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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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konnte. Die wenigen Tropfen Flüssigkeit rannen über die Wangen und hinterließen Streifen, trockneten aber schnell in der staubigen Luft. Durch das schützende Tuch vor dem Mund atmete sie tief durch, als sich die Schwaden des aufgewirbelten Sands wie trockener Dunst teilten und ihr einen freien Blick auf die ferne Stadt und die sie angreifenden Streitkräfte gewährten.
    Die Stadt brannte. Belagerungsmaschinen, größer als Türme, erhoben sich vor den Mauern. Die Wüste, bis vor Kurzem dunkel von Soldaten, wurde heller, als die Truppen die Stadt stürmten, und auf dem sandigen Boden blieb die Farbe von getrocknetem Blut zurück. Rauch versuchte, in großen, dunklen Bündeln aus den Resten zerstörter Gebäude aufzusteigen, aber der Wind drückte ihn erst nach unten und riss ihn dann fort von den Flammen, zurück in die Wüste. Er schleuderte die finsteren Schwaden an die Klippenwand und ließ sie dort aufsteigen, bis sie Anaplian erreichten.
    Die Böen wurden noch stärker. Draußen in der Ebene formte sich eine Wand aus Staub zwischen Beobachterin und Stadt. Die halbe Wüste schien sich in die Luft zu erheben und nahm Anaplian immer mehr die Sicht. Die Silhouetten einiger Felsnasen zeichneten sich ab und verschwanden dann ebenfalls im vorrückenden Sandsturm. Die Frau drehte sich um und ging zu einer Vorrichtung, die auf allen vieren ruhte, wie eine Mischung aus Gerippe und Skulptur. Anaplian zog
den Mantel enger um sich und trat rückwärts auf die Füße der Maschine. Der Sitzreiter wurde sofort aktiv und schloss sich um sie, legte runde Schellen um Fußknöchel, Oberschenkel, Taille, Oberarme und Hals – die Maschine umarmte sie wie ein Liebhaber. Der Steuergriff neigte sich Anaplian entgegen, und sie schloss die rechte Hand darum, zog ihn nach oben und lenkte den Reiter damit gen Himmel. Dann drückte sie den Griff nach vorn und flog durch den Sturm aus Sand und Rauch der brennenden Stadt entgegen.
    Sie wurde schneller und ließ das Chaos des Sandsturms hinter sich zurück. Zunächst verzichtete sie darauf, die Kraftfelder zu aktivieren, überließ es dem Wind, ihren Mantel wie eine Fahne flattern zu lassen und die Krempe des Huts zu knicken. Dann schaltete sie das stromlinienförmige Feld ein und setzte den Flug in einer deltaförmigen Blase ruhiger Luft zur Stadt fort.
    Als sie den Wehrwall passierte, ging sie tiefer und schaltete das Kraftfeld wieder aus. Sie flog zwischen vom Wind zerfransten Rauchsäulen und beobachtete, wie die Angreifer in die Stadt vordrangen, wie die Verteidiger zurückwichen und die Einwohner flohen. Sie sah, wie Pfeile flogen und einige letzte Felsbrocken und Brandfässer in den oberen Bereichen der Stadt landeten. Anaplian roch den Qualm, hörte das Klirren von Klingen, das Zischen der Flammen, das Grollen einstürzender Mauern, die Kampfschreie und Kriegsfanfaren der siegreichen Truppen und die Schreie der Besiegten. Sie bemerkte einige kleine Gestalten, die auf sie zeigten, und mehrere Pfeile sausten zu ihr empor, fielen jedoch zurück, bevor sie sie erreichten. Einmal wurde sie plötzlich zur Seite geworfen und glaubte sich fast getroffen, als der Sitzreiter
einem Brandfass auswich. Donnernd raste das nach brennendem Öl stinkende Geschoss an ihr vorbei, fiel durchs Dach eines Tempels in der Oberstadt und verspritzte Feuer.
    Anaplian aktivierte alle Kraftfelder, verbarg sich und die Maschine und hüllte sich erneut in eine stille Blase unbewegter Luft. Sie war zum Zentrum der Stadt unterwegs gewesen, dorthin, wo Zitadelle und Palast aufragten, überlegte es sich aber anders, steuerte die Randzone an und beobachtete den mittleren Bereich. Angreifer rückten dort immer weiter vor, während Verteidiger und Zivilisten flohen. Anaplian versuchte, sowohl einen allgemeinen Eindruck zu gewinnen als auch einzelne Gruppen im Auge zu behalten.
    Schließlich landete sie auf dem flachen Dach eines einfachen Gebäudes, wo eine Vergewaltigung stattfand und ein kleines Kind in einer Ecke hockte. Vier Soldaten warteten darauf, an die Reihe zu kommen, und sie warfen Anaplian verärgerte Blicke zu, als sie wie aus dem Nichts erschien und aus dem Sitzreiter trat. Der Unmut in ihren Gesichtern wich anzüglichem Grinsen, als sie eine schmale Waffe aus dem Schulterhalfter zog, dünn lächelte und damit begann, den Burschen nacheinander kopfgroße Löcher in die Brust zu pusten. Die ersten drei von ihnen flogen nach hinten, über die niedrige Mauer am Rand des Daches hinweg, und landeten in

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