Die Sphaeren
gesicherten Hauptstadt alles reibungslos funktionierte. (Tyl Loesp hatte den Eindruck gewonnen, dass sich die Zivilverwaltung der Deldeyn gar nicht darum scherte, wer die Macht ausübte. Sie wollte nur, dass jemand die Zügel in der
Hand hielt und ihnen Gelegenheit gab, die Geschäfte des Königreichs im Namen jener Person zu verwalten.)
Natürlich hatte er auch einige andere Städte besucht und war von ihnen recht beeindruckt gewesen, ohne es offen zu zeigen. Die Städte der Deldeyn waren größer, besser organisiert und sauberer als die der Sarl, und ihre Fabriken schienen mit größerer Effizienz zu arbeiten. Tyl Loesp hatte feststellen müssen, dass die Deldeyn den Sarl in erschreckend vielen Dingen überlegen waren, nur nicht auf den so wichtigen Gebieten der militärischen Schlagkraft und kämpferischen Kühnheit. Es grenzte an ein Wunder, dass die Sarl sie bezwungen hatten.
Die Bürger der Neunten – zumindest diejenigen, denen tyl Loesp bei Empfängen in Herzogshäusern und Banketts der Stadträte und Gildenoberhäupter begegnete – zeigten mit geradezu mitleiderweckender Versessenheit, wie froh und dankbar sie über das Ende des Krieges und die Rückkehr der Ordnung waren. Er erinnerte sich daran, dass er zunächst beabsichtigt hatte, einen großen Teil von all diesem zu zerstören, den Himmel mit Flammen und Schreien zu füllen, und die Rinnsteine und Flüsse mit Blut. Und das alles nur, weil angeblich König Hausks Name besudelt worden war. Wie kurzsichtig und unreif sein Wunsch doch gewesen war!
Diese Leute scherten sich kaum darum, wer Hausk gewesen war. Sie hatten Krieg geführt, und jetzt herrschte Frieden. Tyl Loesp hatte den beunruhigenden und gleichzeitig seltsam ermutigenden Eindruck, dass die Deldeyn sich schneller in ihre Rolle der Besiegten finden würden als die Sarl in die der Sieger.
Er hatte damit begonnen, sich wie die Deldeyn zu kleiden,
in der Hoffnung, dass dadurch seine Beliebtheit bei ihnen wuchs. Die weite, fast feminine Kleidung – bauschige Hosen und Gehröcke – fühlte sich erst seltsam an, aber er hatte sich rasch daran gewöhnt. Von der Uhrmachergilde in Rasselle hatte er eine sehr gute, mit Edelsteinen verzierte Uhr erhalten, und die trug er ebenfalls, in einer extra dafür vorgesehenen Tasche seines Gehrocks. In diesem Land der Eisenbahnen und Fahrpläne war es ein nützliches Instrument, selbst für jemanden, der ganz nach Lust und Laune bestimmen konnte, wann Eisenbahnen oder Dampfboote fuhren.
Tyl Loesp wohnte im Herzogshaus Dillser am Ufer des Kochenden Sees. Der Vergnügungsdampfer – seine Schaufeln gruben sich ins Wasser, Rauch und Dampf kamen aus dem Schornstein – hielt jetzt auf die mit Steinplatten ausgelegte Anlegestelle zu. Ferne Berge säumten den Horizont, und einige ihrer hohen Gipfel trugen Kappen aus Schnee. Die schmalen Türme der Stadt ragten hinter dem Herzogshaus und den verschiedenen Pavillons und Zelten auf, die jetzt auf den weiten Rasenflächen standen.
Tyl Loesp atmete die kühle, frische Luft tief ein und versuchte, nicht an Oramen zu denken. (Würde es heute geschehen? War es bereits passiert? Wie viel Überraschung sollte er zeigen, wenn er die Nachricht erhielt? Auf welche Weise würde es geschehen?) Stattdessen lenkte er seine Gedanken zum bevorstehenden Abendessen und der Frage, welche junge Frau er für die Nacht wählen sollte.
»Wir kommen gut voran, Sir«, sagte der Kapitän des Dampfers und trat zu ihm auf die Laufbrücke. Er nickte tyl Loesps Leibwächter und den in der Nähe stehenden Offizieren zu.
»Die Strömungen sind günstig?«, fragte tyl Loesp.
»Eher das Fehlen von Unterwasserschiffen der Oct«, erwiderte der Kapitän, stützte sich auf die Reling und schob seine Mütze nach oben. Er war ein kleiner, fröhlicher Bursche mit Glatze.
»Sind sie normalerweise eine Gefahr?«, fragte tyl Loesp.
»Wie bewegliche Sandbänke«, sagte der Kapitän und lachte. »Und sie beeilen sich auch nicht damit, einem aus dem Weg zu gehen. Haben so manchem Schiff Beulen verpasst. Einige sind sogar gesunken. Nicht durch Rammen: Durchs Aufsteigen der Unterwasserboote der Oct sind die Schiffe gekentert. Es gab mehrere Tote durch Ertrinken. Natürlich steckt keine Absicht dahinter, nur armselige Navigation. Man sollte eigentlich meinen, dass sie mit solchen Dingen besser klarkommen; immerhin sind sie höher entwickelt.« Der Kapitän zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es ihnen gleich.«
»Aber heute stellen sie keine Gefahr
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