Die Sphaeren
Anaplian kniff die Augen zusammen, als die wenigen direkt zur Verfügung stehenden Systeme, die sie allein mit ihren Gedanken kontrollieren konnte, wieder aktiv wurden und sich selbst überprüften. Es muss ein altes BU-Schiff sein. Oder etwas in der Art.
Ich schätze, dass sollten wir hoffen.
Ja, bestätigte Anaplian. Hast du noch etwas hinzuzufügen?
Derzeit nicht. Warum?
Ich lasse dich für eine Weile allein, Turminder. Ich gehe zu meinem Bruder und spreche mit ihm.
24
Dampf, Wasser, Eis, Feuer
T yl Loesp hielt den Kochenden See von Yakid für eine Enttäuschung. Er kochte tatsächlich, in der Mitte des großen Kraters, aber so beeindruckend war er eigentlich nicht, obgleich die Dämpfe und Dunstwolken tatsächlich »das Himmelsgewölbe angriffen«, wie es ein alter Dichter ausgedrückt hatte. Er war froh, sich nicht an dessen Namen zu erinnern – jede vergessene Unterrichtsstunde kam einem Sieg über die Lehrer gleich, die entsprechend den Anweisungen seines Vaters versucht hatten, ihm Wissen einzuprügeln. Wenn der Wind aus der falschen Richtung wehte, so wie jetzt, beschränkte sich das Angebot des Kochenden Sees darauf, in einer dicken Nebelbank zu stehen. Es lohnte kaum, wegen eines solchen Phänomens das Haus zu verlassen, ganz zu schweigen von einer viele Tage langen Reise durch eine langweilige Landschaft.
Der Hyeng-zhar war viel interessanter und prächtiger.
Tyl Loesp hatte den Kochenden See vom Ufer aus gesehen, von Bord eines Vergnügungsdampfers (so wie jetzt) und aus der Luft, vom Rücken eines Lyge. In jedem Fall durfte man nicht zu nahe heran, doch er glaubte, dass auch diese Gefahr den See nicht interessanter machte.
Er hatte mitgebracht, was man »reisenden Hof« nennen konnte. Die Stadt namens Yakid war unter seiner Regie zu einem provisorischen Regierungszentrum geworden: Er wollte etwa einen Monat in kühlerem Wetter verbringen, weit weg von der Hitze in Rasselle, wünschte sich außerdem Gelegenheit, andere berühmte Orte zu besuchen – einer von ihnen der Kochende See – und Abstand zu gewinnen sowohl von Rasselle als auch vom Hyeng-zhar-Wasserfall. Vor allem Abstand von Oramen, wenn er ganz ehrlich war.
Er war einen Tag eher aus Rasselle abgereist, um eine Begegnung mit dem Prinzregenten zu vermeiden. Es ließ den Jungen zweifellos wissen, wer das Sagen hatte, und damit rechtfertigte tyl Loesp seine Entscheidung zunächst. Aber er wusste, dass seine wahren Motive komplizierter waren. Er hatte eine ausgeprägte Abneigung gegen den Jungen (oder den jungen Mann, wie auch immer man ihn nennen wollte) entwickelt und wollte ihn einfach nicht sehen. In seiner Gesellschaft fühlte er sich seltsam verunsichert, und es fiel ihm schwer, seinem Blick zu begegnen. Zum ersten Mal hatte er das am Tag seines Triumphes in Pourl bemerkt, als eigentlich nichts hätte imstande sein sollen, seine Stimmung zu trüben, doch genau das war durch dieses seltsame Phänomen geschehen.
An Schuldgefühlen konnte es gewiss nicht liegen, denn er
war davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Lag der Beweis dafür nicht in dem Umstand, dass er ganz nach Belieben auf dieser neu eroberten Ebene reisen konnte, Herrscher über alles, nur noch nicht dem Namen nach König? Zwanzig Jahre lang hatte er Hausk geschickt belogen, ihm immer wieder versichert, wie sehr er ihn bewunderte, respektierte und verehrte. Er war nicht müde geworden zu betonen, dass er für immer in seiner Schuld stand, das Schwert in seiner rechten Hand sein würde und so weiter, und so fort. Nein, ein schlechtes Gewissen kam nicht infrage; es musste andere Gründe für die Verachtung des Prinzregenten geben.
Dies alles war sehr unangenehm und durfte nicht so weitergehen. Unter anderem auch deshalb hatte er alles in die Wege geleitet, damit während seiner Abwesenheit beim Hyeng-zhar ein Schlussstrich unter diese Sache gezogen wurde.
Darum war er hier, in mehr als nur respektabler Entfernung von all den unangenehmen Dingen. Er hatte den Kochenden See mit eigenen Augen gesehen, wie auch andere spektakuläre, faszinierende Sehenswürdigkeiten.
Eine befriedigende Antwort auf die Frage, warum er all dies machte, stand noch aus. Es konnte nicht nur an seinem Wunsch liegen, den Prinzregenten zu meiden.
Andererseits: Es schadete sicher nicht, wenn der neue Herrscher seinen kürzlich eroberten Besitz inspizierte. Es war eine Möglichkeit, seine neue Domäne kennenzulernen und den Untertanen Gelegenheit zu geben, ihn zu sehen, jetzt, da in der
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