Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks

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schaumigen Explosionen aus Blut und Gewebe unten auf der Straße. Dem vierten Mann blieb Zeit genug, zu reagieren. Er duckte sich und wollte zur Seite springen, und in Anaplian erwachte ihre Kampfausbildung. Sie bewegte die Waffe schneller, als es mit einer von ihrem Bewusstsein kontrollierten Steuerung möglich gewesen wäre, und gleichzeitig kommunizierte sie mit ihr, um Emissionsmuster und Strahlfokus
anzupassen. Der Bauch des vierten Soldaten platzte auf, und Gedärm spritzte übers Dach. Eine Art gurgelndes Seufzen kam von den Lippen des Mannes, als er starb.
    Der Typ, der die Frau vergewaltigte, starrte Anaplian mit offenem Mund an. Sie trat einige Schritte beiseite, um auf ihn zu zielen, ohne die Frau zu gefährden, schoss ihm dann den Kopf von den Schultern. Sie blickte zu dem Kind, das zum toten Soldaten sah, und zur Gestalt unter dem zuckenden, blutüberströmten Körper. Anaplian hob die Hand zu einer beruhigenden Geste. »Warte«, sagte sie in der Sprache des Kinds, trat die Leiche des Soldaten von der Frau und musste feststellen, dass sie bereits tot war. Die Kerle hatten ihr einen Lappen in den Mund gestopft, damit sie nicht schrie, und dadurch war sie erstickt.
    Djan Seriy Anaplian ließ für einen Moment den Kopf sinken und fluchte in mehreren Sprachen, von denen mindestens eine viele tausend Lichtjahre entfernt zu Hause war, wandte sich dann wieder dem Kind zu. Es war ein Junge. Er hatte die Augen weit aufgerissen, und sein schmutziges Gesicht war tränennass. Die Bekleidung bestand nur aus einem kleinen Lendenschurz, und Anaplian fragte sich, ob die Männer beabsichtigt hatten, auch ihn zu vergewaltigen. Vielleicht hätten sie ihn einfach vom Dach geworfen. Vielleicht war es nicht ihre Absicht gewesen, die Frau zu töten.
    Eigentlich hätte Anaplian zittern sollen. Ohne die Kampfreflexe wäre das sicher der Fall gewesen. Sie gab ihren Drüsen die Schnellruhe -Anweisung, um den inneren Schock zu lindern.
    Sie steckte die Waffe ins Halfter zurück – obwohl der Junge vermutlich gar nicht verstand, dass es sich um eine Waffe
handelte -, trat zu ihm und ging vor ihm in die Hocke. Anaplian versuchte, freundlich und aufmunternd zu wirken, aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Vom offenen Treppenhaus auf der anderen Seite des Daches kamen die Geräusche schneller Schritte.
    Sie hob den Jungen hoch. Er wehrte sich nicht, versuchte aber weiterhin, die Arme um die Knie geschlungen zu halten. Er war sehr leicht, roch nach Schweiß und Urin. Anaplian drehte den Jungen herum und drückte ihn an ihre Brust, als sie wieder in den Sitzreiter trat. Die Maschine schloss sich erneut um sie und streckte ihr den Kontrollgriff entgegen.
    Ein mit einer Armbrust bewaffneter Soldat erreichte das obere Ende der Treppe. Anaplian holte noch einmal ihre Waffe hervor und zielte auf ihn, schüttelte dann aber den Kopf und murmelte: »Ach, was soll’s.« Sie betätigte die Kontrollen und sauste mit dem Jungen in ihren Armen gen Himmel. Der Armbrustbolzen verursachte ein pochendes Geräusch, als er am unteren Kraftfeld der Maschine abprallte.


    »Und was genau haben Sie jetzt mit ihm vor?«, fragte die Drohne Turminder Xuss. Sie befanden sich auf einem hohen Felsen, mindestens so weit von Anaplians ursprünglichem Aussichtspunkt entfernt wie jene Klippe von der Stadt. Der Junge – er hieß Toark – war darauf hingewiesen worden, dass er sich vom Rand der großen Felssäule fernhalten sollte, aber eine Scoutrakete gab trotzdem auf ihn acht. Die Drohne hatte ihm ihre älteste, mit dem geringsten Leistungsvermögen ausgestattete Messerrakete als Spielzeug gegeben; die Waffe war gegliedert, und ihre kurzen, dicken Segmente klirrten und drehten sich in den Händen des Knaben. Er gab
entzückte, gurrende Laute von sich. Bisher hatte die Messerrakete die Behandlung ohne Klage hingenommen.
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Anaplian.
    »Wollen Sie ihn in der Wildnis aussetzen?«, fragte Turminder Xuss. »Oder ihn zur Stadt zurückschicken?«
    »Nein«, sagte Anaplian und seufzte. »Er fragt immer wieder, wann seine Mama aufwacht«, fügte sie hinzu, und dabei war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    »Sie haben den Besonderen Umständen auf eigene Faust ein neues Ausbildungsverhältnis hinzugefügt«, sagte die Drohne.
    Anaplian ging nicht darauf ein. »Wir suchen einen sicheren Ort, wo wir ihn zurücklassen können, eine Familie, bei der er aufwachsen kann«, lautete ihre Antwort. Sie saß auf den Fersen, den