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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Tagen vorbereitet.

    Eigentlich war es seine Absicht gewesen, »der Tod des Königs« zu sagen, aber dann hatte er doch »meines Vaters« gesagt. Den Grund dafür kannte er nicht, und er ärgerte sich ein wenig darüber.
    Harne wahrte ihren ernsten Gesichtsausdruck, neigte aber kurz andeutungsweise den Kopf. »Danke für deine Worte, Prinz. Ich bin sicher, sie würden sich freuen, wenn sich das alles am Hofe bewerkstelligen ließe. Wir werden uns bemühen, ihnen diese Freude zu machen.«
    Und das, dachte Oramen – als Renneque an Harnes Seite trat, die Hand der älteren Frau nahm, sie schüttelte und dabei sagte, welches Leid der Verlust ihr bescherte -, musste genügen. Es war keine direkte Ablehnung, aber auch nicht das, was er sich erhofft hatte. Er fing kurz Harnes Blick ein, während Renneque ihren Monolog fortsetzte, verbeugte sich und ging weiter.
     
     
    »Wie kommen unsere Vorbereitungen voran, Feldmarschall?«, fragte Oramen den finster und abweisend wirkenden neuen Oberbefehlshaber. Werreber stand am Fenster, mit einem Getränk in der Hand, und blickte hinaus in den Regen, der auf die Stadt fiel. Er drehte sich um und musterte Oramen.
    »Gut, Sir«, sagte er ernst.
    »Es heißt, wir greifen innerhalb von zehn Tagen an.«
    »Davon habe ich gehört, Sir.«
    Oramen lächelte. »Mein Vater hätte unsere Streitkräfte gern angeführt.«
    »Zweifellos, Sir.«
    »Wird uns sein Fehlen nicht schaden? Ich meine, so sehr,
dass am Ausgang des bevorstehenden Kampfes gezweifelt werden müsste.«
    »Er ist ein großer Verlust, Sir«, sagte Werreber. »Aber er hinterließ die Streitkräfte in einem sehr guten Zustand. Hinzu kommt der Wunsch der Soldaten, seinen Tod zu rächen.«
    »Hmm.« Oramen runzelte die Stirn. »Wie ich hörte, wurden die gefangenen Deldeyn nach seinem Tod hingemetzelt.«
    »Feinde wurden getötet. Es fand eine Schlacht statt.«
    »Nach der Schlacht. Obwohl nach den Prinzipien meines Vaters Gefangene so behandelt werden sollten, wie wir es von unseren eigenen Leuten in Feindeshand erhoffen.«
    »Auch nach der Schlacht wurden Feinde getötet, Sir. Es ist bedauerlich. Zweifellos waren die Männer blind vor Kummer.«
    »Gerüchten zufolge soll mein Vater das Massaker angeordnet haben.«
    »Es tut mir leid, dass Ihnen solche Gerüchte zu Ohren gekommen sind, Sir.«
    »Sie waren bei ihm, als er starb, lieber Werreber. Erinnern Sie sich an einen derartigen Befehl?«
    Der Feldmarschall wich ein wenig zurück, straffte die Gestalt und schien verwirrt zu sein. »Prinz«, sagte er und sah Oramen über seine lange Nase hinweg an, »so traurig es auch sein mag, aber manchmal ist es besser für uns, über bestimmte Dinge so wenig wie möglich zu sprechen. Eine saubere Wunde überlässt man am besten sich selbst. In ihr herumzustochern, bringt nur Schmerz.«
    »Oh, Werreber, ich hatte nicht die Gelegenheit, beim Tod meines Vaters zugegen zu sein. Ich habe das Bedürfnis – wie
jeder Sohn – zu wissen, wie es war. Könnten Sie mir nicht die letzten Ungewissheiten nehmen, auf dass ich in der Lage bin, die Sache ruhen zu lassen? Andernfalls kann ich mir die Szene nur vorstellen, weil ich nicht weiß, was wirklich geschehen ist. So wird eine Wunde daraus, zu der ich immer wieder zurückkehren muss.«
    Noch nie zuvor hatte Oramen so viel Unbehagen bei Werreber gesehen. »Ich war nicht die ganze Zeit über dabei, als Ihr Vater mit dem Tode rang«, sagte er. »Zusammen mit dem Gepriesenen war ich unterwegs, weil man uns gerufen hatte. Oder wir hielten uns beide draußen auf, um den Personen, die das Leben Ihres Vaters zu retten versuchten, nicht im Weg zu sein. Ich habe nicht gehört, wie Ihr Vater einen derartigen Befehl in Hinsicht auf die Gefangenen gab, aber das bedeutet nicht, dass er keine solche Anweisung erteilt hat. Es spielt kaum eine Rolle, Sir. Ob aufgrund eines Befehls oder aus Kummer und Rache: Die betroffenen Feinde bleiben tot.«
    »Dem widerspreche ich nicht«, sagte Oramen. »Ich habe dabei mehr an den Ruf meines Vaters gedacht.«
    »Er muss sehr gelitten haben, Sir. Unter solchen Umständen kann es zu einem Fieber kommen, das den Kranken oder Verwundeten verändert und ihn Dinge sagen lässt, die er sonst nie gesagt hätte. Das gilt selbst für die Tapfersten, Sir. Es ist oft kein schöner Anblick. Wie ich schon sagte, Sir: Wir sollten es besser ruhen lassen.«
    »Soll das heißen, dass mein Vater letztendlich nicht so starb, wie er lebte? Er selbst hätte das für einen schweren Vorwurf

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