Die Sphaeren
begegnete dem Mann mit der gleichen Einstellung wie der Marotte mit den fliegenden Begrüßungswesen: Sie hielt ihn für unreif und auch ein wenig nervig. Er hatte sich kurz nach ihrem Eintreffen an Bord vorgestellt und seitdem erfolgreich versucht, ein Plagegeist zu sein. Puonvangi war dick, rötlich, kahlköpfig und im Großen und Ganzen basismenschlich, abgesehen von zwei langen Schneidezähnen, die ihn beim Sprechen behinderten – so konnte er das »D« am Anfang ihres ersten Vornamens nicht richtig aussprechen. Hinzu kam ein Auge im Hinterkopf, von dem er behauptete, dass es voll funktionsfähig war. Aber es schien sich doch in erster Linie um eine Affektiertheit zu handeln. Oft bedeckte er es mit einer Augenklappe, so wie jetzt, obwohl die Klappe häufig transparent war, wie auch in diesem Fall. Außerdem hatte er schon bei ihrer kurzen ersten Begegnung darauf hingewiesen, dass er interessant veränderte Genitalien hatte. Er war bereit gewesen, sie ihr zu zeigen, aber Anaplian hatte abgelehnt.
»Hallo, Teuerste!«, sagte Puonvangi, ergriff sie an den Ellenbogen und zog sie nahe genug herum, um ihre Wangen zu küssen. Anaplian ließ es mit sich geschehen, blieb aber steif und passiv. Er roch nach Salzwasser, Tangfrüchten und Psychopharmaka. Die Kleidung war locker und weit, wogte ein wenig und zeigte Zeitlupenszenen humanoider Pornografie. Die Ärmel hatte er nach oben gerollt, und die dünnen, glühenden Linien in den Unterarmen wiesen darauf hin, dass er sich Tätowierungsdrogen in die Haut geritzt hatte. Er ließ sie los. »Wie geht es Ihnen? Sie sehen so prächtig aus wie immer! Hier ischt der junge Bursche, den ich Ihnen vorstellen wollte!« Er deutete auf den jungen, langgliedrigen Mann an seiner Seite. »Shjan Sheree Araprian, dies ist Kra’sri Kruike. Sag hallo, Kra’sri!«
Der junge Mann wirkte verlegen. »Wie geht’s?«, fragte er mit leiser, tiefer, sehr gut klingender Stimme. Seine Haut glühte in einem Ton zwischen Bronze und sehr dunklem Grün, und das lange schwarze Haar bestand aus glänzenden Ringellocken. Er trug eine perfekt geschnittene, völlig schwarze enge Hose und eine kurze Jacke. Das Gesicht war recht lang, die Nase recht breit, die Zähne normal, aber sehr weiß. Das Gesicht unter den Augen mit schweren Lidern war scheu, amüsiert und vielleicht auch wachsam, und ein permanentes Lächeln brachte diese verschiedenen Komponenten in Harmonie miteinander. Er hatte Lachfalten, was ihn angesichts seines jungen Aussehens bemerkenswert verletzlich wirken ließ. Streifige Brauen und der ebenso gestaltete Schnurrbart sahen wie etwas Neues aus, das er ausprobierte und von dem er nicht genau wusste, ob er dabei bleiben sollte. Goldgelbe Flecken leuchteten in den dunklen Augen.
Er war fast unerträglich attraktiv, und deshalb schaltete Anaplian ganz automatisch auf ihre höchste Alarmstufe.
»Ich bin Djan Seriy Anaplian«, sagte sie. »Wie wird Ihr Name richtig ausgesprochen?«
Er lächelte, richtete einen entschuldigenden Blick auf den strahlenden, mit den Brauen wackelnden Puonvangi und erwiderte: »Klatsli Quike.«
Sie nickte. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Klatsli Quike.«
Anaplian wählte den Barhocker auf seiner anderen Seite, brachte den jungen Mann damit zwischen sich und Puonvangi, der enttäuscht wirkte, aber nur ganz kurz. Mit der flachen Hand schlug er auf die Theke, woraufhin eine Bedieneinheit auf Schienen heransauste.
»Schu trinken! Schu rauchen! Schum schiehen! Schum ritzen!«
Anaplian war bereit, ein wenig zu trinken, um Puonvangi Gesellschaft zu leisten. Quike entzündete eine kleine Pfeife, mit wundervoll riechendem Duftkraut gefüllt, das garantiert keine berauschende Wirkung hatte, dessen Wohlgeruch Djan Seriy aber kurz Schwindel bescherte. Puonvangi bestellte zwei Griffel mit Tätowierungsdrogen, und als Anaplian und Quike ablehnten, daran teilzuhaben, ritzte er sich das Zeug in die Arme, von den Handgelenken bis zu den Ellenbogen. Die Drogenlinien leuchteten so hell, dass sie seinem rosaroten Gesicht zuerst einen grünlichen Ton gaben. Er seufzte, lehnte sich auf dem hohen Sitz zurück, atmete aus, schloss die Augen und erschlaffte. Während Puonvangi seinen Rausch genoss, sagte Quike:
»Sie stammen von Sursamen?« Es klang entschuldigend, als sollte er es eigentlich nicht wissen
»Ja«, bestätigte Anaplian. »Sie kennen die Welt?«
»Ich habe von ihr gehört«, sagte er. »Ich interessiere mich für Schalenwelten und studiere sie. Sie sind
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