Stabinsekten.«
    Als sie ihm zu einem offenen Räderfahrzeug folgten, lösten sich dunkle Gestalten aus den Schatten, als wären sie bis eben Teil der Finsternis gewesen: Menschen in fast schwarzen Tarnanzügen und mit gefährlich wirkenden Waffen ausgestattet. Ferbin und Holse blieben abrupt stehen, als sich ihnen vier Gestalten schnell und stumm näherten, aber Hyrlis winkte nur und nahm auf dem Fahrersitz Platz. »Keine Sorge, meine Wache. Steigen Sie ein.«
    Als Ferbin wusste, dass die dunklen Männer keine Gefahr darstellten, gab ihm ihre Präsenz eine gewisse Zufriedenheit – Hyrlis musste aus irgendeinem Grund zu ihnen gesprochen haben.
     
    Xide Hyrlis führte unter den vielen Kilometern Felsgestein eine gute Küche. Der Raum war kuppelförmig, und die Bediensteten – junge Männer und Frauen – glitten still umher. Der steinerne Tisch, an dem sie saßen, trug eine beeindruckende Vielzahl an exotischen Gerichten und zahlreiche Flaschen. So seltsam das Essen teilweise auch aussah, es war köstlich, und es gab reichlich zu trinken. Ferbin wartete mit seinen Erzählungen bis nach der Mahlzeit.
    Hyrlis hörte ihm zu und stellte nur ein oder zwei Fragen.
Schließlich nickte er. »Sie haben meine aufrichtige Anteilnahme, Prinz. Die Art und Weise, wie Ihr Vater starb, betrübt mich noch mehr als sein Tod selbst. Nerieth war ein Krieger, der den Tod eines Kriegers erwartete und ihn auch verdient hätte. Was Sie beschrieben haben, ist feiger, grausamer Mord.«
    »Danke, Hyrlis«, sagte Ferbin. Er senkte den Blick und schniefte leise.
    Hyrlis schien es nicht zu bemerken. Er starrte in sein Weinglas. »Ich erinnere mich an tyl Loesp.« Er schwieg einige Momente und schüttelte den Kopf. »Wenn er schon damals Gedanken des Verrats hegte, so hat er sie auch vor mir verborgen.« Er blickte erneut zur Seite. »Beobachten Sie auch dort?«, fragte er ruhig.
    Diesmal war eindeutig niemand da, dem die Worte gelten konnten. Die vier Leibwächter in den dunklen Tarnanzügen waren fortgeschickt worden, als sie Hyrlis’ privates Quartier erreicht hatten, und die Bediensteten warteten außerhalb des Esszimmers. »Gehört das zur Unterhaltung?«, fuhr Hyrlis im gleichen ruhigen Tonfall fort. »Ist die Ermordung des Königs aufgezeichnet worden?« Er wandte sich wieder an Ferbin und Holse. Choubris

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