Die Sphaeren
verstehen gegeben, dass die Sarl und Leute wie sie eigentlich mehr Macht hatten als die ungreifbaren, weit überlegenen
Optimae mit ihren Millionen von künstlichen Welten, ihren Denkmaschinen, die Sterbliche beschämten, und den Milliarden von Raumschiffen, die durch die weiten Räume zwischen den Sternen flogen, so wie eiserne Kriegsschiffe durch die Wellen eines Meeres pflügten. Diese Behauptung hatte Oramen erstaunt, gelinde gesagt.
Sein Vater hatte erklärt, dass eben gerade die hohe Entwicklung der Optimae wie eine Fessel für sie wirkte. Trotz der legendären Größe der großen Sterneninsel, die jenseits ihrer eigenen Welt Sursamen existierte: In der dicht bewohnten Galaxis ging es ziemlich eng zu. Die Optimae – die Morthanveld, die Kultur und so weiter – waren manierliche, zivilisierte Völker und lebten dicht an dicht mit den anderen Bewohnern der großen Linse. Ihre Reiche und Einflusssphären – bis zu einem gewissen Grad auch Geschichte, Kultur und Errungenschaften der einzelnen Spezies – neigten dazu, sich gegenseitig zu überlappen, wodurch sich das Zusammengehörigkeitsgefühl der jeweiligen Völker verringerte und eine Verteidigung schwierig wurde.
Außerdem gab es wenig oder nichts, das sie brauchten oder Wettstreit herausforderte, und deshalb kam es nicht zu Konflikten. Stattdessen existierten zahlreiche Verträge, Abkommen, Übereinkünfte und nicht einmal ganz ausformulierte Konkordate, alle dazu bestimmt, den Frieden zu wahren und Spannungen zwischen Spezies zu vermeiden, die sich in ihrem Aussehen völlig unterschieden, sich aber darin glichen, jenes hohe Niveau der Zivilisation erreicht zu haben, von dem aus weiterer Fortschritt die Entfernung zum realen Leben in der Galaxis vergrößern musste.
Das Ergebnis: Zwar schienen die Individuen innerhalb ihrer
Gesellschaften völlig frei zu sein, aber die Gesellschaften hatten kaum Bewegungsspielraum. Im großen Maßstab gab es einfach nicht mehr viel für sie zu tun. Es gab keine – oder nur sehr wenige – große Kriege auf diesem Niveau, kein großes Gerangel um Positionen und Macht, abgesehen von sehr langsamen und subtilen Manövern. Der letzte einigermaßen bedeutsame Konflikt hatte vor tausend Kurzjahren der Achten stattgefunden, ein Kampf der Kultur gegen die Idiraner, und sonderbarerweise war es dabei zumindest für die Kultur um Prinzipien gegangen. (Oramen vermutete: Wenn es nicht Xide Hyrlis selbst gewesen wäre, der seinem Vater gegenüber die Zusammenhänge bestätigt hätte, so hätte der König das Ganze sicher für absurd und grotesk gehalten.)
Bei den Optimae gab es keine Könige, die ein ganzes Volk auf ein Ziel ausrichteten. Sie hatten keine Feinde, von denen sie glaubten, dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als gegen sie zu kämpfen. Und was auch immer sie brauchten: Sie konnten es irgendwie herstellen, offenbar ganz nach Belieben, billig und in jeder gewünschten Menge. Also gab es auch keine Ressourcen, um die man sich streiten konnte.
Aber sie, die Sarl, die Bewohner der Achten, ein kleines Menschenvolk – sie und ihresgleichen konnten ganz ihren natürlichen Neigungen nachgehen und sich ungehindert ihren Disputen widmen. Mit anderen Worten: In den von ihrer Technik gesetzten Grenzen konnten sie machen, was sie wollten! War das nicht wundervoll? Einige der Übereinkünfte zwischen den Optimae gestatteten es Völkern wie den Sarl, sich auf diese Weise zu verhalten, ohne irgendwelche Einschränkungen, im Namen der Nichteinmischung und der Verhinderung von kulturellem Imperialismus. War das nicht
hervorragend? Die Gesetze von Fremden im All garantierten den Sarl das Recht, mit Kampf, Lüge und Betrug Einfluss und Macht zu erringen!
Der König hatte dies für sehr amüsant gehalten. Die Bühne mag klein sein, aber das Publikum ist groß, hatte er wiederholt und zu Oramen gesagt: Aber vergiss nicht, dass du vielleicht auf mehr Bühnen agierst, als du denkst. Die Optimae waren durchaus imstande, alles zu beobachten, was bei technisch so hilflosen Völkern wie den Sarl geschah. Es half ihnen dabei, sich daran zu erinnern, wie ein barbarischeres Leben aussah: Sie beobachteten wie Götter. Zwar gab es diverse Verträge und Abkommen, die die Umstände der Observierung reglementierten, aber Beobachtungen waren zulässig.
So dekadent es auch sein mochte: Es war der Preis, den ein Volk wie die Sarl für das Recht zahlen musste, sich auf eine Weise zu verhalten, die die Optimae andernfalls vielleicht verboten
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