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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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vorsichtig.«
    »Das bin ich, wenn auch verspätet«, erwiderte Oramen.
    »Dieser Sarkophag … Ist er wirklich so, wie man ihn beschreibt?«
    »Er scheint zu kommunizieren«, sagte Oramen. »Die Oct wollen versuchen, ihn zum Sprechen zu bringen. Sie haben einen sogenannten Enabler, einen Apparat, den die Optimae benutzen, um mit solchen ausgegrabenen Kuriositäten zu reden.«
    »Vielleicht ist der Würfel ein Orakel«, sagte Droffo und lächelte schief, wodurch die genähten Wunden in seinem Gesicht in Bewegung gerieten. Er schnitt eine Grimasse. »Fragen Sie ihn, was als Nächstes geschehen wird.«
     
    Zwei Schichten später, beziehungsweise am folgenden Tag, schickte tyl Loesp aus Rasselle die telegrafische Nachricht, dass es zu einem sehr bedauerlichen Missverständnis gekommen sein musste. Vollird und Baerth, so hieß es in der Mitteilung, waren vermutlich von einer Verschwörung hinters Licht geführt worden, und unbekannte Personen versuchten, einen Keil zwischen Regent und Prinzregent zu treiben, um ihre ehrlosen Ziele zu erreichen. Tyl Loesp schlug ein Treffen mit Oramen in Rasselle vor, bei dem alles besprochen werden
sollte und das ihnen Gelegenheit geben würde, sich ihres gegenseitigen Respekts zu versichern und alle Dinge so zu regeln, dass es zu keinen weiteren überstürzten Handlungen und grundlosen Vorwürfen kommen würde.
    Oramen besprach die Nachricht mit Droffo, Dubrile und den anderen rangniederen Offizieren, die zu seinen Beratern geworden waren – sie verdankten ihren Aufstieg nicht etwa tyl Loesp, sondern der Anerkennung durch ihre Soldaten. Er antwortete, dass er tyl Loesp hier beim Wasserfall treffen würde und dass ihn nicht mehr als ein Dutzend leicht bewaffnete Männer begleiten durften.
    Sie warteten noch immer auf eine Antwort.
    Dann, mitten in der Zeit, die von den meisten Leuten für die Nacht gehalten wurde, hieß es plötzlich, dass der Sarkophag sprach. Die Oct waren in großer Zahl in der Höhle erschienen und mit Unterwasserbooten gekommen, die einen Weg durch den Sulpitin gefunden zu haben schienen, vielleicht dort, wo das Wasser unter der gefrorenen Oberfläche noch flüssig war. Es herrschte Verwirrung in Hinsicht auf die Frage, ob sie die Höhle übernommen hatten oder nicht – die Arbeiten gingen offenbar weiter -, aber eins stand: Nie zuvor hatte man so viele von ihnen an einem Ort gesehen, und sie wollten tyl Loesp sprechen, beziehungsweise den Leiter der Ausgrabungen.
    »Ich dachte, sie wollten nur kommen, um ihre Kommunikationsmaschine zu benutzen«, sagte Oramen, als er Kleidung überstreifte und bei jedem Strecken von Arm und Bein das Gesicht verzog. Neguste hielt die Jacke und half ihm hinein.
    Droffo, der inzwischen nur noch ambulant behandelt wurde,
obwohl seine Rekonvaleszenz noch nicht abgeschlossen war, hatte den Kurier mit der Nachricht abgefangen und hielt Oramens Zeremonienschwert in der gesunden Hand. Der andere Arm ruhte in einer Schlinge. »Vielleicht hat das Ding etwas Unangenehmes gesagt, als es sprach«, spekulierte er.
    »Es hätte einen besseren Zeitpunkt wählen können, das steht fest«, sagte Oramen und nahm den Schwertgürtel entgegen.
     
    »Beim WeltGott«, sagte Oramen, als er das Innere der Höhle im Zentrum der Namenlosen Stadt betrat. Droffo und er blieben abrupt stehen. Der ihnen folgende Neguste – dazu entschlossen, seinem Herrn auf Schritt und Tritt zu folgen und jedes Schicksal zu teilen, das den Prinzen erwartete; auf keinen Fall wollte er erneut für ängstlich oder untreu gehalten werden – blieb nicht rechtzeitig stehen und prallte gegen sie.
    »Bitte um Verzeihung, ihr Herren«, sagte er und spähte zwischen ihnen in die Höhle. »Na so was, ist das zu fassen?«, hauchte er.
    Hunderte von Oct befanden sich in der Höhle. Ihre blauen Körper glänzten im Licht der Lampen, und Tausende von roten Gliedmaßen schimmerten wie poliert. Sie hatten den Sarkophag umringt, bildeten konzentrische Kreise mit dem Würfel in der Mitte und schienen ihm große Verehrung entgegenzubringen. Die Oct rührten sich nicht, und man hätte sie für tot halten können, wenn sie nicht so ordentlich und präzise in Position gegangen wären. Sie alle trugen die gleiche Art von Ganzkörper-Schutzanzug, die auch Botschafter Kiu benutzt hatte. Oramen nahm den sonderbaren Geruch
wahr, den er vor all den Monaten gerochen hatte, an dem Tag, als er vom Tod seines Vaters erfahren hatte. Er erinnerte sich an die Begegnung mit Botschaft Kiu im Palast von Pourl.

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