Die Sphaeren
verursachten keine derartigen Probleme und fanden schließlich irgendwo einen Ort, an dem sie sich niederlassen und den sie zu ihrem Zuhause machen konnten,
meistens im Innern der Kultur. Doch einige kamen nie zur Ruhe, blieben ihr ganzes Leben auf Wanderschaft, und diese wenigen lebten praktisch ewig. Besser gesagt: Sie lebten, bis sie ein meistens gewaltsames, endgültiges Ende fanden. Gerüchten zufolge – die oft auf persönliche Prahlereien zurückgingen – gab es Individuen, die seit dem Entstehen der Kultur umherzogen, interstellare Nomaden, die sich über Jahrtausende hinweg durch die zahllosen Völker, Gesellschaften, Zivilisationen und Orte der Galaxis treiben ließen.
Glauben Sie mir, hatte Quike gesagt. »Ich schätze, ich glaube Ihnen nicht«, antwortete Anaplian schließlich und kniff andeutungsweise die Augen zusammen.
»Tatsächlich nicht?«, erwiderte er und wirkte verletzt. »Ich sage die Wahrheit«, versicherte er ruhig. Er schien zur einen Hälfte ein kleiner Junge zu sein und zur anderen ein weitgehend unbekümmerter Alter, seltsam selbstbeherrscht.
»So erscheint es Ihnen bestimmt«, sagte Anaplian, wölbte eine Braue und trank noch etwas mehr. Sie hatte Zas Rache bestellt, aber ein solches Getränk war der Barmaschine unbekannt, und deshalb hatte sie ihre eigene Spezialität serviert, die recht gut schmeckte. Quike paffte erneut an seiner Duftkrautpfeife.
»Und Sie sind von der Achten?«, fragte er und hustete ein wenig, aber mit einem breiten Lächeln im violetten Rauch.
»Ja«, sagte Anaplian. Quike lächelte scheu und versteckte sich hinter mehr Rauch. »Sie sind gut informiert.«
»Danke.« Geheuchelte Furcht erschien plötzlich in seinem Gesicht. »Und Sie sind auch noch BU-Agentin?«
»Seien Sie unbesorgt«, sagte Anaplian. »Ich bin entmilitarisiert.«
Er lächelte erneut, fast keck. »Trotzdem.«
Djan Seriy hätte geseufzt, wenn sie dazu fähig gewesen wäre. Sie glaubte, dass man sie täuschen wollte – Quike war so attraktiv, dass sie praktisch Verdacht schöpften musste. Aber wer steckte dahinter, und worum ging es?
Sie ließen Puonvangi im 303. Fremdensalon zurück, in Gesellschaft von überschwänglichen feiernden Birilisi. Die Birilisi waren eine geflügelte Spezies und neigten zu einem exzessiven Konsum von Rauschmitteln – sie und Puonvangi kamen bestimmt gut miteinander zurecht.
Sie reaktivierten ihre Schwimmanzüge und besuchten einen Ort, den Quike kannte und wo sich die Aquatisierten trafen. Dabei handelte es sich um ganz an das Leben im Wasser angepasste Menschen. Alle Arten von Wasserwesen versammelten sich dort – oder zumindest jene bis zu einer gewissen Größe. Das trübe Wasser war voller Hautgerüche, unverständlicher Laute in allen wahrnehmbaren Frequenzen und sonderbarer musikalischer Pulsationen. Sie mussten die Anzüge im aktiven Modus tragen und lachten Luftblasen, als sie versuchten, unter Wasser zu trinken, mithilfe von smarten Gläsern und sich selbst versiegelnden Strohhalmen. Für die Kommunikation benutzten sie etwas, das im Grunde genommen ein präelektrisches Sprachrohr war.
Sie leerten ihre Gläser etwa zur gleichen Zeit. Anaplian beobachtete zwei dünne, sehr bunte und mit prächtigen Rüschen und Krausen ausgestattete Geschöpfe, etwa drei Meter groß und mit langen, ausdruckslosen, aber irgendwie würdevoll wirkenden Gesichtern. Sie schwebten nicht weit entfernt und waren einander zugewandt, wahrten gerade genug Abstand,
damit sich ihre zitternden Rüschen und Krausen nicht berührten. Sprachen sie miteinander?, fragte sich Anaplian. Stritten oder flirteten sie?
Quike berührte sie am Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Sollen wir gehen?«, fragte er. »Es gibt da etwas, das Sie sehen müssen.« Sie senkte den Blick zur Hand, die noch immer auf ihrem Arm ruhte.
Sie nahmen einen Blasenwagen, der sie durch den inneren Kosmos des Großschiffs und zu Quikes Quartier brachte. Sie trugen noch immer ihre Anzüge, saßen nebeneinander in dem schnellen Wagen und kommunizierten via Borte, während sie durch die atemberaubenden Weiten des Schiffsinnern glitten.
Sie müssen es wirklich sehen, sagte Quike und sah sie an.
Sie brauchen nicht zu übertreiben, erwiderte Anaplian. Ich bin bereits bei Ihnen und begleite Sie. In Sachen Romantik war sie nie sehr gut gewesen. Umwerben und Verführen erschienen ihr selbst dann irgendwie unehrlich, wenn man ein Spiel daraus machte. Sie schob auch dies auf ihre Herkunft zurück, hätte
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