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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Aufgabe nannten und den Rest ihr überließen. Sie befand sich noch in den letzten Stadien ihrer Ausbildung, was bedeutete: Ihr Verhalten wurde ebenso überwacht wie Strategie und Taktik, und außerdem genoss sie bei ihren Initiativen weniger Ermessensspielraum als besonders erfahrene und geschickte Anwender jener dunklen, immer gut gemeinten und manchmal zu Katastrophen führenden Kunst der Einmischung in die Angelegenheiten anderer Zivilisationen.
    Sie einigten sich darauf, dass Turminder Xuss nicht von sich aus Informationen oder Meinungen anbieten würde. Früher oder später kam es ohnehin heraus – irgendwann kam alles heraus -, und wenn das geschah, erschien es hoffentlich nicht mehr so wichtig. Ein angehender Agent der Besonderen Umstände musste lernen, dass es sich a) manchmal nicht vermeiden ließ, gegen die Regeln zu verstoßen, b) auf welche Weise man am besten gegen die Regeln verstieß und c) wie man damit durchkam, ob der Verstoß gegen die Regeln nun ein gutes Ergebnis erzielt hatte oder nicht.
    Sie landeten auf Quonber, einer flachen Hangarplattform mit Quartiereinheiten – sie sah aus wie ein kleines, zusammengepresstes Kreuzfahrtschiff, allerdings von einem Tarnfeld umgeben. Die Quonber schwebte ruhig in der warmen Luft, über einigen bauschigen Wolken, deren Schatten auf
die Oberfläche des hellgrünen Ozeans einige tausend Meter weiter unten fielen. Direkt unter der Plattform lagen die Salzlagunen einer unbewohnten Insel in der Nähe des Planetenäquators.
    Die Plattform war das Zuhause von elf anderen menschlichen BU-Agenten, alle damit beauftragt, zu versuchen, die Entwicklung der verschiedenen Spezies auf Prasadal zu beeinflussen. Der Planet war ungewöhnlich, weil es auf ihm fünf verschiedene expansionistische/aggressive Völker gab, die gleichzeitig den Weg in die Zivilisation angetreten hatten. Bei allen anderen bekannten Fällen, in denen so etwas ohne den lenkenden Einfluss einer externen Gruppe geschehen war, hatten drei und manchmal auch vier der betreffenden Völker den blutigen Marsch in die Zukunft nicht überlebt. Die wie immer sehr detaillierten und angeblich sehr zuverlässigen Simulationen der Kultur hatten bestätigt, dass es sich dabei um ein allgemeines Entwicklungsmuster für durchschnittliche aggressive Spezies handelte – es sei denn, man griff ein.
    Als das Modul landete, befanden sich alle anderen auf der Oberfläche des Planeten oder waren beschäftigt. Deshalb begleitete sie nur eine der lokalen Drohnen übers offene Seitendeck zum rückwärtigen Teil der Plattform. Toark blickte mit großen Augen zu den Salzlagunen in der Tiefe hinab.
    »Sollten Sie den Jungen nicht wenigstens verbergen?«, fragte Turminder Xuss.
    »Welchen Sinn hätte das?«, erwiderte Anaplian.
    Die lokale Drohne brachte sie zu Anaplians Überwacher und Mentor Jerle Batra – er schnappte frische Luft auf dem breiten Balkon, der sich um den hinteren Teil des dritten Decks wölbte.

    Jerle Batra war mit männlichem Geschlecht geboren und hatte, wie in der Kultur üblich, für eine Weile das Geschlecht gewechselt und ein Kind zur Welt gebracht. Später hatte er sich aus persönlichen Gründen für einige Zeit in die Ruhe beziehungsweise Einlagerung zurückgezogen und etwa tausend Jahre in einem Zustand verbracht, der dem Tod so nahe kam, wie es möglich war, ohne ganz auf die andere Seite zu wechseln.
    Nach dem Erwachen fühlte er noch immer den Schmerz, ein Mensch in menschlicher Gestalt zu sein, und daraufhin ließ er Gehirn und Zentralnervensystem nacheinander auf verschiedene andere Gestalten übertragen. Seinen derzeitigen Körper bewohnte er seit rund einem Jahrhundert. Er war ein Aciculat und hatte die Gestalt eines Busches, und als solchen kannte Anaplian ihn nun seit einer Dekade.
    Sein immer noch menschliches Gehirn und die dazu gehörenden biologischen, aber nicht menschlichen Unterstützungssysteme befanden sich in einer kleinen zentralen Hülse, aus der sechzehn dicke Äste ragten. Sie verzweigten sich mehrmals zu immer kleineren Ästen, die schließlich in Sensorstängeln endeten, die kleinsten von ihnen dünn wie ein Haar. Im gewöhnlichen, alltäglichen Zustand wirkte Batra wie ein kleiner, wurzelloser, kugelförmiger Busch, bestehend aus Röhren und Drähten. Wenn er sich zusammenzog, war er kaum größer als der Helm eines altertümlichen menschlichen Raumanzugs. Voll ausgefahren konnte er seine Astglieder zwanzig Meter weit in jede Richtung strecken – etwas, das er gern einen

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