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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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unterbrachen und den Prinzen anstarrten, wodurch die allgemeinen Forschungsarbeiten langsamer vorankamen.
    Trotzdem wollte er sehen, was vor sich ging, und er hatte bereits andere Ausgrabungsstellen besucht, während sich das Eis ausbreitete und weniger Wasser fiel. Er war unangekündigt gekommen, mit so wenigen Begleitern wie möglich, damit sich die Störungen in Grenzen hielten. Jetzt, da der Katarakt ganz eingefroren war, wollte er es sich nicht nehmen lassen, sich die Dinge aus der Nähe anzusehen, insbesondere die neuen Artefakte. Er hatte das Gefühl, von Poatas über das wahre Ausmaß ihrer Bedeutung im Unklaren gelassen worden zu sein, so als ginge ihn diese neueste Entdeckung nichts an. Eine solche Respektlosigkeit konnte er nicht hinnehmen.
     
    Sie würden mit Caude hinunterfliegen. Die Tiere litten unter Kälte und Düsternis, doch ihre Führer versicherten Oramen und seiner Gruppe, dass die Geschöpfe vor zwei Stunden gefressen hatten sowie aufgewärmt und für den Flug bereit waren. Sie stiegen auf, und Vollird fluchte, als sein erster Versuch, sich in den Sattel zu schwingen, wegen eines Hustenanfalls scheiterte.
    Oramens letzter Flug lag so lange zurück, dass er mit dem
Gedanken spielte, um einen Probeflug dicht über dem Boden zu bitten, um sich an den Caude zu gewöhnen und in relativer Sicherheit die Lektionen des Flugunterrichts aufzufrischen. Aber das wäre erniedrigend gewesen, ein Zeichen von Schwäche. Er bekam den größten Caude und bot Neguste an, ihn im Sattel hinter sich mitzunehmen, aber der junge Bursche ersuchte darum, nicht am Flug teilnehmen zu müssen – ihm wurde bei so etwas immer schlecht. Oramen hatte gelächelt und ihm für den Morgen freigegeben.
    Der Start erfolgte mit einem Sprung über den Klippenrand, und Oramen machte dabei den Anfang. Er hatte ganz vergessen, wie beunruhigend die plötzliche Leere in der Magengrube zu Beginn des Fluges war, wenn das Flugtier fiel, bevor es wieder an Höhe gewann.
    Der kalte Wind biss in die ungeschützten Teile von Oramens Gesicht, als der Caude fiel und die Flügel ausbreitete – selbst mit einem Schal vor Mund und Nase und der Flugbrille vor den Augen fühlte er, wie sich die Kälte in ihn bohrte. Er zog die Zügel an und gewann den sorgenvollen Eindruck, dass der Caude recht träge reagierte. Er bewegte sich so unter Oramen, als wäre er noch nicht richtig wach. Sie fielen weiter, und zwar schnell. Als Oramen nach oben sah, begegnete er dem Blick Droffos, der gut zehn Meter über ihm flog; die beiden Ritter Vollird und Baerth waren noch weiter oben.
    Der Caude schüttelte sich, schlug mit den Flügeln und fing den Sturz ab. Oramen beobachtete, wie das Geschöpf den langen Kopf drehte und von einer Seite zur anderen blickte, dann wie benommen zu seinen Artgenossen aufsah. Bei jeder Bewegung des Kopfes änderte sich der Kurs ein wenig, denn der Schädel fungierte als eine Art Bugruder; der zuckende
Schwanz sorgte für den Ausgleich. Der Caude stieß einen langen, weithin hallenden Schrei aus, schlug entschlossener mit den Flügeln und stieg zu den anderen auf. Einige Minuten lang flogen sie zusammen.
    Oramen nutzte die Gelegenheit, sich so lange wie möglich umzusehen. Er nahm den Anblick in sich auf und prägte ihn sich fest ein, in dem Wissen, dass es ein sehr seltenes Privileg war, die Namenlose Stadt im Flug aus solcher Nähe zu sehen. Dann näherten sie sich dem provisorischen Landeplatz neben dem buckligen, gefrorenen Fuß des sekundären Wasserfalls, der eine große dunkle Wand bildete, die bis zum Rand des Platzes weit oben emporreichte.
    Sie hatten die Reste des Fontänengebäudes überflogen. Es war durch das enorme Gewicht des Eises an seinen Außenflächen eingestürzt, kurz vor dem völligen Gefrieren des Katarakts.
     
    »Dies ist eins von zehn kleineren Gebilden, die beim großen in der Mitte entdeckt wurden, dem sogenannten Sarkophag, dem natürlich das größte Interesse gilt«, erklärte ihnen der Vorarbeiter, als sie durch einen sanft geneigten Tunnel zu einem der letzten Ausgrabungsorte gingen.
    »Liegt noch mehr auf dem Sarkophag?«, fragte Oramen.
    Broft – ein kahlköpfiger, adretter, sich gerade haltender Mann in einem gebügelten Arbeitsanzug, mit einem auffallend zur Schau gestellten Schreibstift in der Brusttasche – schüttelte den Kopf. »Weder auf dem Sarkophag noch auf den anderen Strukturen, soweit ich weiß, Sir.«
    Der Stollen führte ins Innere eines vor lange Zeit eingestürzten Gebäudes und

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