Die Sphaeren
mit eigener Stimme, Prinz!« Poatas wandte sich dem Würfel zu und verbeugte sich. »Würden Sie bitte noch einmal zu uns sprechen, Sir? Eine sehr hochrangige Person ist jetzt präsent, ein Prinz des königlichen Hauses, das über zwei Ebenen gebietet, der Mann, der hier die Leitung hat.«
»Zu sehen?«, kam eine Stimme aus dem grauen Würfel. Sie klang wie ein langes Seufzen, wie etwas, das ausgestoßen, mit jeder Silbe fortgeweht wurde.
»Kommen Sie, Sir, kommen Sie!« Poatas winkte Oramen näher. »Das Objekt möchte Sie sehen. Hier, Sir, treten Sie wie zuvor in den Fokus.«
Oramen hielt sich zurück. »Nur sehen? Und warum soll ich mich dann erneut ins Quadrat stellen?« Der Würfel mochte eine Stimme gefunden haben, dachte er, aber vielleicht wollte oder musste er den Leuten noch immer in den Kopf schauen.
»Sie sind der Prinz?«, fragte die Stimme ruhig.
Oramen trat vor, mied aber die markierte Stelle auf dem Boden; der hellere Bereich in der Seitenfläche wirkte wie ein Fenster, durch das jemand im Innern des Würfels ihn sehen konnte. »Der bin ich«, bestätigte er. »Mein Name ist Oramen. Ich bin der Sohn des toten Königs Hausk.«
»Sie misstrauen mir, Prinz?«
»Das ist ein zu starkes Wort«, erwiderte Oramen. »Sie erstaunen mich. Sie müssen sehr bemerkenswert und fremdartig sein, wenn Sie so lange begraben waren und noch leben. Wie lautet Ihr Name?«
»So schnell kommen wir zu bedauerlichen Dingen. Mein Name ist, wie so vieles andere, für mich verloren. Ich versuche, ihn zurückzuerlangen, wie so vieles andere.«
»Wie wollen Sie das bewerkstelligen?«, fragte Oramen.
»Es gibt andere Teile. Teile von mir, zugehörig. Verstreut. Zusammengebracht kann ich vielleicht wieder ganz sein. Es ist alles, um das es mir geht, alles, das ich vermisse, nach dem ich mich sehne.«
Obertechniker Leratiy trat vor. »Sir, wir glauben, dass einige
der anderen Würfel, die kleineren, Repositorien für die Erinnerungen dieses Wesens sind, vielleicht auch Zentren anderer Fähigkeiten.«
»Sie sind in der Nähe untergebracht, aber nicht zusammen mit diesem Wesen, Sir«, fügte Poatas hinzu. »Um sicherzustellen, dass einige von ihnen überleben.«
»All die Würfel?«, fragte Oramen.
»Nicht alle, glaube ich, obwohl ich es nicht wissen kann«, sagte die seufzende Stimme. »Drei oder vier vielleicht.«
»Andere haben möglicherweise nur einen symbolischen Zweck«, meinte Poatas.
»Was sind Sie?«, fragte Oramen den Sarkophag.
»Was ich bin, Prinz?«
»Zu welchem Volk gehören Sie? Zu welcher Spezies?«
»Nun, lieber Prinz, ich bin Involucra. Ich bin das, was manchmal auch ›Veil‹ genannt wird.«
»Unsere Vorfahren leben!«, rief Savidius Savide aus. »Die Veil, jene, die uns schufen, wie auch alle Schalenwelten, sind in diesem Wesen zurückgekehrt, um uns zu segnen, um allein uns zu segnen, die Oct, die wahren, unleugbaren Erben!«
Mertis tyl Loesp wanderte unruhig durch die Reichsgemächer, verfolgt von einer Schar aus Beamten und Militäroffizieren, die ihm alle ihren Rat anboten. Inzwischen trug er wieder Sarl-Kleidung – Kettenhemd, Wappenrock und Schwertgürtel – und hatte die zivile, empfindlichere Deldeyn-Gaederobe abgelegt. Sie fühlte sich falsch an, fast lächerlich. Dies sollte das Neue Zeitalter sein; Kampf und Konflikte sollten eigentlich der Vergangenheit angehören. Zwangen ihn die Umstände wegen dieses Missverständnisses, wegen
des Versagens zweier Idioten, erneut zu den Waffen zu greifen? Warum konnte außer ihm niemand seine Arbeit richtig machen?
»Er ist noch immer ein junger Mann, kaum mehr als ein Kind. Er kann nicht unser Problem sein, Sir. Wir müssen die Personen suchen, die sein Ohr haben und sein Verhalten lenken. Dort liegt der Schlüssel.«
»Bestehen Sie darauf, dass er sich mit Ihnen trifft, Sir. Er wird kommen. Die Jungen leisten oft besonders großen Widerstand, zumindest mit Worten. Wenn sie dann ihren Standpunkt verdeutlicht und, in ihren Augen, die eigene Unabhängigkeit verteidigt haben, werden sie zur Einsicht gelangen. Erneuern Sie Ihre Einladung in Form eines Befehls. Machen Sie den jungen Mann gefügig. Wenn er hier in Rasselle mit Ihrer offensichtlichen Autorität und Ihrem Willen konfrontiert wird, kommt alles zu einem zufriedenstellenden Abschluss.«
»Er ist auch in seinem Stolz verletzt, Sir. Er hat die Ungeduld der Jugend und weiß, dass er einmal König sein wird, und Menschen in seinem Alter fällt es manchmal schwer, Geduld zu haben.
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