Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
»hohen Kontorsionsfaktor« nannte. Er hatte in allen seinen Gestalten immer großen Wert auf Ordnung, Effizienz und Fitness gelegt, und als Aciculat glaubte er, etwas
gefunden zu haben, das diese Werte gut zum Ausdruck brachte.
    Batras Gestalt war in der Kultur keineswegs ein Beispiel für die maximale Entfernung von der menschlichen Norm. Andere Ex-Menschen, die oberflächlich gesehen eine große Ähnlichkeit mit Jerle Batra aufwiesen, hatten ihr Bewusstsein völlig vom biologischen Trägermaterial des Gehirns lösen lassen und eine nicht biologische Gestalt gewählt. Bei solchen Aciculaten waren Intelligenz und Sein in der ganzen physischen Struktur verteilt und beschränkten sich nicht auf einen zentralen Knoten oder dergleichen. Ihr Kontorsionsfaktor ging weit über den von Batra hinaus.
    Andere hatten die Gestalt von fast allen möglichen mobilen Dingen angenommen, vom Herkömmlichen (Fische, Vögel, andere Sauerstoff atmende Tiere) zum Exotischeren, über fremde Lebensformen – unter anderem auch jene, die normalerweise kein bewusstes Selbst besaßen – bis hin zum wahrhaft Ungewöhnlichen, zum Beispiel der Kühl- und Zirkulationsflüssigkeit eines tueriellanischen maieutischen Saatsegels oder dem Sporenbündel eines stellaren Feldliners. Diese letzten beiden »Gestalten« waren sowohl extrem als auch unumkehrbar; es gab eine ganze Reihe von Veränderungen, die sich schwer herbeiführen ließen und anschließend nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Was einmal einem stellaren Feldliner geähnelt hatte, passte einfach nicht mehr in einen menschlichen Kopf.
    Einige echte Exzentriker hatten sogar die Gestalt von Drohnen und Messerraketen angenommen, obwohl das als frech und sogar beleidigend galt, sowohl Maschinen als auch Menschen gegenüber.

    »Djan Seriy Anaplian«, sagte Batra mit sehr menschlich klingender Stimme. »Guten Tag. Oh. Sollte ich Ihnen gratulieren?«
    »Dies ist Toark«, sagte Anaplian. »Er ist nicht mein Sohn.«
    »Ja. Ich hätte bestimmt etwas davon gehört.«
    Anaplian sah zur Drohne. »Ja, bestimmt.«
    »Und Handrataler Turminder Xuss. Guten Tag auch Ihnen.«
    »Bin wie immer entzückt«, summte die Drohne.
    »Turminder, dies betrifft Sie zunächst nicht. Würden Sie mich und Djan Seriy entschuldigen? Sie könnten unseren jungen Freund unterhalten.«
    »Ich entwickle mich allmählich zu einem versierten Kinderhüter. Mein Geschick wächst mit jeder verstreichenden Stunde. Ich werde es weiter verbessern.«
    Die Drohne brachte den Jungen fort. Anaplian sah zum Quartierdeck, dessen Rand über den Balkon reichte, nahm den Hut ab, warf ihn in den einen schwebenden Sessel und nahm im anderen Platz. Ein Tablett mit Getränken glitt auf sie zu.
    Batra kam näher, ein grauer, skelettartiger Busch, der Anaplian etwa bis zum Kopf reichte. »Sie sind hier zu Hause«, sagte er.
    Anaplian hielt die Worte für einen leisen Tadel. Hatte sie sich zu ungezwungen verhalten, als sie den Hut in den anderen Sessel geworfen und sich dann einfach so gesetzt hatte? Vielleicht rügte Batra sie, weil sie nicht genügend Respekt zeigte. Er war ihr Vorgesetzter, insofern diese gewollt unhierarchische Zivilisation überhaupt das Konzept von Vorgesetzten
und Untergebenen kannte. Er hätte sie aus den BU entlassen oder zumindest dafür sorgen können, dass sie noch einmal ganz von vorn beginnen musste, aber normalerweise legte er keinen derartigen Wert auf Etikette.
    »Dies erfüllt seinen Zweck«, sagte Anaplian.
    Batra schwebte übers Deck und »setzte« sich in einen von der Decke herabhängenden Sessel – wie ein fusseliger, vage metallischer Ball ruhte er darin. Die Anaplian zugewandte Seite hatte er in so etwas wie ein Gesicht verwandelt, was so viel bedeutete wie: Seine visuellen Sensoren befanden sich dort, wo man die Augen erwartete, und die Stimme kam von der Stelle, wo bei einem Menschen der Mund gewesen wäre. Es wirkte recht verwirrend. Aber es war schon seltsam genug, mit einer flauschigen Kugel zu sprechen, dachte Anaplian.
    »Wie ich hörte, haben sich die Ereignisse in Hinsicht auf die Zeloy-/Nuersotise-Situation nicht so entwickelt, wie wir es uns gewünscht haben.«
    »Vor einem Jahr haben wir ein Heer, das auf dem Weg zur Stadt war, entwaffnet und zurückgeschickt«, sagte Anaplian vorsichtig. »Heute wurden die damaligen Angreifer ihrerseits angegriffen. Die progressiveren Tendenzen, wie wir sie nennen, sollten sich jetzt durchsetzen. Allerdings nicht ohne einen gewissen Preis.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher